Die Pandemie bringe "die Frage mit neuer Wucht nach vorne", wie relevant die Kirche noch sei, sagte er. "Weder die kirchliche Stimme noch das Deutungsmuster des Glaubens werden heute so selbstverständlich in Gesellschaft und Medien wahrgenommen wie einst", räumte Stäblein in einem Rechenschaftsbericht vor der Herbstsynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) ein. Die Landessynode ist deren oberstes Leitungsgremium. Die bis Samstag dauernde Versammlung findet erstmals ausschließlich per Internet statt.
Kirche und Corona
Auch in Zeiten von Corona dürfe die Kirche nicht um sich selbst "kreisen", warnte Stäblein. Er mahnte zum "Blick auf die, die am Rande scheinen, oft im Dunklen, nicht im Licht, erst recht in den nächsten Monaten". Wörtlich fügte er hinzu: "Wo die Stühle nur noch einzeln und mit großen Abstand stehen und die Maske uns die Mimik nehmen muss, wird es schnell einsam und kalt".
Der Bischof bot auch die Hilfe der Kirche für die Aufnahme von Flüchtlingen von den griechischen Inseln an. "Holt die Menschen da raus. Alle", forderte Stäblein. "Wir unterstützen die Länder, die Kommunen mit der Aktion 'Wir haben Platz'". In die Krisensituation könnten Christinnen und Christen durch ihren Glauben "Festigkeit aus Vertrauen und Gelassenheit" einbringen, riet der Landesbischof. Er dankte den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, "dass sie in Zeiten des Lockdowns fest und ohne müde zu werden die Kirchen offen gehalten haben" und dass sie "an den Betten der Kranken und Sterbenden waren und sind".
Stäblein rief zu neuen kirchlichen Initiativen auf. "Wir brauchen einen Wettbewerb der Ideen, keinen der Spardepression", betonte er. Dann sei eine Kirche auch "in ganz neuen Finanzierungsmodellen" denkbar.