Bischof Rolando Alvarez (Matagalpa) stehe unter Hausarrest. Viele kirchliche Mitarbeiter und Gemeindemitglieder seien verhaftet, Radiosender der Kirche abgeschaltet worden. Am Mittwoch hatte sich die Kommission Weltkirche der Situation in Nicaragua gewidmet.
"Man kann nicht mehr von einer Demokratie reden, wenn der Präsident und seine Familie den gesamten öffentlichen Raum dominieren", kritisierte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, der Augsburger Bischof Bertram Meier. Nach der Verfassung sei Nicaragua zwar eine Präsidialdemokratie, der seit 2007 amtierende Präsident Daniel Ortega habe mit seiner Familie aber immer mehr Kontrolle über das Land an sich gezogen, sodass demokratische und menschenrechtliche Grundprinzipien massiv unterlaufen würden.
Unterdrückung von Protesten
Dies sei spätestens im Frühjahr 2018 offenkundig geworden, als soziale Proteste gewaltsam unterdrückt worden seien, betonte der Bischof. Mehrere Hundert Menschen seien ums Leben gekommen. Danach habe die Repression gegen Oppositionelle, zivilgesellschaftliche Akteure und Medien zugenommen. Dennoch lehnten sich viele Nicaraguaner gegen das Regime auf.
Meier blickte auch auf Entwicklungen vor und nach den jüngsten Wahlen im November 2021. Damals seien mehrere Kandidatinnen und Kandidaten verhaftet worden, die als Gegner des amtierenden Präsidentenpaares Daniel Ortega (Präsident) und Rosario Murillo (Vizepräsidentin) gegolten hätten. Im März 2022 sei der damalige Apostolische Nuntius in Nicaragua, Erzbischof Waldemar Stanislaw Sommertag, des Landes verwiesen worden, ebenso die Missionarinnen der Nächstenliebe.
Blutvergießen müsse enden
Meier erinnerte daran, dass Ende September dieses Jahres die Botschafterin der Europäischen Union, Bettina Muscheidt, zum Verlassen des Landes aufgefordert worden sei. "So sollen die Kritiker zum Schweigen gebracht werden." Der Bischof zeigte sich beeindruckt von "dem Mut vieler Nicaraguaner, gegen die Repressionen aufzustehen und für die Freilassung der politischen Gefangenen und die Wiederherstellung von Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten einzutreten". Die Unterdrückung müsse bald ein Ende finden: "Es darf kein weiteres Blutvergießen oder gar einen Bürgerkrieg geben."