Denkt die Weltkirche anders als der deutschsprachige Raum?

"Nicht auf die schrillsten Stimmen hören"

Der nigerianische Kurienerzbischof Fortunatus Nwachukwu sieht gravierende Unterschiede zwischen afrikanischen und europäischen Katholiken. Der alte Kontinent benötigt aus Sicht des Afrikaners in erster Linie einen Perspektivwechsel.

Afrika-Treffen zur katholischen Weltsynode / © Generalsekretariat der Bischofssynode (Vatikan)
Afrika-Treffen zur katholischen Weltsynode / © Generalsekretariat der Bischofssynode ( Vatikan )

"Die Weltkirche denkt anders und erlebt den Glauben nicht so, wie man es aus dem deutschsprachigen Raum momentan hört", sagte er laut der Presseagentur Kathpress (Dienstag).

Erzbischof Fortunatus Nwachukwu / © Romano Siciliani/Romano Siciliani (KNA)
Erzbischof Fortunatus Nwachukwu / © Romano Siciliani/Romano Siciliani ( KNA )

Der Vatikandiplomat kündigte an, dass die afrikanische Kirche ihren Standpunkt bei der vom Papst ausgerufenen Weltsynode klar und selbstbewusst vertreten werde. Es gehe darum, auf die Stimme Gottes zu hören, "nicht auf die schrillsten Stimmen im Konzert der vielen".

Perspektivwechsel nötig?

Mit Blick auf aktuelle innerkirchliche Debatten im deutschsprachigen Raum sagte Nwachukwu, dass nicht Strukturen und Pastoralpläne entscheidend seien, sondern das lebendige Glaubenszeugnis der Christen: "Europa wäre gut beraten, sich an das Zeugnis seiner ersten Missionare zu erinnern, die meiner afrikanischen Heimat das Geschenk des Glaubens gebracht haben."

Der alte Kontinent benötigt aus Sicht des Afrikaners in erster Linie einen Perspektivwechsel. Die Kirche müsse nichts Neues erfinden, sondern pflegen, was sich in der Geschichte bereits bewährt habe.

Zum Sekretär in der Evangelisierungsbehörde des Vatikans ernannt

"Früher brachte Europa dem afrikanischen Kontinent den Glauben, heute kann Afrika einen lebendigen und treuen Glauben zurückgeben", so der Erzbischof.

Teilnehmer während einer Working Session der Europa-Etappe der Weltsynode am 7. Februar 2023 in Prag. Vorne rechts das Logo der Weltsynode auf einem Display. / © Björn Steinz (KNA)
Teilnehmer während einer Working Session der Europa-Etappe der Weltsynode am 7. Februar 2023 in Prag. Vorne rechts das Logo der Weltsynode auf einem Display. / © Björn Steinz ( KNA )

Der 62-Jährige wurde von Papst Franziskus kürzlich zum Sekretär in der Evangelisierungsbehörde des Vatikans ernannt. Der vormalige Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf ist nun zuständig für jenen Teil der Vatikanbehörde, die sich vor allem in Afrika, Asien und Ozeanien um die Mission kümmert und neu geschaffene Kirchengebiete betreut.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA