Zum Dreikönigsfest hat Papst Franziskus die Gläubigen zu einer «Schule der Sehnsucht» eingeladen. «Heute ist der Tag, um die Sehnsucht wieder zu befeuern», sagte er am Donnerstag bei seiner Predigt zum Fest Erscheinung des Herrn (Dreikönige) im Petersdom. Sehnsüchte weiteten den Blick und trieben das Leben voran, «über die Schranken der Gewohnheit hinaus, über ein durch Konsum verflachtes Leben hinaus, über einen sich wiederholenden und müden Glauben hinaus», so der Papst.
Daher sollten Menschen es wie die Sterndeuter zunächst wagen, ihre vertraute Umgebung zu verlassen, «im Leben wie im Glauben jeden Tag neu zu beginnen». Parkplätze seien keine Orte des Glaubens, so Franziskus. Der zweite Schritt sei es, Fragen zu stellen und sich selbst anfragen zu lassen. «Lassen auch wir uns von den Fragestellungen der Kinder, von den Zweifeln, Hoffnungen und Sehnsüchten der Menschen unserer Zeit in Unruhe versetzen», forderte der Papst.
Neue Wege einschlagen
Zudem sei Mut gefordert. Die Sterndeuter lehrten, «dass wir eines mutigen, prophetischen Glaubens bedürfen, der sich nicht scheut, der finsteren Logik der Macht zu trotzen». Dann werde er «zum Samenkorn von Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit in einer Gesellschaft».
Bevor es aber darum gehen könne, neue Wege einzuschlagen - wie die Sterndeuter auf ihrer Rückreise aus Judäa -, steht laut Franziskus ein entscheidender Moment. Als die Sterndeuter «an ihrem Ziel ankommen, fallen sie nieder und beten das Kind an». «Die Reise des Glaubens findet nur in der Gegenwart Gottes Schwung und Erfüllung. Nur wenn wir den Geschmack an der Anbetung wiederfinden, wird die Sehnsucht erneuert», so Franziskus.
Im Anschluss an das Evangelium von der Reise der Sterndeuter nach Bethlehem und der Verehrung des Gottessohnes verlas ein Diakon die weiteren Daten des Kirchenjahres 2022: vom Aschermittwoch am 2. März über Ostersonntag am 17. April und Pfingsten am 5. Juni bis zum ersten Adventssonntag am 27. November, mit dem das neue Kirchenjahr beginnt.