Schönstatt-Bewegung will Vorwürfe gegen Kentenich aufklären

"Keine Angst vor der Wahrheit"

Mit Blick auf massive Vorwürfe gegen den Gründer der Schönstatt-Bewegung, Pater Josef Kentenich, hat die Leitung der katholischen Bewegung ihren Aufklärungswillen bekräftigt. "Wir haben keine Angst vor der Wahrheit."

Pater Josef Kentenich (KNA)
Pater Josef Kentenich / ( KNA )

"Wir sind daran interessiert, dass alles ans Licht kommt", schreibt Pater Juan-Pablo Catoggio vom Generalpräsidium der Schönstatt-Bewegung in einem jetzt veröffentlichten Brief an Freunde und Angehörige der Schönstattfamilie. "Wir stellen uns einer gründlichen historischen Aufarbeitung."

Die von der Historikerin Alexandra von Teuffenbach veröffentlichten Vorwürfe gegen Kentenich seien erschreckend und irritierend, schreibt Catoggio. Alle positiven und anklagenden Zeugnisse seien bislang nur den für das Seligsprechungsverfahren verantwortlichen Personen bekannt gewesen. "Daher sind die jetzigen Veröffentlichungen für uns bis in alle Gemeinschaften der Schönstatt-Bewegung hinein neu und schockierend."

Anschuldigungen "im Widerspruch" zu den Erfahrungen

Der Vorsitzende des Generalpräsidiums betonte zugleich, die Anschuldigungen widersprächen "unseren sehr positiven Erfahrungen mit der Person und der Botschaft Pater Kentenichs. Für Kentenich und die Schönstattbewegung seien die Freiheit, die Würde des Menschen, besonders der Frau, sowie gesunde natürliche und religiöse Bindungen besonders wichtig. "Die vorgelegte Dokumentensammlung reicht nicht, um die Wahrheit zu finden", betont Catoggio.

Sein Brief ist die zweite offizielle Reaktion aus der Schönstatt-Bewegung auf die Veröffentlichung. Bereits am Mittwoch hatte die Leitung der Schönstätter Marienschwestern die Dokumentation als "offensichtlich einseitig" bezeichnet und gefordert, die "Glaubhaftigkeit von Aussagen sowie eventuelle Motive, die zu einer Aussage führten" umfassend zu untersuchen.

Vorwürfe durch Archiv-Funde

Die in Rom tätige Kirchenhistorikerin von Teuffenbach wirft dem bis heute populären Gründer der internationalen Schönstatt-Bewegung systematische Manipulation, Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe vor. Die Forscherin stützt sich unter anderem auf neu zugängliche vatikanische Dokumente aus der Zeit des Pontifikats von Papst Pius XII. (1939-1958).

Sie hat ihre Anschuldigung in dem Buch "Vater darf das!" veröffentlicht, das im Bautz-Verlag erscheint. Es enthält Schilderungen mehrerer Schönstätter Marienschwestern über den fragwürdigen Führungsstil ihres Gründervaters. Die Frauen schildern darin detailliert, wie der populäre Geistliche zahlreiche Regelverstöße begangen habe, etwa unzulässige Beichtpraktiken und körperliche Berührungen. 

Josef Kentenich

Kentenich stammte aus kleinbäuerlichen Verhältnissen. Seine Mutter gab ihn mit acht Jahren in ein Waisenhaus. 1904 trat Kentenich in die Gemeinschaft der Pallottiner ein; 1910 wurde er zum Priester geweiht.

1914 schloss er mit einigen Schülern in einer Kapelle in Schönstatt ein Bündnis mit Maria, das sogenannte Liebesbündnis, aus dem die heutige Schönstatt-Bewegung hervorging.

Pater Josef Kentenich, Gründer der internationalen Schönstattbewegung in Vallendar / © Wolfgang Radtke (KNA)
Pater Josef Kentenich, Gründer der internationalen Schönstattbewegung in Vallendar / © Wolfgang Radtke ( KNA )
Quelle:
KNA
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