Boliviens Ex-Präsident Morales zweifelt an Putsch-Erzählung

Putsch ohne Verletzte, Schüsse und Tote

Die Justiz in Bolivien ließ nach einem mutmaßlichen Putsch-Versuch rund 20 Militärs verhaften. Ex-Präsident Evo Morales stellt die offizielle Version der Geschehnisse in Frage und fordert eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle.

Der ehemalige Luftwaffenkommandant Marcelo Zegarra wird nach dem gescheiterten Putschversuch in Handschellen von der Polizei abgeführt (Bolivien, La Paz) / © Juan Karita/AP (dpa)
Der ehemalige Luftwaffenkommandant Marcelo Zegarra wird nach dem gescheiterten Putschversuch in Handschellen von der Polizei abgeführt (Bolivien, La Paz) / © Juan Karita/AP ( dpa )

Er wisse nicht, was für eine Art Putsch das sein solle, wenn ein Minister vergnügt über die Plaza Murillo spaziere und die Panzer besichtige, sagte Morales am Freitag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz. 

Ein Putsch ohne Verletzte

Ein Putsch ohne Verletzte, ohne Schüsse und Tote sei ungewöhnlich. Inzwischen fordern auch Teile des bolivianischen Parlaments einen Untersuchungsausschuss, um die Vorfälle vom 26. Juni aufzuklären.

Der bolivianische Präsident Luis Arce erhebt seine geballte Faust, umgeben von Anhängern und Medienvertretern, vor dem Regierungspalast in La Paz. / © Juan Karita/AP (dpa)
Der bolivianische Präsident Luis Arce erhebt seine geballte Faust, umgeben von Anhängern und Medienvertretern, vor dem Regierungspalast in La Paz. / © Juan Karita/AP ( dpa )

Am Mittwoch war eine Gruppe von Soldaten um Armeechef Juan Jose Zuniga am Regierungssitz Plaza Murillo aufmarschiert. Dabei trafen sie - vor laufenden Kameras - auf den Präsidenten Luis Arce und einige Minister. 

Arce befahl dem General den sofortigen Rückzug. Wenig später wurde Zuniga festgenommen. Er behauptete daraufhin, von Arce selbst aufgefordert worden zu sein, etwas zu unternehmen, um die Popularität des Präsidenten zu steigern. In einem CNN-Interview wies Arce den Vorwurf einer Inszenierung zurück: "Wir machen keine Show, um unsere Popularität zu steigern."

Weder Beweise für Putsch noch für Inszenierung

In einem Interview des Senders BBC hatte auch der renommierte bolivianische Politikwissenschaftler Carlos Toranzo auf Ungereimtheiten hingewiesen. Es gebe keine Gewissheit, dass es sich wirklich um einen versuchten Staatsstreich handele. Ebenso wenig gebe es bisher Beweise für eine Inszenierung.

Evo Morales, der das Land 2006 bis 2019 regierte, und das amtierende Staatsoberhaupt Luis Arce beanspruchen beide eine Führungsrolle innerhalb der sozialistischen Partei MAS. Die beiden Seiten stehen sich innerhalb des Regierungslagers unversöhnlich gegenüber. 2025 stehen erneut Präsidentschaftswahlen an. Wer das Regierungslager dann anführen wird, ist offen.

Kirche in Bolivien

Von den knapp 12 Millionen Einwohnern Boliviens sind nach offiziellen vatikanischen Angaben 82,5 Prozent Katholiken. Die katholische Kirche in Bolivien besteht aus 27 Bistümern und Bistums ähnlichen Verwaltungseinheiten. Sie unterhält landesweit rund 1.800 Kindergärten, Schulen, Universitäten und Seminare.

Der Priestermangel ist groß. Je 7.700 Katholiken kommen auf einen Priester; zum Vergleich: in Deutschland sind es 1.500. Der höhere Klerus besteht zu einem beachtlichen Teil aus Weißen; einige Bischöfe sind Europäer.

Franziskus in Bolivien (dpa)
Franziskus in Bolivien / ( dpa )
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epd