Bistum Hildesheim feiert Bischof Godehard mit Jubiläumsjahr

Seelsorger und Reformer

Godehard von Hildesheim gehört zu den bedeutendsten Heiligen des Mittelalters. Aus Anlass seiner Bischofsweihe vor 1.000 Jahren erinnert das Bistum Hildesheim mit einem Jubiläumsjahr an den außergewöhnlichen Seelsorger.

Autor/in:
Michael Althaus
Hildesheimer Dom / © Sina Ettmer Photography (shutterstock)
Hildesheimer Dom / © Sina Ettmer Photography ( shutterstock )

Ein Alpenpass trägt seinen Namen, ebenso wie zahlreiche Kirchen in ganz Europa. In diesem Jahr ist es 1.000 Jahre her, dass der heilige Godehard zum Bischof von Hildesheim geweiht wurde.

Am 5. Mai startet das dortige Bistum daher ein Godehardjahr mit zahlreichen Gottesdiensten, Aktionen und Veranstaltungen - und erinnert damit an einen tüchtigen Seelsorger und Reformer.

Godehard von Hildesheim / © Rabanus Flavus
Godehard von Hildesheim / © Rabanus Flavus

Godehard, auch Gotthard genannt, wurde der legendenhaften Überlieferung zufolge um das Jahr 960 im niederbayerischen Reichersdorf geboren. Schon in der Kindheit zeigte sich sein Sinn für asketisches Leben: Mit einem Freund war der Internatsschüler tagelang ausgebüxt, um als Einsiedler von Wurzeln und Beeren zu leben.

Ordensmann in jungen Jahren

Er trat früh in das Benediktinerkloster Niederaltaich ein, wurde 985 zum Diakon geweiht und schon 997 zum Abt gewählt - zunächst in Niederaltaich, dann zugleich auch in Tegernsee, Hersfeld und Kremsmünster. Godehard war ein Anhänger der Erneuerungsbewegung, die damals von der französischen Benediktinerabtei Cluny ausging und die vor allem eine strengere Beachtung der Ordensregel und eine Vertiefung der Frömmigkeit zum Ziel hatte. Trotz mancher Widerstände setzte er die Reformideen in seinen Klöstern um.

Ein enger Mitarbeiter bemerkte zum Führungsstil des Reformabts: "Den Sanftmütigen ist er wie ein Vater", die Mitbrüder aber, "die aufbegehren, drückt er hart". Godehard vertiefte sich nicht nur in Verwaltungsarbeit und Gebet, sondern entspannte sich auch bei Horaz-Gedichten und Cicero-Briefen. Er besaß die seltene Gabe, wissenschaftliche Bildung und politisches Organisationstalent mit innerer Harmonie und Frömmigkeit zu verbinden.

Weihe in Hildesheim

Als er 1022 mit Kaiser Heinrich II. unterwegs war, erreichte die beiden die Nachricht vom Tod des Hildesheimer Bischofs Bernward. Der Herrscher wünschte sich daraufhin Godehard auf den Bischofsstuhl im Bistum Hildesheim, das damals eines der politischen und kulturellen Zentren des römisch-deutschen Reiches war. Der bereits über 60-Jährige wäre der Überlieferung nach lieber in Bayern geblieben, beugte sich aber dem Willen des Kaisers. Und so wurde er am 2. Dezember 1022 in Grone bei Göttingen zum Bischof geweiht.

Als solcher wirkte er in Hildesheim als Bauherr von Kirchen - über 30 Gotteshäuser soll er errichtet haben - und förderte Bildung und Caritas. Dem Dom fügte er ein Westwerk bei und ließ das Michaelskloster vollenden, dessen romanische Flachdecke mit einzigartiger Malerei noch heute zu bewundern ist. Durch Reisen und Synoden vertiefte er das geistliche Leben seiner Diözese.

Im Dom begraben

Der beliebte Bischof starb am 5. Mai 1038 im von ihm gegründeten Mauritiusstift und wurde im Hildesheimer Dom beigesetzt. Über seiner Grabstelle in der Krypta steht heute ein goldverzierter Schrein, der Knochen und Gewandfragmente des Ordensmannes enthalten soll. Wegen seiner Wohltaten wurde er schon 1131 durch Papst Innozenz II. heiliggesprochen. Seine Verehrung breitete sich rasch zunächst bis nach Norditalien und von dort nach ganz Europa aus.

Godehard-Schrein im Hildesheimer Dom / © Harald Oppitz (KNA)
Godehard-Schrein im Hildesheimer Dom / © Harald Oppitz ( KNA )

Dazu trugen zahlreiche Legenden und seine Schüler bei, die Godehard Zeit seines Lebens um sich geschart hatte. Die Benennung des Schweizer Gotthard-Passes geht wohl auf eine dortige Kapelle zurück, die dem Hildesheimer Bischof 1293 geweiht wurde. Der Heilige ist unter anderem auch Schutzpatron der thüringischen Stadt Gotha und in deren Wappen abgebildet.

Wilmer würdigt Vorgänger

"Godehard war ein großartiger Seelsorger und Erneuerer", sagt der heutige Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer. "Er hat Menschen zusammengeführt, sich für Bildung eingesetzt, war bei den Armen und hat aus einem tiefen Glauben gelebt. Wir können viel von ihm lernen."

Das Godehardjahr steht unter dem Motto "Glauben geht. Go!" und soll der inneren Erneuerung des Bistums dienen. Zu den Angeboten gehört unter anderem eine Pilgerreise von der ersten Wirkungsstätte Godehards in Niederaltaich nach Hildesheim. In einer Kampagne werden "Segensorte" im Bistum präsentiert. Auch mehrere Tagungen stehen auf dem Programm. "Godehards Weihejubiläum 2022 nehmen wir zum Anlass, als Kirche von Hildesheim mutig aufzubrechen, ausgetretene Pfade zu verlassen, ganz neue Routen zu wagen", so Wilmer.

Bistum Hildesheim startet Godehardjahr

Mit einem Festjahr erinnert das katholische Bistum Hildesheim an die Weihe seines früheren Bischofs Godehard (1022-1038) vor 1.000 Jahren. Das Godehardjahr wird vom 5. bis 8. Mai mit mehreren Gottesdiensten eröffnet, wie die Diözese ankündigte. In Hildesheim feiert Bischof Heiner Wilmer am 5. Mai (18.00 Uhr), dem Todestag Godehards, eine Messe im Mariendom. Zeitgleich finden Gottesdienste mit den Weihbischöfen Nikolaus Schwerdtfeger und Heinz-Günter Bongartz in Sankt Godehard und in der Klosterkirche Marienrode statt.

Bischof Heiner Wilmer / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Heiner Wilmer / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA