Chefredakteur kritisiert skandalisierende Papst-Berichterstattung

Was wir sagen und was nicht

Papst Franziskus liegt seit einer Woche im Krankenhaus. In den Medien überschlagen sich die Meldungen und Gerüchte. Weshalb DOMRADIO.DE nicht alle davon aufgreift, erläutert Chefredakteur Renardo Schlegelmilch.

Autor/in:
Renardo Schlegelmilch
Renardo Schlegelmilch / © Beatrice Tomasetti (DR)
Renardo Schlegelmilch / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Der Papst ist amtsmüde. Die Schweizergarde übt schon mal die Beerdigung. Ein Rücktritt steht unmittelbar bevor. Alle diese Gerüchte sind in der vergangenen Woche durch die Welt gegeistert, und wurden auch von katholischen Medien prominent aufgegriffen. Auf DOMRADIO.DE sind solche Artikel allerdings nicht zu finden, und das ist eine bewusste Entscheidung.

Italien, Rom: Eine Statue von Papst Johannes Paul II. ist vor der Poliklinik Agostino Gemelli in Rom zu sehen, wo Papst Franziskus ins Krankenhaus eingeliefert wurde / © Andrew Medichini (dpa)
Italien, Rom: Eine Statue von Papst Johannes Paul II. ist vor der Poliklinik Agostino Gemelli in Rom zu sehen, wo Papst Franziskus ins Krankenhaus eingeliefert wurde / © Andrew Medichini ( (Link ist extern)dpa )

Als katholische Journalisten sehen wir in erster Linie den Menschen im Vordergrund, nicht die Schlagzeile. Auch der Heilige Vater ist für uns ein Mensch. Wenn auch einer der wichtigsten in unserer Kirche. Deshalb beziehen wir uns in erster Linie auf belastbare Fakten und nicht auf Gerüchte und Spekulationen. Fakt ist: Der 88-jährige Papst liegt seit einer Woche mit einer ernsten Lungeninfektion im Krankenhaus. Der Vatikan spricht inzwischen von einer "komplexen aber nicht mehr kritischen" Lage. Sollte sich an dieser Lage etwas ändern, berichten wir auf DOMRADIO.DE kompetent und faktenbasiert.

Papst Franziskus bei der Generalaudienz Anfang Februar 2025 / © Alessandra Tarantin (dpa)
Papst Franziskus bei der Generalaudienz Anfang Februar 2025 / © Alessandra Tarantin ( (Link ist extern)dpa )

An Spekulationen aber beteiligen wir uns nicht. Warum nicht? Andere Redaktionen argumentieren, dass auch Gerüchte einen Nachrichtenwert haben und deshalb in den Medien präsent sein sollten. 

Als DOMRADIO.DE-Redaktion möchten wir konstruktiv arbeiten. Dazu tragen Vermutungen, selbst wenn sie aus Vatikankreisen kommen, nicht bei. Konstruktiv sind wir mit Fakten aus erster Hand. Deshalb finden Sie bei uns keine Interviews mit Ärzten über potentielle Folgen einer Lungenentzündung und keine Vatikanexperten, die mutmaßen, wie ein Rücktritt des Heiligen Vaters aussehen würde. Unsere erste Informationsquelle ist das Presseamt des Heiligen Stuhls, von denen wir uns ernste und belastbare Informationen erwarten.

Beten wir für den Papst?

Obwohl wir als Katholiken natürlich regelmäßig für den Heiligen Vater beten, zum Beispiel in jedem Hochgebet, werden Sie bei uns im Moment nicht die Formulierung "Wir beten für Franziskus" finden. Mit dieser Formulierung würden wir mehr suggerieren als nur die Bitte um das Gebet. Wir würden eine Dramatik vermitteln, die der Lage nicht angemessen sein mag. 

Als Benedikt XVI. Ende Dezember 2022 im Sterben lag, wurde der Ernst der Lage erst klar, als Franziskus öffentlich zum Gebet für seinen Vorgänger aufrief. Sobald der Vatikan also offiziell zum Gebet aufruft, werden auch wir uns daran beteiligen. Im Alleingang würden wir im Moment mit einem Gebetsaufruf den Menschen mehr Verunsicherung als Hoffnung vermitteln.

Franziskus sah im emeritierte Papst Benedikt XVI. einen guten Vertrauten. In einem Interview, dass kurz nach dem Tod Benedikts erschienen ist, sagte Franziskus, dass Benedikt eine feste Burg für ihn gewesen sei und er einen Vater verloren habe. / © Romano Siciliani (KNA)
Franziskus sah im emeritierte Papst Benedikt XVI. einen guten Vertrauten. In einem Interview, dass kurz nach dem Tod Benedikts erschienen ist, sagte Franziskus, dass Benedikt eine feste Burg für ihn gewesen sei und er einen Vater verloren habe. / © Romano Siciliani ( (Link ist extern)KNA )

Als katholische Journalisten ist es unsere Aufgabe, kompetent und faktenbasiert zu informieren. Dramatisierung, Emotionalisierung und Zuspitzung ist nicht unser Job. Gerade, wenn wir als Christen den Menschen in den Fokus nehmen und nicht die Schlagzeile.

 

Quelle:
DR

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