Der Ostkirchen-Beauftragte des Papstes, Kardinal Claudio Gugerotti, warnt vor der Gefahr einer völligenBedeutungslosigkeit von Christen in Syrien. "Die ohnehin schon geringe christliche Präsenz an der Wiege des Christentums droht endgültig zu verschwinden", sagte der Kardinal dem Portal Vatican News. Am Donnerstag war er von einer einwöchigen Reise nach Syrien und in den Libanon zurückgekehrt.
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"Das neue Syrien ist noch im Entstehen" so Gugerotti vor syrischen Kirchenvertretern. Er mahnte eine wichtige Rolle der christlichen Kirchen beim Wiederaufbau an. Christen müssten alles tun, um eine gleichberechtigte Rolle mit anderen Bürgern des Landes zu spielen. Trotz aller Unsicherheiten dürften sie sich nicht von Ängsten lähmen lassen. Der Vatikan-Beauftragte appellierte nach eigenen Angaben an die Vertreter der syrischen Kirchen, trotz ihrer Verschiedenheit mit einer Stimme zu sprechen.
Bei einem Treffen mit syrischen Bischöfen am Mittwochabend in Homs blickte Gugerotti auf die Zerstörung des arabischen Landes. Es schmerze ihn zu sehen, mit welcher Gewalt das Land und die Menschen in Armut gestürzt worden seien. Der Kardinal traf dort auch die Mutter eines 2012 entführten und seither verschwundenen Priesters.
"Neues soziales Gefüge"
Junge Syrer, Christen und Muslime, seien die Hoffnung für ein friedvolles Miteinander, so Gugerotti vor melkitischen Ordensleuten."Aber diese jungen Menschen müssen unterstützt, ausgebildet und einbezogen werden", sagte er und warb für konkrete Projekte, die der Heilige Stuhl fördern könne.
In seiner Bilanz hob er junge Christen hervor, die auch während des Krieges etwa als Pfadfinder zusammenkamen. "Sie fühlen sich in erster Linie als Syrer; und als solche wollen sie die Herausforderung annehmen, ein neues soziales Gefüge aufzubauen", sagte der Kardinal.
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Um Unterstützung der syrischen Jugend warb auch der Erzbischof von Homs, Jacques Mourad, im Gespräch mit Vatican News. Man müsse die jungen Menschen im Land halten. Nach dem jahrelangen Leid fehle dafür möglicherweise der kreative Blick. "Wir haben nicht wirklich Visionen wie die Europäer zum Beispiel; wir haben keine idealen Ideen. Also brauchen wir dafür Hilfe", sagte Mourad, der 2015 selbst von Dschihadisten entführt und mehrere Monate gefangengehalten wurde.
Historischer Zeitpunkt
Gugerotti traf in Begleitung des päpstlichen Nuntius, Kardinal Mario Zenari, in Damaskus und Aleppo zahlreiche Bischöfe, Geistliche,Ordensleute und Laien. Der Leiter der vatikanischen Ostkirchenbehörde führte unter anderem Gespräche mit dem griechisch-katholischen melkitischen Patriarchen Joseph Al-Absi, mit dem syrisch-orthodoxen Patriarchen Mor Ignatius Aphrem II. und mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Johannes X. Yazigi, sowie zahlreichen ostkirchlichen Würdenträgern.
Die Reise fand in einer für Syrien wegweisenden Zeit statt: Am Montag hatten sich die Außenminister der EU-Staaten darauf geeinigt, die Sanktionen gegen das Land nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad zu lockern. Am Mittwoch wurde der frühere Milizenführer Ahmed al-Scharaa offiziell zum syrischen Präsidenten ernannt.