Der Kolumnist Heribert Prantl hat das Wirken von Papst Franziskus als "atemberaubend" bezeichnet. Die drängenden Fragen an die katholische Kirche wie das Thema des Zölibats, die Rolle der Frauen und die Sexualmoral habe das katholische Kirchenoberhaupt nicht mit einem Machtwort beantwortet, schreibt Prantl in einem Beitrag für die "Süddeutsche Zeitung" (Wochenende).
Er sei so klug, zu wissen, dass Machtworte oft nur ein Zeichen von realer Ohnmacht seien. Außerdem gleiche das Kirchenschiff einem Ozeankreuzer, "den man nicht steuern kann wie ein Ruderboot". Doch Franziskus habe die Fragen aufgenommen und lasse sie intensiv diskutieren.
Vorsichtige Wege und interkonfessionelle Signale
Der Papst aus Argentinien habe vorsichtig Wege gewiesen, schreibt Prantl. Dies gelte etwa dann, wenn er in einem Interview sagte, dass Homosexuelle ein Recht hätten, eine Partnerschaft einzugehen, oder wenn er daran erinnere, dass das Wesen seiner Kirche die Einheit in Vielfalt sei, und wenn er andeute, dass verheiratete Männer Priester sein könnten. Auch habe Franziskus interkonfessionelle Signale gesetzt und die Weltbischofskonferenz zum sexuellen Missbrauch einberufen.
In den päpstlichen Enzykliken fänden sich Zorn und Sanftmut, so der Journalist. Dieser Papst sei ein Dialektiker. Wenn es um solidarische Ökonomie und Ökologie gehe, zeige er "bewundernswerte Radikalität".