Eine Woche vor Beginn der katholischen Weltsynode in Rom haben sich deutsche Bischöfe für Reformen und klare Weichenstellungen ausgesprochen. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck forderte am Dienstag mehr Entscheidungsspielräume für nationale Bischofskonferenzen. Einzelfragen kirchlichen Handelns sollten künftig in verschiedenen Ländern unterschiedlich beantwortet werden können, sagte Overbeck in Fulda. "Hier müssen den Bischofskonferenzen deutlich mehr Kompetenzen zuerkannt werden."
Als Beispiel für diese regional unterschiedliche Regelungen nannte Overbeck die Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche. So könne die bevorstehende Weltsynode in Rom den nationalen Bischofskonferenzen den Freiraum dafür geben, Frauen zu Weiheämtern zuzulassen, sagte Overbeck. Er schränkte allerdings ein: "Wahrscheinlich erst dann, wenn klar wird, dass das nicht einfach nur ein Zankapfel ist, an dem die Einheit der Kirche zerbricht. Und das ist, glaube ich, noch nicht so weit."
Dezentral ins Kirchenrecht
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, hofft vor allem auf mehr Gleichberechtigung von Frauen: "Ich wünsche mir sehr, dass die katholische Kirche es ermöglicht, dass Frauen die Diakonatsweihe empfangen können." Es komme darauf an, Frauen auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens einschließlich der Leitung stärker einzubeziehen.
Diese Frage sollte künftig dezentral in der Kirche entschieden werden können und müsse im Kirchenrecht abgesichert werden, so Bätzing bei der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe.
Bischöfe wollen Antworten
Der Münsteraner Bischof Felix Genn will sich in Rom für klare Weichenstellungen einsetzen. "Die aufgeworfenen Fragen verlangen nach Antworten", sagte Genn. Wichtig sei eine transparente Debatte, auch bei den aus der Synode in Arbeitsgruppen ausgelagerten Themen wie der Gleichberechtigung von Frauen. Genn wird selbst eine solche Arbeitsgruppe leiten. Dabei geht es um die Rechte und die Wahl von Bischöfen.
Der Passauer Bischof Stefan Oster erinnerte an die hierarchische Grundstruktur der katholischen Kirche, die Papst und Bischöfen zentrale Entscheidungen vorbehalte. Die Weltsynode werde daher über "das Ineinander einer synodalen und einer zugleich hierarchischen Kirche" beraten. Entscheidend seien ein neuer Aufbruch und ein neuer Stil, "miteinander Kirche zu sein".
Auch Frauen fahren zur Weltsynode
Der Augsburger Bischof Bertram Meier sagte, Kernüberzeugung des weltweiten synodalen Wegs sei es, die Kirche "nicht durch einsame Entscheidungen der Bevollmächtigten von oben nach unten" zu leiten. Vielmehr gehe es um Teilhabe, Transparenz, Offenheit und Rechenschaft für Entscheidungen. Zur Zulassung von Frauen zum Diakonat oder zum Priesteramt äußerte sich der Augsburger Bischof Bertram Meier kritisch. Er hält es derzeit nicht für möglich und sehe sich an das Apostolische Schreiben "Ordinatio Sacerdotalis" von 1994 gebunden. Der damalige Papst Johannes Paul II. schrieb darin, die Kirche habe keine Vollmacht, Frauen die Priesterweihe zu spenden.
Ob die katholische Kirche weltweit mehr Demokratie und Mitbestimmung wagen soll, wird vom vom 2. bis 27. Oktober bei der Weltsynode im Vatikan von rund 360 kirchliche Delegierten beraten. Die große Mehrheit sind Bischöfe. Aber auch andere Vertreter von kirchlichen Gruppen sind dabei, darunter etwa 50 Frauen. Aus Deutschland wurden nur Männer in die Synode berufen. Als Delegierte der Bischofskonferenz fahren Bätzing, Genn, Meier, Oster und Overbeck nach Rom.