In seinem Herzen ist er Seelsorger geblieben, weil er sich für die Menschen und deren Leben interessiert. "Ich wollte nah dran sein und das ist mir auch nie schwergefallen", erzählt Weihbischof Rolf Steinhäuser in dem für ihn typischen kölschen Singsang. "Ich habe kein Rezept, ich höre den Menschen zu, was sie bewegt!"
Dass Rolf Steinhäuser Priester werden wollte, wusste er schon früh: Geboren am 12. Mai 1952 in Köln, sagt er von sich selbst, er sei "restlos aktiv" in der Jugendarbeit seiner Heimatpfarrei gewesen. Jede Ferien war er mit Gruppenfahrten unterwegs. "Das habe ich mit Liebe und Leidenschaft gemacht", erzählt er im Interview mit DOMRADIO.DE (das komplette Interview finden Sie hier). "Was ich da erlebt hatte, wollte ich weitergeben, denn das hatte auch mit meinem Glauben zu tun. Ich wollte Priester werden, um Menschen solche Erfahrungen zu vermitteln, wie ich sie selbst erfahren hatte."
Menschen nicht "bequatschen"
Er studierte in Bonn und Regensburg Philosophie und Theologie, unter anderem bei Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., 1977 wurde er zum Priester geweiht und wurde Kaplan in Hilden und Bonn.
Von 1984 bis 1989 war er Bonner Stadtjugendseelsorger. 1990 wurde er Diözesan-Jugendseelsorger und Leiter der Abteilung Jugendseelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat sowie Rektor der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg. 1997 übernahm er das Amt des Stadtdechanten von Düsseldorf. Immer war ihm dabei die Mission wichtig, etwa als er 2009 mit der "Missionale Düsseldorf" versuchte, Kirchenferne anzusprechen. "Aber nicht im Sinne von: Leute bequatschen und ihnen etwas zu verkaufen, womit sie nichts anfangen können", sagt er. "Sondern ich bin davon überzeugt, dass der Weg der Christen ein Weg in die Fülle des Lebens ist. Ich möchte Menschen eine Tür öffnen und sie daran teilhaben lassen."
Plötzlich an der Spitze des Bistums
Dass im Laufe der Jahre immer mehr administrative Tätigkeiten hinzukamen, hatte er so nicht geplant. Schon mit der Ernennung zum Weihbischof 2015 hatte er nicht gerechnet und schon gar nicht damit, das größte deutsche Bistum zu leiten. Von Oktober 2021 bis März 2022 war er Apostolischer Administrator im Auftrag des Papstes und vertrat Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, der in geistliche Auszeit ging. "Das habe ich ganz sicher nicht angestrebt", sagt er und schüttelt dabei heftig den Kopf. Aber dann habe er sich doch in die Arbeit "reingeschmissen", wie er sagt, denn halbe Sachen mag er nicht. Und hat dafür durchaus Anerkennung bekommen.
Der Diözesanpastoralrat als wichtigstes Beratungsgremium im Erzbistum Köln lobte seine "dialogorientierte Amtsführung und Kommunikation". Die Kirchenzeitung nennt ihn einen "profilierten Seelsorger und Kommunikator". Aber Zaubern kann auch Steinhäuser nicht: "Mir war klar, dass man in einem Bistum wie Köln mit drei, vier Dekreten und Entscheidungen nichts großartig verändert", sagt er im Interview mit DOMRADIO.DE. "Ich hatte einen begrenzten Zeitraum und ich kannte meinen Vorgänger und Nachfolger, daher war für mich klar: Es gibt lediglich eine bescheidene Chance für mich, ein anderes Verhalten einzuüben. Eine andere Art des Umgangs miteinander. Das war mein Anliegen: Ich dachte mir, ich kann vielleicht in den paar Monaten eine andere Art des Miteinanders erreichen."
Fülle des Lebens
Trotzdem ist er froh, dass er das Amt an Aschermittwoch wieder abgeben konnte. Für das nächste Lebensjahrzehnt hat er sich jetzt mehr Ruhe verordnet: Er habe – auch in den Jahren zuvor – oft zu viel gearbeitet, erzählt er: "Das ging manchmal an die Grenzen und darüber hinaus." 2014 musste er sich einer schweren Herz-OP unterziehen, heute versucht er häufiger, sich Freiräume zu schaffen: "Ich hatte klar: Ab und zu musst du auf die Bremse treten und dafür sorgen, dass du Urlaub hast, Exerzitien machst und dass du den Kontakt zu deinen Freundinnen und Freunden hältst. Aber darum musste ich kämpfen."
Auch wenn es für eine Bilanz noch zu früh ist, blickt er zufrieden und dankbar auf die letzten 70 Jahre zurück: "Es war die ganze Fülle und die ganze Buntheit des Lebens!" An Ruhestand ist noch nicht zu denken, denn als Bischof bleibt er im Amt, bis er 75 ist. Trotzdem hofft er, dass er in den kommenden Jahren mehr Zeit für sich findet: Er reist gerne, liest viele Bücher und mag es, in der Natur unterwegs zu sein. Und Zeit für seine Freunde hätte er gerne mehr. "Ich hoffe, dass ich die Gewichte ein bisschen verschieben kann und mir ein bisschen mehr Zeit dafür nehmen kann!"