Ob es bei dem Gespräch auch über die aktuellen Vorwürfe gegen Schönstatt-Gründer Pater Josef Kentenich (1885-1968) ging, ist nicht bekannt. Die in Rom tätige Kirchenhistorikerin Alexandra von Teuffenbach wirft dem bis heute populären Geistlichen in ihrem Buch "Vater darf das" (2020) systematische Manipulation, Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe vor.
Sie stützt sich unter anderem auf neu zugängliche vatikanische Dokumente aus der Zeit von Papst Pius XII. (1939-1958). In dem Buch schildern mehrere Schönstätter Marienschwestern einen fragwürdigen Führungsstil des Gründervaters sowie unzulässige Beichtpraktiken und körperliche Berührungen.
"Wir haben keine Angst vor der Wahrheit"
Juan Pablo Catoggio versprach als Vorsitzender des Generalpräsidiums der Schönstatt-Bewegung eine umfassende Aufklärung. "Wir haben keine Angst vor der Wahrheit", erklärte der Pater vor rund einem Jahr. "Wir stellen uns einer gründlichen historischen Aufarbeitung."
Im September wies das Landgericht Berlin in erster Instanz einen Unterlassungsantrag gegen von Teuffenbachs Buch zurück. Antragssteller war das Säkularinstitut der Schönstätter Marienschwestern. Sie hatten die Autorin aufgefordert, bestimmte Äußerungen in ihrer Publikation zurückzuziehen. Das Buch darf nun weiter ungekürzt erscheinen. Allerdings behält sich die Schönstatt-Bewegung weitere rechtliche Schritte vor.
Wird der Seligsprechungsprozess weitergeführt?
Für Kentenich läuft seit 1975 ein Seligsprechungsverfahren. Das Bistum Trier kündigte angesichts der Vorwürfe gegen ihn eine Untersuchung an. Ziel sei es, "mehr Klarheit darüber zu gewinnen, ob der Prozess überhaupt weitergeführt werden kann", hieß es vor einigen Monaten.
Die Schönstatt-Bewegung ist eine katholische geistliche Gemeinschaft, der sich eigenen Angaben zufolge bundesweit rund 20.000 Menschen zugehörig fühlen. Gegründet wurde sie 1914 in Schönstatt, einem Stadtteil von Vallendar bei Koblenz. Nach dem Zweiten Weltkrieg breitete sich die Bewegung international aus.