Dem Bischof von Odessa-Simferopol ist die Empörung über die russischen Kriegsgräuel gegen sein Land im Gespräch mit DOMRADIO.DE deutlich anzuhören. Aber auch die in seinen Augen zu geringe Reaktion des Westens bereits auf die Annektierung der Krim 2014 ärgert den Bischof.
Die Eskalation Russlands in Form der Teilmobilmachung sieht er daher auch als Folge einer zu starken europäischen Zurückhaltung: "Putin ist ein gefährlicher Mann", so Szyrokoradiuk. Der Westen habe noch nicht genug gegen Krieg in seinem Land unternommen, daher mache der russische Machthaber jetzt weiter.
Froh über Befreiung
Erleichtert zeigt sich der Bischof, dass dank der Offensive der ukrainischen Streitkräfte über 300 Städte und Dörfer bisher befreit worden seien. "Aber es ist furchtbar, was die Russen während der Besatzung gemacht haben, sie haben viele Menschen umgebracht, denken wir nur an die Massengräber".
Die bei Isjum gefundenen Gräber hatte vor kurzem der vom Papst in die Ukraine gesandte Kardinal Krajewski besucht. In einem Wald im Nordosten des Landes sah er laut ukrainischen Medienberichten, wie Ermittler Gräber ausschaufelten und Tote heraushoben.
Für den Bischof von Odessa-Simferopol ist es wichtig, dass der Papst Informationen aus erster Hand bekommt: "Kardinal Krajewski hat die Ruinen gesehen, er hat mit eigenen Augen alles gesehen und kann dem Papst davon erzählen!" Den päpstlichen Gesandten habe es beim Treffen in Odessa erstaunt, dass "alle unsere Priester geblieben sind und durchhalten – und unsere Ordensschwester auch".
In Odessa kaum Raketenangriffe dank Luftabwehr
Die Situation der ukrainischen Hafenstadt beschreibt Bischof Szyrokoradiuk als vergleichsweise ruhig. "Wir haben fast einen normalen Alltag, fast alles funktioniert, denn wir haben eine starke Luftverteidigung." Doch nur wenig weiter entfernt von der Hafenstadt sehe es anders aus, dort fielen immer noch russische Bomben, gebe es Angriffe auf die zivile Infrastruktur, auf Häuser.
Bischof verurteilt russischen Terrorismus
Die angekündigten Referenden in vier von den Russen besetzen ukrainischen Gebieten kritisiert Bischof Szyrokoradiuk deutlich: "Niemand wird die anerkennen – nur Russland!" Die Menschen hätten auch deswegen immer noch Angst, doch die Ukrainer seien nach wie vor bereit zu kämpfen. Die zahllosen Raketenangriffe auf sein Land verurteilt der Bischof scharf: "Das ist russischer Terrorismus!" Er habe keine Worte für das, was Russland in seinem Land mache. Es sei unmenschlich und "von Russland gibt es nur Lügen!"
So zeigt sich Stanislaw Szyrokoradiuk einerseits empört, was Russland seinem Land antut, andererseits weiß er gerade die Unterstützung durch die Weltkirche zu schätzen, auch wenn er vom Westen noch konsequenteres Vorgehen erwartet. Das Gespräch mit DOMRADIO.DE beendet der Bischof mit der eindringlichen Bitte um das Gebet aller, die ihn hören: "Wir brauchen das wirklich sehr!"