Bündnis fordert Strategie zur Bekämpfung von Kinderarmut

Die Zeit drängt

Ein Bündnis von 17 Organisationen und Verbänden fordert von der Bundesregierung eine Gesamtstrategie zur Bekämpfung von Kinderarmut in Deutschland. Die Politik stehe in der Pflicht, formulierte Ziele zeitnah umzusetzen.

Ein Kinderfahrrad liegt in einem Aufgang zu einem Plattenbau / © Britta Pedersen (dpa)
Ein Kinderfahrrad liegt in einem Aufgang zu einem Plattenbau / © Britta Pedersen ( dpa )

Im Juni 2021 hätten sich die EU-Mitgliedsstaaten mit einer "Kindergarantie" darauf verpflichtet, bis 2030 allen Mädchen und Jungen den Zugang zu Bildung, Betreuung, Gesundheitsversorgung, gesunder Ernährung und angemessener Wohnsituation zu gewährleisten, hieß es in einer Erklärung am Donnerstag. Bis März dieses Jahres muss demnach die Bundesregierung einen Aktionsplan zur Umsetzung der EU-Kindergarantie erarbeiten.

Verena Bentele (Präsidentin des Sozialverbandes VdK)

"Ein Nationaler Aktionsplan der Bundesregierung zur Kindergarantie muss dringend auch die Situation von Familien mit Kindern mit Behinderung in den Blick nehmen"

Für den Sozialverband VdK erklärte Präsidentin Verena Bentele: "Ein Nationaler Aktionsplan der Bundesregierung zur Kindergarantie muss dringend auch die Situation von Familien mit Kindern mit Behinderung in den Blick nehmen. Diese Familien sind überdurchschnittlich stark von Armut betroffen. Kein Wunder, denn die Pflege und Betreuung, Termine bei Therapeuten und Ärzten sowie der Kampf um gesetzliche Leistungen wie einen passenden Rollstuhl sind kräftezehrend und kosten viel Zeit."

Alleinerziehende Mütter häufig verschuldet (dpa)
Alleinerziehende Mütter häufig verschuldet / ( dpa )

Das führe dazu, dass vor allem Mütter oft nicht arbeiten könnten oder in Teilzeit beschäftigt seien. "Die Behinderung ihrer Kinder darf diese Familien aber nicht arm machen", betonte Bentele. Der VdK fordere daher im deutschen Aktionsplan zur EU-Kindergarantie besondere Maßnahmen zur Armutsbekämpfung dieser Familien.

Kinderarmut in Deutschland nachhaltig angehen und beseitigen

Für das Deutsche Kinderhilfswerk erklärte Präsident Thomas Krüger: "Wir müssen das strukturelle Problem der Kinderarmut in Deutschland nachhaltig angehen und beseitigen. Dafür ist das bisherige Nachjustieren kleinerer Stellschrauben nicht geeignet." Nötig sei etwa eine bedarfsgerechte Kindergrundsicherung. "Im Rahmen der EU-Kindergarantie müssen die Leistungen und Infrastrukturen zur Armutsprävention grundlegend in den Blick genommen und entsprechende Neuausrichtungen angegangen werden."

Corona verstärkt Kinderarmut

Gut ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland lebt nach Angaben der Bertelsmann Stiftung in Armut. Betroffen sind rund 2,8 Millionen junge Menschen (21,3 Prozent), wie aus einer Analyse hervorgeht. Die Kinder- und Jugendarmut verharre trotz langer guter wirtschaftlicher Entwicklung seit Jahren auf diesem hohen Niveau, hieß es. Die Corona-Krise drohe das Problem der Kinderarmut zu verschärfen. Die Krise treffe Eltern der benachteiligten Kinder und Jugendlichen besonders hart, erklärte die Stiftung.

Kinderarmut / © MIA Studio (shutterstock)
Quelle:
KNA