Der Aufreger dieser Woche kommt lautstark daher: Zugegeben, der Ballermann-Song und schlüpfrige Chartstürmer von der "Puffmama Layla", die "schöner, jünger, geiler" ist, lässt sich auf jeder Partymeile selbst ab einem gewissen Alkoholpegel noch ohne Probleme mitgrölen. Geistreich ist der Liedtext von DJ Robin deshalb nicht – und ja, er ist sexistisch. Das besungene Frauenbild möchte man seinen Kindern nicht unbedingt vermitteln.
Aber jeder Familienvater weiß: Verbote sollte man sich besser dreimal überlegen. Erst recht, wenn diese nur schwer zu kontrollieren sind und eher die PR-Trommel für das unerwünschte Liedgut anheizen. Filme, die erst ab 18 zugelassen sind, verlieren ab dem Erreichen der Volljährigkeit schnell ihren Reiz.
Wen Layla richtig reizt, der sollte trotzdem einen kühlen Kopf bewahren. Ob man den Ole-Puff von Barcelona besingt – oder die Nutten, die sich im Skandal-Sperrbezirk von Rosi die Füße platt stehen – bis hin zum Mambo No. 5: Es gibt viele Hits, die man inhaltlich und sprachlich nicht auf die berühmte Goldwaage legen muss.
Krieg, Klima, Corona - die Welt hat gerade genug gewichtige Probleme, die dringend angegangen werden müssen. Dass der in dieser Woche veröffentlichte erschütternde Welthungerbericht nahezu medial unbeachtet blieb, zeigt: Hunger ist weder sexy noch geil - aber viel zu oft tödlich. "Würzburg spendet für jeden Besuch des Kiliani-Volksfestes 1 Euro zur Bekämpfung des Welthungers" oder "Düsseldorfer Schützen setzten auf Brot statt Bier und Böller" – das wären mal geile Meldungen gewesen.
Ingo Brüggenjürgen, Chefredakteur