Chiles Bischöfe fordern Debatte über Verfassungsentwurf

Hoffnungen nicht zerstören

In der Diskussion um den Entwurf einer neuen Verfassung fordert die Kirche in Chile eine umfassendere Debatte über die vorgeschlagenen Änderungen. Laut Umfragen sinken die Zustimmungswerte für den Entwurf des Verfassungskonvents.

Präsidentenpalast in Santiago de Chile / © streetflash (shutterstock)
Präsidentenpalast in Santiago de Chile / © streetflash ( shutterstock )

Das Land habe "große Hoffnung in diesen Prozess gesetzt hat, weil es ihn als institutionellen Weg zur Überwindung einer Krisensituation betrachtet" heißt es in einer Erklärung, die am Rande der Vollversammlung der Chilenischen Bischofskonferenz am Wochenende veröffentlicht wurde.

Ernsthafte Zweifel

Inzwischen hätten aber viele Menschen ernsthafte Zweifel, denn es gebe Bestrebungen, eine soziale, politische und kulturelle Neugründung des Landes durchzusetzen, die noch nicht ausreichend diskutiert und gesellschaftlich ausgereift sei.

Luis Fernando Ramos Perez, Erzbischof von Puerto Montt, und Juan Ignacio Gonzalez Errazuriz, Bischof von San Bernardo (Chile) / © Romano Siciliani/Agenzia Romano Siciliani (KNA)
Luis Fernando Ramos Perez, Erzbischof von Puerto Montt, und Juan Ignacio Gonzalez Errazuriz, Bischof von San Bernardo (Chile) / © Romano Siciliani/Agenzia Romano Siciliani ( KNA )

Tatsächlich sinken laut jüngsten Umfragen die Zustimmungswerte für den bislang noch nicht abschließend ausgearbeiteten Entwurf des Verfassungskonvent, für den es demnach keine Mehrheit geben würde.

Referendum für September geplant

Auch der neue linksgerichteten Präsidenten Gabriel Boric hat deutlich an Unterstützung verloren. Das Referendum soll im September stattfinden.

Mit der Wahl der indigenen Politikerin Elisa Loncon hatte der Verfassungskonvent im Juli die Arbeit aufgenommen. Die Versammlung besteht aus 155 gewählten Vertreterinnen und Vertretern, die eine neue Verfassung für Chile erarbeiten soll.

Diese soll dann die noch in Teilen aus den Zeiten der Militärdiktatur (1973-1990) stammende Verfassung ablösen. Die Einberufung des Verfassungskonvents ist das Ergebnis einer anhaltenden Protestbewegung in dem südamerikanischen Land die 2019 begann.

Die katholische Kirche in Chile

Bei 18 Millionen Einwohnern sind in Chile rund 74 Prozent der Bevölkerung katholisch. Allerdings gibt es eine zunehmende Konkurrenz durch Sekten und Nachwuchsprobleme. Auf einen Priester kommen 5838 Katholiken. Insgesamt gibt es 960 Gemeinden.

Das Land ist nach der dunklen Ära der Pinochet-Diktatur eines der demokratisch stabilsten in Südamerika, kaum ein Land hat so viele Freihandelsabkommen. Aber die starke Kluft zwischen Arm und Reich und der Widerstand der Ureinwohner der Mapuche sind auch für die Kirche große Herausforderungen, die hier als sehr konservativ gilt.

Fassade der Apostolischen Nuntiatur in der chilenischen Hauptstadt. / © Leonardo Rubilar (dpa)
Fassade der Apostolischen Nuntiatur in der chilenischen Hauptstadt. / © Leonardo Rubilar ( dpa )
Quelle:
KNA