Das Verfahren war bereits 1975 eröffnet worden, Triers Bischof Stephan Ackermann setzte nun den Vorgang für eine Seligspechung des Gründers der Schönstatt-Bewegung aus, wie das Bistum Trier am Dienstag mitteilte.
Es gebe ungeklärte Fragen, die nicht innerhalb des Prozesses der Seligsprechung geklärt werden könnten, teilte Ackermann nach Gesprächen mit Experten auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit. Es brauche eine vertiefte, unabhängige Forschung zu Kentenich. Das Bistum werde sich aber nicht aktiv in weitere Untersuchungen einbringen, fügte der Bischof hinzu.
Schönstatt-Bewegung in über 100 Ländern aktiv
Kentenich war Mitglied des Pallottiner-Ordens und gründete die internationale Schönstatt-Bewegung. Die religiöse Gemeinschaft hat weltweit in 110 Ländern Mitglieder. Wichtig ist ihnen vor allem eine christliche Lebensführung im Alltag und eine besondere Marienfrömmigkeit.
Ackermann betonte, die jüngsten Diskussionen sowie neu verfügbare Dokumente hätten gezeigt, "dass wir noch nicht am Ende sind mit dem, was es über Leben, Wirken und Spiritualität von Pater Kentenich zu sagen gibt". Er könne aber keinen Seligsprechungsprozess für eine Person fortsetzen, "gegen die Anschuldigungen vorliegen, die derzeit nicht sicher entkräftet werden können".
Noch kein Urteil über Kentenich
Weiter betonte der Bischof, dass mit der Aussetzung des Verfahrens "kein Urteil über Leben und Wirken von Pater Kentenich gefällt" sei. Auch sei nicht ausgeschlossen, dass das Seligsprechungsverfahren wieder aufgenommen werden könne, "sollten neue Erkenntnisse vorliegen, die all die offenen Fragen zufriedenstellend beantworten".
Die Aussetzung sei mit der Seligsprechungskongregation im Vatikan abgesprochen.
Das Seligsprechungsverfahren für Kentenich begann 1975. In einem solchen Verfahren wird unter anderem die Lebensführung der Person geprüft. Eine Historikerkommission hatte 2007 ihre Arbeit beendet. Das Verfahren wurde auf diözesaner Ebene aber nicht abgeschlossen.
Vorwurf des Machtmissbrauchs und sexueller Übergriffe
2020 veröffentlichte die in Rom lebende Kirchenhistorikerin Alexandra von Teuffenbach Vorwürfe gegen Kentenich. Sie wirft dem populären Schönstatt-Gründer systematische Manipulation, Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe vor. 2021 machte das Bistum Trier außerdem einen weiteren Vorwurf wegen übergriffigen Verhaltens gegen Kentenich aus der Zeit seines Exils in den USA bekannt.
In der Folge hatte das Bistum Trier vor rund einem Jahr bei Wissenschaftlern, Pallottinern und Schönstatt-Mitgliedern nach weiteren Erkenntnissen zu Kentenich gefragt. Das Bistum begründete dies damals damit, dass diese Form mehr Freiheiten biete als eine ursprünglich angekündigte zweite Historikerkommission, die strengen Vorgaben des Vatikan wie Geheimhaltung zu folgen hätte. Konkrete Untersuchungen habe es aber nicht gegeben, teilte Ackermann nun mit.