"Ihr Auftrag ist es, Verantwortung zu übernehmen und Hoffnung in die Welt zu tragen, um mit Unsicherheiten umgehen zu lernen", sagte der Präsident des Evangelischen Kirchentags 2023 und frühere CDU-Bundesminister am Dienstag beim evangelischen Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag in Leipzig.
Kreativität und Mut gefragt
"Wir Christen können es und haben den Auftrag, Probleme mit Zuversicht zu diskutieren - aber nicht nur von der Kanzel aus, sondern mitten im Leben bei den Menschen." Es gelte, Verantwortung neu zu verteilen und Strukturen zu verändern. Sich dem allem zu stellen, sei auch eine "Zumutung" und koste Kraft. "Aber es braucht Kreativität und Mut loszulegen."
De Maiziere sprach von "erschütterten Gewissheiten": Frieden, Wohlstand und Überfluss seien nicht mehr selbstverständlich. "Und ein Viertes: Bislang haben wir immer gedacht: Wenn etwas funktioniert, ist es der deutsche Staat. Aber der funktioniert nicht mehr so richtig." De Maiziere räumte allerdings ein, das dies alles mit Blick auf die vergangenen 70 Jahre eine "West-Perspektive" sei. Die Erschütterung von Gewissheiten führe immer zu Unsicherheit.
In Krisen stecken auch Chancen
Zugleich betonte de Maiziere: "Wer Freiheit will, muss Unsicherheit wollen. Freiheit gibt es nicht ohne Unsicherheiten." Natürlich komme es immer auf das Maß an. "In den Krisen stecken auch Chancen - große Entwicklungen sind immer aus Krisen entstanden." Und: "Streit gehört zu einer Demokratie."
Unsicherheiten, die nicht zu Lähmung, sondern zu Streit und Debatte führten, seien gut. "Vielleicht funktioniert Demokratie auch dann besser, wenn man merkt, dass man dafür kämpfen muss." Der dreitägige theologische Fachkongress mit rund 350 Teilnehmenden dauert noch bis diesen Mittwoch. Das Motto für 2022 lautet: "Ende der Sicherheit".