"Wir brauchen ein einfaches und verständliches Regelwerk“, sagte sie der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag). Die gestiegenen Ausgaben für das Elterngeld stünden in keinem Verhältnis zur bislang erreichten partnerschaftlichen Aufgabenteilung im Berufs- und Familienleben, so die Chefin des katholischen Sozialverbands.
Väter stärker in die Elternzeit einzubinden, sei immer noch eine große Herausforderung. Diese bewältige man nicht, wenn Paare kaum noch durchblickten, welche Elterngeldregelung für sie passe.
Sparvorschlag blende Probleme bei Elterngeldbezug aus
"Der Einfachheit halber übernimmt die Mutter dann eben den Hauptteil und der Vater beschränkt sich auf die zwei obligaten Partnermonate", sagte Welskopp-Deffaa.
Der Sparvorschlag von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne), die Einkommensgrenze für das Elterngeld auf ein zu versteuerndes Jahreseinkommen von 150.000 Euro festzusetzen und damit zu halbieren, blende die praktischen Probleme beim Elterngeldbezug aus, so die Sozialexpertin weiter. Die laufenden Haushaltsberatungen böten die Chance für bessere Lösungen.
Staatsausgaben mehr als verdoppelt
Rund 13.700 Fälle habe man im vergangenen Jahr an die Elterngeldstellen weitervermittelt, heißt es in einer noch unveröffentlichten Jahresauswertung der Schwangerschaftsberatung für 2022, die der FAZ vorliege. Im Ranking der fünf häufigsten Kooperationspartner stehen die Elterngeldstellen damit auf Platz eins, gefolgt von den Jobcentern, wie es hieß.
Die Staatsausgaben für das Elterngeld haben sich seit Einführung 2007 demnach mehr als verdoppelt. Im laufenden Haushaltsjahr sind es demnach 8,28 Milliarden Euro - zwei Drittel des gesamten Familienetats. 2024 sollen nun rund 500 Millionen Euro eingespart werden.
Aktivierung der Väter für Elterngeld
Das Elterngeld habe soziale Normen verändert und einen gesellschaftlichen Wandel befördert, so das Familienministerium. Aber bei der beabsichtigten "Aktivierung der Väter für die Familie" gebe es weiterhin Luft nach oben: Der Anteil der Väter, die Elterngeld beziehen, habe zuletzt kaum mehr als 26 Prozent betragen. 2022 hätten Väter durchschnittlich 3,6 Elternmonate genommen - gegenüber 14,6 Monaten bei den Müttern.
Zwar wisse man nicht genau, wie Väter reagierten, wenn die Elternzeit gesetzlich gleichmäßiger auf beide Elternteile verteilt würde, räumte Welskop-Deffaa zu. "Aber es hat sich gezeigt, dass die exklusiv dem Vater vorbehaltenen Partnermonate für Männer einen Anreiz bilden, in Elternzeit zu gehen". Daher sei mehr Mut seitens der Politik wünschenswert, diesen Anreiz durch Neuregelung der Partnermonate zu stärken, so die Caritas-Präsidentin.