Blog des Chefredakteurs aus dem Vatikan zur Weltsynode #13

Hört auf, hier zu predigen ...

Ein Bild sagt bekanntlich mehr als 1.000 Worte. Aber Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen gibt trotzdem seinen Senf dazu. Er beobachtet aus seinem "Rome-Office" die Weltsynode und beschreibt im Blog seine Eindrücke aus der ewigen Stadt.

Debatten auf der Synode (KNA)
Debatten auf der Synode / ( KNA )

"Wir drehen uns um uns selbst, denn was passiert, passiert ... Hör auf, hier zu predigen, hör auf mit der Laberei !"

Grönemeyer war mit diesem Song sehr erfolgreich. Die Frage, ob sein Lied als Mottosong für die "Welt-Bischofs-Laien-inklusive-Frauen-Synode" taugt, kann noch nicht abschließend beantwortet werden. Als journalistischer Beobachter darf man sich die Frage aber ruhig schon mal stellen. Ich hatte das Lied gestern zumindest beim Pressebriefing im Kopf.

Ingo Brüggenjürgen im Vatikan (DR)
Ingo Brüggenjürgen im Vatikan / ( DR )

Gleich sechs (!) Leute saßen oben auf dem Podium vor einem gut gefüllten Pressesaal und im Netz vor fast 100 Journalisten aus aller Welt. Und was wurde uns Journalisten wirklich Neues erzählt? Gestern z.B., dass die Synode den Papst für sein neuestes apostolisches Schreiben zur Heiligen Therese von Lisieux gedankt habe. Welche Überraschung! ;-) Dass die Synode sich dankbar an die Wahl des Heiligen Papstes Johannes-Paul II. erinnert habe und dass einige Weihetage von Synodalen beklatscht worden seien ...

Ach ja, über das Diakonat der Frau sei gesprochen, aber natürlich noch nicht entschieden worden. Die eigentliche Nachricht kam dann am ganz Schluss und auch nur auf Nachfrage: Ja, die chinesischen Synodalen würden zurück in ihre Heimat fahren. Die Gründe? Pastorale Arbeit...

Da dürfte es doch gerne ein wenig mehr sein. Eine reichlich dünne Nachrichtenlage für eine fast einstündige Pressekonferenz mit sechs Leuten auf dem Podium.

Interessanter sind da für Beobachter hier in Rom die Dinge am Rande. Gestern: eine tolle Ausstellungseröffnung in den Räumen des deutschen Pilgerzentrums. Die Künstlerin Cornelia Steinfeld hat durch total reduzierte Darstellungen neue Zugänge zur Bibel geschaffen. Der deutsche Botschafter beim Vatikan ist anwesend und selbst die Schirmherrin der Ausstellung, Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZDK), hat es sich nicht nehmen lassen, zur Eröffnung vor Ort zu sein. In Ihrer kurzen Eröffnungsansprache betont sie, dass 54 stimmberechtigte Frauen in der Weltsynode natürlich "wunderbar" seien, aber: "Es müssten viel mehr sein!" Ob sie als Person selber gerne dabei gewesen wäre, verrät sie nicht.

Der Sprecher des Betroffenenbeirates bei der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, wird da am Abend deutlicher. Beim international gut besetzten Gesprächskreis von Missio in der Aula des Campo Santo spricht er von "verpassten Chancen": Es sei gerade zu völlig unverständlich, warum Papst Franziskus keine Betroffenen - also die Opfer sexueller Gewalt in den den Reihen der Kirche, eingeladen hätte. Norpoth wörtlich: "Spätestens bei der abschließenden Synodalversammlung im nächsten Jahr gehören die Betroffenen an den Tisch!". So geht klare Botschaft! Euer Ja sein ein Ja - Euer Nein ein Nein.

Man kann nur hoffen, dass diese verständlichen Worte aus dem Kreis der Betroffenen Gehör beim Papst und all den anderen wichtigen Kirchenmännern finden. Sonst müsste zukünftig der Grönemeyer-Text nur leicht ergänzt werden: "Hört auf hier von der Zuhörerei zu predigen, hört auf mit der Laberei, die Synode feiert Party - und ihr sei nicht dabei...!"

Ingo Brüggenjürgen, z.Zt. im "Rome-Office"

Quelle:
DR