Ex-Präsident Morales hofft auf den Papst

Boliviens Kampf ums Kreuz

Sowohl Ex-Präsident Evo Morales als auch seine politischen Gegner glauben die Kirche im bolivianischen Machtkampf auf ihrer Seite. Jetzt soll der Papst den Konflikt lösen und die Kirche die Stimmen der Präsidentschaftswahl neu auszählen.

Autor/in:
Tobias Käufer
Papst Franziskus und Evo Morales / © Cristian Gennari (KNA)
Papst Franziskus und Evo Morales / © Cristian Gennari ( KNA )

Nun soll also Papst Franziskus helfen. Geht es nach Boliviens Ex-Präsident Evo Morales, dann könnten Papst Franziskus, die katholische Kirche und die Vereinten Nationen eine "Wahrheitskommission" bilden. Deren Aufgabe sei eine neue Überprüfung der Stimmenauszählung der Präsidentschaftswahl vom 20. Oktober. "Wir haben die Wahl im ersten Durchgang gewonnen", sagte Morales am Mittwoch (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz im mexikanischen Exil.

Sein Lager sei dabei, einige Organisationen sowie "Bruder Papst Franziskus", die Kirche und die UN einzuladen, um das Projekt voranzubringen, so der Ex-Staatschef.

Morales glaubt den Papst an seiner Seite

Derweil tobt in Bolivien inmitten der innenpolitischen Krise auch ein Kampf um die Zustimmung der kirchlichen Institutionen. Morales glaubt den Papst und Kardinal Toribio Ticona Porco (82) an seiner Seite, das bürgerliche Lager hingegen hofft auf die Unterstützung der Bischofskonferenz. "Wir fühlen uns von der katholischen Kirche Boliviens repräsentiert", sagt Mario Aguilera, der stellvertretende Vorsitzende des Bürgerkomitees "Pro Santa Cruz", der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Für den Papst sei es wegen der großen Distanz viel schwieriger zu verstehen, was die Bolivianer fühlten, so Aguilera. Er habe sich beim Papstbesuch 2015 darüber geärgert, dass Franziskus nicht mit größerem Verständnis auf die Forderungen des Volkes eingegangen sei, das schon damals Frieden und eine neue Chance gefordert habe.

Inzwischen ist der Altar, der gegenüber der Christusstatue in Santa Cruz steht, wo der Papst vor Zehntausenden Gläubigen eine Messe feierte, fest in der Hand des Bürgerkomitees. Von hier aus ruft die Organisation zu ihren Vollversammlungen auf und nutzt dabei auch gezielt christliche Symbole.

Unruhen seit der Präsidentschaftswahl

Inmitten der Unruhen rief derweil die Bolivianische Bischofskonferenz am Mittwoch Polizei und Armee auf, auf einen unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt zu verzichten. "Wir verurteilen die Gewalt, egal von welcher Seite sie kommt", schrieben die Bischöfe. Die Demonstranten gegen die Übergangsregierung von Jeanine Anez sollten ihre Forderungen auf friedliche Weise auszudrücken.

"Wir erinnern ein weiteres Mal, dass die Gewalt irrational und unverantwortlich ist, sie ist keine Lösung für Konflikte unter Brüdern", so die Bischofskonferenz. An alle Konfliktparteien richtete sie die Botschaft: Wer die Macht dazu habe, solle diese nutzen, um zu Frieden und Versöhnung aufzurufen, statt zu Konfrontation und Gewalt.

Unmittelbar zuvor hatte die Veröffentlichung eines Telefongesprächs, das Morales mit einem politischen Vertrauten geführt haben soll, die Lage weiter angeheizt. Die Audio-Aufnahme soll nach Angaben der Regierung belegen, dass Morales aus seinem mexikanischen Exil die Blockaden verschiedener Städte in Bolivien direkt angeordnet habe. Ziel der Blockaden sei es gewesen, die Bevölkerung von der Lebensmittelversorgung abzuschneiden.

Bolivien wird seit der Präsidentschaftswahl vom 20. Oktober von heftigen Unruhen erschüttert. Die Opposition wirft Morales Wahlbetrug vor, Morales bestand zunächst auf einem angeblichen Sieg im ersten Durchgang. Vertreter der Zivilgesellschaft, von Menschenrechtsorganisationen und der Kirche hatten indes von Hinweisen auf Wahlbetrug gesprochen, denen es nachzugehen gelte. Eine Kommission der Organisation Amerikanischer Staaten bestätigte diese Einschätzung. Daraufhin trat Morales zurück, kündigte Neuwahlen an und floh ins Exil. Inzwischen spricht er von einem "Bürgerputsch".

Insgesamt gab es seit Ausbruch der Proteste bereits 30 Tote auf beiden Seiten.


Die Lage in Bolivien ist angespannt / © Natacha Pisarenko (dpa)
Die Lage in Bolivien ist angespannt / © Natacha Pisarenko ( dpa )
Quelle:
KNA
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