Verbände fordern mehr Einsatz gegen Kinderarmut in Deutschland

Jedes fünfte Kind wächst mit Mangel auf

Die Caritas und andere Organisationen haben anlässlich des internationalen Kindertages in einem Bündnis stärkeres Engagement gegen Armut von Kindern und Jugendlichen gefordert. So sollen die sozialen Sicherungssysteme ausgebaut werden.

Symbolbild: Kinderarmut / © Patrick Seeger (dpa)
Symbolbild: Kinderarmut / © Patrick Seeger ( dpa )

Zum Internationalen Kindertag am Montag fordert ein breites Bündnis von 59 Organisationen und Einzelpersonen mehr Einsatz gegen Armut von Kindern und Jugendlichen. "Alle Kinder und Jugendlichen haben ein Recht auf ein gutes Aufwachsen", heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung unter dem Titel "Schluss mit den Ausreden: Ein gutes Aufwachsen von allen Kindern und Jugendlichen muss in unserer Gesellschaft Priorität haben!"

An dem Bündnis unter Federführung der Nationalen Armutskonferenz (nak) beteiligen sich unter anderem der katholische Caritasverband, der Familienbund der Katholiken, die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung KAB, die evangelische Diakonie, die SOS-Kinderdörfer, das Deutsche Kinderhilfswerk, der Paritätische Gesamtverband und der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB.

Aufwachsen mit Mangel

"Jedes fünfte Kind und jeder fünfte Jugendliche wächst in einem Haushalt auf, in dem Mangel zum Alltag gehört: Mangel an Geld sowie an sozialen, kulturellen und gesundheitlichen Chancen", heißt es in der Erklärung: "Armut grenzt aus, Armut macht krank. Diese Zusammenhänge sind seit Langem bekannt und wissenschaftlich erwiesen."

Das Bündnis fordert unter anderem einen Ausbau der sozialen Sicherungssysteme -"aktuell auch durch krisenbedingte Aufschläge und vereinfachten Zugang zu Leistungen" - und die intensive Begleitung von Kindern und Jugendlichen zurück in ihren Kita- und Schulalltag.

"Jeder dritte Hartz-IV-Empfänger ist ein Kind, obwohl ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung in Deutschland nur bei rund 16 Prozent liegt", mahnen die Verbände weiter. Damit seien Kinder und Jugendliche mit ihren Familien in besonderem Maße von Armut betroffen: "Deshalb brauchen wir eine Kindergrundsicherung, die ihren Namen verdient. Die Förderung armer Familien und ihrer Kinder sowie unbürokratische Zugänge zu armutsvermeidenden Leistungen gehören auf der Prioritätenliste ganz nach oben."

Unabhängige Absicherung

Mittelfristig könne die Lösung nur sein, "die gesellschaftliche Teilhabe jedes Kindes eigenständig und unabhängig von der Hartz-IV-Gesetzgebung abzusichern". Die Corona-Krise zeige in aller Deutlichkeit, dass Bildungs- und Teilhabechancen eng mit dem Geldbeutel der Eltern verknüpft seien.

Für betroffene Kinder gehöre Mangel zum Alltag, betonte Caritas-Präsident Peter Neher. "Das muss sich ändern", mahnte er. "Wir können nicht länger hinnehmen, dass Kindern und Jugendlichen Startchancen genommen werden, ihnen bestimmte gesellschaftliche Erfahrungen und Aktivitäten oft dauerhaft verschlossen bleiben."

Unterdessen kündigte der Kinderkanal an, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Montag die Fragen von Kindern beantworten werde. Der Sender sei zu Gast im Schloss Bellevue; Moderatorin Linda Joe Fuhrich habe "viele Fragen von Kindern im Gepäck". Die Sendung "KiKa Aktuell" wird um 19.45 Uhr ausgestrahlt.


Quelle:
KNA
Mehr zum Thema