Die beiden kirchlichen Hilfswerke Misereor und Brot für die Welt besorgt die Lage im anglophonen Teil Kameruns. Vier Jahre nach Beginn der Krise gehörten brutale Menschenrechtsverletzungen, Morde, Vergewaltigungen und Entführungen, geschlossene Schulen und eine ungebremste Ausbreitung der Covid-19-Pandemie zum Kriegsalltag, erklärten die beiden Hilfswerke am Mittwoch in Aachen und Berlin. Neun von zehn Kindern gingen seit Jahren nicht zur Schule.
"Besondere Verantwortung" von Deutschland und Frankreich
Gemeinsam appellierten die Hilfswerke an die Bundesregierung, die EU-Ratspräsidentschaft und den Sitz im UN-Sicherheitsrat dafür zu nutzen, eine Lösung des Konflikts voranzutreiben. "Aufgrund der jeweiligen historischen Beziehungen zu Kamerun sehen wir gerade Deutschland und Frankreich in einer besonderen Verantwortung, sich nachdrücklich für eine rasche politische Lösung des Konflikts gegenüber der Regierung Kameruns und den bewaffneten Separatistengruppen einzusetzen", sagte die Präsidentin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel.
Am 6. November 2016 begann ein Streik der Lehrkräfte in den englischsprachigen Provinzen Kameruns gegen die Benachteiligung der anglophonen Bevölkerung. Dieser wurde von der Zentralregierung brutal niedergeschlagen, was zu einer andauernden Gewalteskalation zwischen Regierung und bewaffneten Pro-Unabhängigkeitsgruppen führte.