Das Erbe des Klosters Mariawald wird fortgeführt

Von stiller Einkehr zur Zukunft

Oberhalb von Heimbach in der Eifel lebten über 550 Jahre lang Mönche. 2018 wurde das Kloster Mariawald aufgelöst, doch man kann es besichtigen. Das Erbe soll fortgeführt werden, mitten in Wald und Nationalpark.

Autor/in:
Ulrike Hofsähs
Blick auf das ehemalige Trappistenkloster Mariawald am Rande des Nationalparks Eifel / © Oliver Berg (dpa)
Blick auf das ehemalige Trappistenkloster Mariawald am Rande des Nationalparks Eifel / © Oliver Berg ( dpa )

Auf der Wiese neben der weiß gestrichenen Kirche grast gemütlich ein Pferd. Pfarrer Andreas Rose pfeift eine kleine Melodie und ruft "Guten Morgen, Elfi!". 

Ein zweiter stämmiger Kaltblüter steht hinten auf der Weide. Die Pferde stammten noch von den Mönchen, erzählt Rose. Zwei Gänse gebe es auch noch. Doch Mönche leben seit Jahren nicht mehr im Kloster Mariawald oberhalb von Heimbach in der Eifel. 2018 zogen die letzten fünf Trappisten-Mönche aus. Sie waren im Durchschnitt 81 Jahre alt, der Nachwuchs fehlte.

Nach mehr als 550 Jahre endete die Geschichte der Gemeinschaft

Damit endete im Kloster Mariawald die mehr als 550 Jahre dauernde Geschichte einer klösterlichen Gemeinschaft. "Sie haben alles stehen und liegen gelassen", erzählt Pfarrer Rose über den Auszug der Senioren-Mönche vor sechs Jahren. Und doch können Besucher hier immer noch das mönchische Dasein kennenlernen - als Zaungast gewissermaßen.

Mönchskutten hängen im ehemaligen Trappistenkloster Mariawald an der Wand / © Oliver Berg (dpa)
Mönchskutten hängen im ehemaligen Trappistenkloster Mariawald an der Wand / © Oliver Berg ( dpa )

Denn der Alltag im Kloster ist wie eingefroren: In der Sakristei hängen liturgische Gewänder im Schrank, im Speiseraum ist der karge Tisch gedeckt. Ein Zettel an der Wand beschreibt den strengen Tagesablauf der Trappisten-Mönche: der erste Gottesdienst um drei Uhr in der Frühe, um 19 Uhr mit der Komplet der letzte des Tages. Der Orden der römisch-katholischen Kirche entstand durch Teilung des Zisterzienserordens. Schweigen bestimmt den Alltag.

Kloster Mariawald liegt am Ende einer kilometerlangen Straße einsam auf dem Bergrücken Kermeter mitten im Nationalpark Eifel. Motorradfahrer mögen die vielen Kurven. Wanderer und Naturliebhaber lieben den Wald. Und viele Besucher fahren wegen der legendären Erbsensuppe den Berg hinauf. Der Eintopf wird nach altem Rezept gekocht. Auch Klosterlikör und Bier werden in der Klostergaststätte ausgeschenkt.

Seit eineinhalb Jahren ist Pfarrer Rose der Geistliche Leiter. Der katholische Priester aus dem Bistum Essen findet, dass hier die Anrede "Bruder Andreas" besser passt. Der 58-Jährige hält täglich das Mittagsgebet in der Klosterkirche. Die Glocke läutet er selbst.

Klosteraufgabe kein Einzelfall

Dass ein Kloster aufgegeben wird, ist kein Einzelfall. Seit Jahren geht die Zahl zurück. Ende 2023 gab es in Deutschland 1299 Klöster und Ordens-Kommunitäten. Das waren 403 weniger als fünf Jahre zuvor, wie die Deutsche Ordensobernkonferenz in Bonn berichtet.

In Mariawald soll das klösterliche Erbe weltzugewandt weiter entwickelt werden. Tage der inneren Einkehr nach Vorgaben der Trappisten werden angeboten. Die meisten Besucher kommen aber zu den beinahe täglichen Führungen durch Kreuzgang und Gemeinschaftsräume der Mönche, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. 

Verständigung durch Handzeichen

Mal kämen nur zwei, normalerweise aber etwa 20 Besucher, berichtet Rose. Viele haben dabei vermutlich staunend erfahren, dass Trappisten Tiere halten, selbst aber Vegetarier sind. Um das Schweigen nicht zu brechen, verständigen sie sich mit Handzeichen.

Andreas Rose, geistlicher Leiter des ehemaligen Trappistenklosters Mariawald, öffnet die Tür zur Kirche / © Oliver Berg (dpa)
Andreas Rose, geistlicher Leiter des ehemaligen Trappistenklosters Mariawald, öffnet die Tür zur Kirche / © Oliver Berg ( dpa )

2021 wurde das Gebäude von Mariawald in einem Pachtvertrag auf einen neuen Träger übertragen, der die Angestellten in Gastronomie, Buchhandlung und Likör-Herstellung übernommen hat. Derzeit wird der Außenbereich der Gaststätte erweitert. 

Verantwortlich ist ein aus der Eifel stammender Unternehmer, der in der Nähe im Kloster Steinfeld im Kreis Euskirchen ein früheres Internat in ein Gästehaus umgewandelt hat. Im Kloster Mariawald sollen die einstigen Zellen der Mönche zu Gästezimmer ausgebaut werden.

Pfarrer sieht Kloster als große Chance

Für Pfarrer Rose ist es wichtig, dass in Mariawald die klösterliche Welt erlebt werden kann. "Was nutzt es, wenn das Kloster dasteht, und die Leute nur von außen gucken?", fragt er. Das Kloster sei eine große Chance, sagt der Geistliche Leiter. Er trägt Jeans und einen Blouson mit Mönchs-Kapuze, geschneidert aus einem grauen Stoff, den die Trappisten zurückgelassen haben. 

Wenn später, nach einer Sanierung das Übernachten möglich sei, wären verschiedene Kooperationen möglich, sinniert er: zum Beispiel mit den nahe gelegenen Universitäten in Bonn, Köln oder Aachen. Oder für zeitlich begrenzte Gemeinschaften. Das Gelände eignet sich für Naturbeobachtung, zumal der Nationalpark Eifel hier Ranger-Führungen startet. 

Eine nächtliche Führung über den Sternenhimmel besuchten an die 100 Menschen, 500 waren es bei einer Fledermaus-Führung. Dann ist es schon kurz vor Mittag. Bruder Andreas eilt in die Kirche. Die Glocke läutet. Zeit zum Mittagsgebet.

Zisterzienser und Trappisten

Die Zisterzienser gehören zu den strengsten Orden der katholischen Kirche. Benannt ist der benediktinische Reformorden nach dem 1098 gegründeten Kloster Citeaux bei Dijon. Die hierarchisch-feudale Gliederung unter ein Mutterkloster wie Cluny lehnten die Zisterzienser ab; jedes Kloster ist völlig selbstständig.

Die Betonung von Handarbeit, Bodenkultur, Rodung und Landwirtschaft gaben dem Orden nicht zuletzt eine große Bedeutung bei der deutschen Ostsiedlung. Ortsbezeichnungen wie "-roda" oder "-rod" (Volkenroda, Himmerod) deuten oft auf Zisterzienser-Gründungen hin.

Zisterzienser-Mönche: Die Trappisten sind aus ihnen hervorgegangen / ©  Katharina Ebel (KNA)
Zisterzienser-Mönche: Die Trappisten sind aus ihnen hervorgegangen / © Katharina Ebel ( KNA )
Quelle:
dpa