Bündnis "Köln stellt sich quer" mit Solidaritäts-Kundgebung

Wachsam bleiben und Spaltung vermeiden

Auch Menschen, die bis jetzt wenig Geldsorgen hatten, macht die hohe Inflation zu schaffen. Das Bündnis "Köln stellt sich quer", will sich mit einer Kundgebung solidarisch zeigen und gegen eine Spaltung der Gesellschaft eintreten.

Vielen Menschen in Deutschland machen die steigenden Preise zu schaffen / © Denys Kurbatov (shutterstock)
Vielen Menschen in Deutschland machen die steigenden Preise zu schaffen / © Denys Kurbatov ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Solidarisch in der Energiekrise, so lautet das Motto der Kundgebung. Mit wem zeigen Sie sich denn da solidarisch?

Jörg Zeyßig (Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Köln und Region gGmbH): Wir haben natürlich verschiedene Gruppen, mit denen wir uns solidarisch zeigen. Wir beobachten, dass jetzt vermutlich viel, viel mehr Menschen betroffen sein werden von steigenden Kosten. Menschen, die bisher noch gar nicht im Transferbezug waren, die noch keinen Hartz-IV-Bezug hatten. Wir beobachten, dass es wahrscheinlich auch in die Mittelschicht gehen könnte, dass die Schulden auch in diesem Bereich wachsen. Und da wollen wir uns einfach solidarisch zeigen und ein Zeichen setzen: Auch euch kann sowas passieren und wir sind für euch da, wenn ihr Beratungsbedarf habt.

Jörg Zeyßig, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Köln und Region gGmbH

"Eine Krise ist nicht dazu da, zu splitten, sondern um Solidarität zu zeigen."

DOMRADIO.DE: Was machen denn die vielen Krisen mit unserer Gesellschaft? Was nehmen Sie da aktuell wahr?

Umfrage: Inflation bleibt größte Sorge der Menschen in Deutschland

Die starken Preissteigerungen in fast allen Lebensbereichen machen den Menschen in Deutschland zurzeit mehr Sorgen als vieles anderes. Selbst der Krieg in der Ukraine, der Klimawandel oder die Corona-Pandemie können da nicht mithalten. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey hervor.

Symbolbild Lebensmittelpreise / © Moritz Frankenberg (dpa)
Symbolbild Lebensmittelpreise / © Moritz Frankenberg ( dpa )

Zeyßig: Wir nehmen schon wahr, dass eine Splittung der Gesellschaft möglich sein könnte. Deswegen halten wir diese Demo heute auch für ein gutes Zeichen zu sagen: "Nicht mit uns." Wir sind ein breites Bündnis in Köln. Das geht über die Gewerkschaften, die Parteien, der Mieterbund ist mit dabei, die Liga der Wohlfahrtsverbände ist mit dabei. Wir sagen, wir sind gegen diese Splittung. Und eine Krise ist nicht dazu da zu splitten, sondern um Solidarität zu zeigen.

DOMRADIO.DE: Wer muss denn da jetzt wie aktiv werden, um die Probleme abzufedern? Die Politik ist ja schon sehr aktiv mit mehreren Maßnahmenpaketen.

Zeyßig: Ja, das sind natürlich zum Teil Maßnahmen-Pakete die erstmal auf Bundesebene greifen. Wir sprechen natürlich auf kommunaler Ebene mit der Verwaltung und der Politik, dass auch hier Abfederungen nötig sind. Auch hier haben wir einige Erfolge zu verzeichnen. Zum Beispiel ist geplant, dass kurzfristig Mittel in der Schuldnerberatung aufgestockt werden. So soll der steigende Beratungsbedarf für Leute abgedeckt werden, die jetzt unverschuldet in Not kommen.

DOMRADIO.DE: Wenn wir jetzt gerade an den Osten Deutschlands denken, da gibt es ja jede Woche Demos im Zeichen der Energiekrise. Aber es mischen sich auch rechtsextreme Akteure darunter, die die Ängste der Leute instrumentalisieren. Wie können Sie das bei Ihrer Demo heute Abend verhindern?

Zeyßig: Verhindern kann man es wahrscheinlich erst einmal nicht, dass das passiert. Wir haben aber schon auch überlegt, dass es passieren kann. Wir sind definitiv immer für Deeskalation, dass man mit den Leuten spricht oder sagt, dass es nicht erwünscht ist, dass sie hier agitativ tätig werden.

DOMRADIO.DE: Nach der Kundgebung geht es dann weiter in die Lanxess Arena und zum Konzert "30 Jahre Arsch huh. Wachsam bleiben." Erzählen Sie kurz, was es bedeutet.

Jörg Zeyßig, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Köln und Region gGmbH

"Wachsam bleiben heißt, dass wir alle als Bürger wachsam bleiben."

Zeyßig: Man muss sagen, die beiden Veranstaltungen sind einzeln stehende Veranstaltungen, aber sie haben natürlich einen gewissen Zusammenhang. Und es war sehr schön, dass man unsere Demonstration heute mit dem Jubiläum von Arsch huh verbinden konnte. Wachsam bleiben heißt, dass wir alle als Bürger wachsam bleiben. Dass diese Krisen nicht zu einer Splittung der Gesellschaft führen, sondern dass wir alle gefordert sind, dass genau das nicht passiert.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Quelle:
DR