Der Limburger Bischof äußerte sich bei einer Pressekonferenz in Rom am Sonntagmorgen. Bätzing führte auf die Frage nach einer Änderung in der Sexualmoral aus: "Wenn die Synode sagt, dass bisherige Formulierungen in der kirchlichen Lehre vom Menschen hier nicht mehr ausreichen, und dass sie sich an diesem Punkt, auch mit Unterstützung aus der Wissenschaft, weiter bewegen muss, dann ist das ein enormer Schritt nach vorne."
Er betonte, dass eine "überwältigende Mehrheit einer Weltkirche diese Formulierung für sich gewählt und sich zu eigen gemacht hat. Das ist ein großer Schritt für die Weltkirche."
Text bleibt vorsichtig
Am Vorabend hatte die in Rom vier Wochen lang tagende Weltsynode in ihrer Abschlusssitzung einen Text beschlossen, in dem die 350 Synodalen aus allen Kontinenten feststellen: "Manche Themen, etwa in Bezug auf die geschlechtliche Identität oder die sexuelle Orientierung (...) sind auch in der Kirche umstritten, weil sie neue Fragen aufwerfen."
Anschließend heißt es in dem Text: "Manchmal sind die vorhandenen anthropologischen Kategorien nicht ausreichend, um die Komplexität dessen zu begreifen, was aus der Erfahrung oder aus der Wissenschaft hervorgeht, und deshalb verlangt das eine weitere Untersuchung. Wir müssen uns die nötige Zeit für diese Reflexion nehmen und die besten Kräfte darauf verwenden und dürfen nicht in vereinfachende Urteile verfallen, die Menschen verletzen oder den Leib der Kirche beschädigen."
Bätzing sieht fehlenden Mut
Die Synode hat die Fragen des Volkes Gottes auf den Tisch gelegt", sagte Bätzing. Dazu gehörte die Frage von geschlechtlicher Identität und Orientierung und die strukturellen Ursachen des sexuellen Missbrauchs in der Kirche. "Ehrlich war die Synode auch, weil nicht Einigkeit in all diesen Fragen besteht. (...) Die Synode war sehr ehrlich, und dafür bin ich dankbar und gehe auch zufrieden nach Hause zurück."
Allerdings fehle es der Synode noch an Mut, sagte Bätzing. Es sei immer wieder Angst vor Veränderungen in der Kirche zu spüren gewesen. Er wünsche sich deshalb für die nächste Synode in einem Jahr auch den "Mut, klare Fragen zu identifizieren und sie einer Klärung zuzuführen, die die Kirche verändert um der Menschen willen".
Lob für Ehrlichkeit von anderen Bischöfen
Auch der Augsburger Bischof Bertram Meier lobte die Ehrlichkeit der Synode. Alle kontroversen Themen lägen jetzt auf dem Tisch. "Manchmal sind wir in der katholischen Kirche versucht, von freundlichen Lügen zu leben, weil uns zur Wahrheit die Liebe fehlt", bemerkte Meier. Für römische Verhältnisse sei es gut gewesen, wie in den vergangenen vier Wochen auch über kontroverse Themen diskutiert wurde.
Er sei gespannt, was sich in den kommenden Monaten in Rom, aber auch in Deutschland tun werde. Er hoffe, "dass wir in den verschiedenen synodalen Prozessen näher zusammenrücken und gute verantwortete Entscheidungen für Deutschland, aber auch eingebettet in die Weltkirche, treffen werden".
Der Münsteraner Bischof Felix Genn, ältester Teilnehmer aus Deutschland, erklärte, die Synode sei eine Erfahrung des Teilens, bei der auch Ängste offen zur Sprache gekommen seien. Es sei aber nicht darum gegangen, dass sich der Stärkere durchsetzt.
Bischof Oster lobt "geistliche Reise"
Der Passauer Bischof Stefan Oster betonte, er habe anders als von manchen behauptet keine "geheime Agenda" bei der Synode erlebt. Vielmehr sei es eine "geistliche Reise mit offenem Ende" gewesen, auf die der Papst die Teilnehmer mitgenommen habe.
An den Beratungen im Vatikan hatten seit dem 4. Oktober fünf Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz als stimmberechtigte Synodale teilgenommen. Andere Deutsche wie Renovabis-Chef Thomas Schwartz und der Bochumer Theologe Thomas Söding waren als beratende Mitglieder dabei.