Borromäerinnen empfangen Bundespräsident in Kairo

"Eine große Ehre"

In der deutschen Schule der Borromäerinnen in Kairo lernen Kinder aller sozialen Schichten, Nationalitäten und Religionen. Vor allem lernen sie die deutsche Sprache und Kultur, erzählt Schwester Antonia. Jetzt hatten sie hohen Besuch.

Autor/in:
Johannes Schröer
Kairo: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht die Deutsche Schule der Borromäerinnen und unterhält sich dort mit Schülerinnen einer zweiten Klasse / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Kairo: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht die Deutsche Schule der Borromäerinnen und unterhält sich dort mit Schülerinnen einer zweiten Klasse / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )

DOMRADIO.DE: Der Besuch Ihrer Schule in Kairo war dem Bundespräsidenten sehr wichtig. Warum?

Sr. Antonia (Schwester der Borromäerinnen in Ägypten): Die deutsche Schule der Borromäerinnen in Kairo ist 120 Jahre alt. Wir haben die zweite Schule in Alexandria, wo unsere ersten Schwestern angefangen haben. Die ist 140 Jahre alt. Die Bundesrepublik unterstützt beide Schulen, beziehungsweise alle deutschen Schulen in Ägypten. Deswegen gibt es eine ganz starke Beziehung zwischen Ägypten und Deutschland, zwischen den Borromäerinnen und Deutschland.

DOMRADIO.DE: Wofür steht denn die deutsche Schule der Borromäerinnen?

Sr. Antonia: Die Deutsche Schule der Borromäerinnen steht für Kultur und Völkerverständnis. Wir haben Schülerinnen, also Mädchen an der Schule, die die deutsche Sprache lernen, die zum größten Teil auch nach Deutschland fahren und dort studieren. Sie tragen dazu bei, dass die deutsche Sprache und die deutsche Kultur verbreitet wird, indem sie Land, Leute und Sprache lernen.

Schwester Antonia

"Dass wir zur interkulturellem und interreligiösen Verständnis beitragen, zeichnet unsere Schule sehr aus."

DOMRADIO.DE: Schülerinnen werden bei Ihnen unterrichtet, egal aus welcher sozialen Schicht sie kommen, ob sie arm oder reich sind oder welcher Religion sie angehören. Funktioniert das gut?

Sr. Antonia: Dass wir zum interkulturellen und interreligiösen Verständnis beitragen, zeichnet unsere Schule sehr aus, weil wir an der Schule wirklich bunt sind. Wir sind sowohl Christen als auch Moslems. Wir haben die Deutschen, wir haben die Ägypter, wir haben die Araber. Inzwischen kommen aus Deutschland auch andere Nationalitäten, die die deutsche Staatsangehörigkeit tragen und das funktioniert. 

Unsere deutschen Schulen sind, obwohl sie katholische Schulen sind, sehr beliebt, weil alle wissen, dass die Ordensschwestern, so wie sie sind und welche Religion sie haben, eine gute Erziehung geben. In unserer Schule in Alexandria zum Beispiel haben wir zwischen 70 und 80 Prozent muslimische Mädchen.

Schwester Antonia

"Jeder ist frei, seinen Glauben auszuüben."

DOMRADIO.DE: Und die religiösen muslimischen Familien haben kein Problem damit, dass ihre Töchter von Christinnen unterrichtet werden?

Sr. Antonia: Es wird in verschiedenen Fächern unterrichtet. Der Religionsunterricht ist aber eine staatliche Vorgabe. Im Religionsunterricht werden die Kinder zwischen Christen und Moslems getrennt. Jeder bekommt seinen Religionsunterricht. Das ist auch sehr wichtig. Die Eltern legen auch großen Wert darauf. Sie haben aber großes Vertrauen, weil das genau beachtet wird. Jeder ist frei, seinen Glauben auszuüben.

DOMRADIO.DE: Jetzt war Bundespräsident Steinmeier bei Ihnen zu Besuch. Das kommt ja auch nicht alle Tage vor. Auch die Schülerinnen durften ihm Fragen stellen Was haben sie denn den Bundespräsidenten gefragt?

Schwester Antonia

"Er war wirklich sehr väterlich, sehr lieb."

Sr. Antonia: Das war sehr interessant und sehr lieb. Zuerst war er in einer zweiten Klasse. Die Kinder haben kindliche, aber auch interessante Fragen gestellt. Zum Beispiel: Wie alt bist du? Wie alt ist deine Frau? Welches ägyptische Essen magst du gern? Hast du viele Villen? Wie viele Häuser hast du? Wie viele Kinder? 

Die Kinder haben seine Sprache auch verstanden. Der Bundespräsident konnte ganz normal mit ihnen Deutsch sprechen. Diese zweite Klasse von ägyptischen Kindern konnte auch darauf reagieren. Die Zeit ist im Dialog mit den Kindern und mit dem Bundespräsidenten so schnell vergangen. Er war sehr väterlich, sehr lieb. Mit aller Ruhe hat er sich Zeit für die Kinder gelassen.

 Kairo: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht die Deutsche Schule der Borromäerinnen und unterhält sich dort mit Schülerinnen einer zweiten Klasse / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Kairo: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht die Deutsche Schule der Borromäerinnen und unterhält sich dort mit Schülerinnen einer zweiten Klasse / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )

DOMRADIO.DE: Auch für die Kinder war das ein großes Erlebnis. Der letzte deutsche hohe Staatsgast, der bei Ihnen war, war Helmut Schmidt. Das ist also schon ziemlich lange her. Wie wichtig ist das für Sie, dass der Bundespräsident da war?

Sr. Antonia: Sehr wichtig. Es ist zuerst einmal eine große Ehre für uns. Das unterstreicht die gute Beziehung zwischen uns und Deutschland, zwischen den Schwestern und Deutschland. Er hat den Namen der deutschen Schule der Borromäerinnen zumindest zweimal beim Präsidenten Abdel Fatah El-Sisi erwähnt und wie die Kinder Deutsch gesprochen haben und dass sie auch gerne Deutsch lernen.

Schwester Antonia

"Eine schöne, beständige Erinnerung an diesen hohen Besuch des Präsidenten."

DOMRADIO.DE: Sie haben zusammen mit Bundespräsident Steinmeier einen Walnussbaum in der Schule gepflanzt. Welche Bedeutung hatte das?

Sr. Antonia: Der Baum für sich ist ein Symbol für Stärke, für Fruchtbarkeit, für Weisheit. Zweitens bleibt es eine schöne, beständige Erinnerung an diesen hohen Besuch des Präsidenten bei uns in der Schule. Viele Generationen werden bestimmt davon erzählen.

Das Interview führte Johannes Schröer. 

Bundespräsident Steinmeier trifft Kopten-Papst Tawadros II.

Zum Abschluss eines Ägypten-Besuchs hat sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der KairoerMarkuskathedrale mit Kopten-Papst Tawadros II. getroffen. Wie eine Sprecherin Steinmeiers bestätigte, sprachen sie bei der Begegnung am Donnerstag über die Lage der Christen sowie die Religionsfreiheit imLand.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Papst Tawadros II., Oberhaupt der Koptisch-Orthodoxen Kirche / © Bernd von Jutrczenka/dpa  (dpa)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Papst Tawadros II., Oberhaupt der Koptisch-Orthodoxen Kirche / © Bernd von Jutrczenka/dpa ( dpa )
Quelle:
DR