Die Kirche feiert das Fest Kathedra Petri

Vorbild statt Chefgehabe

An diesem Samstag feiert die Kirche das Fest Kathedra Petri. Obwohl es einen heidnischen Ursprung hat, haben es die Christen schnell ihrem Glauben angepasst. Die Lesung aus dem ersten Petrusbrief ist eine Mahnung an Führungskräfte.

Autor/in:
Jan Hendrik Stens
Petrusfigur im Petersdom in Rom mit Baldachin- und Kathedraaltar im Hintergrund / © marcobrivio.gallery (shutterstock)

Petrus und Paulus haben ihren gemeinsamen Festtag bekanntlich am 29. Juni, der auch im Bewusstsein mancher Katholiken verankert ist. Und doch hat jeder der beiden Apostelfürsten noch sein eigenes kleines Fest. Wie die Kirche am 25. Januar die Bekehrung des Apostels Paulus feiert, so begeht sie seit der Erneuerung der Liturgie im vergangenen Jahrhundert am 22. Februar das Fest Kathedra Petri.

Als Kathedra wird der Stuhl eines Bischofs bezeichnet, der in der Hauptkirche des Bistums aufgestellt ist, die die davon abgeleitete Bezeichnung Kathedrale trägt. Von diesem Stuhl aus übt jeder Bischof zusammen mit dem Nachfolger Petri, dem Papst, das oberste Lehramt aus, wie es im Zweiten Vatikanische Konzil die Dogmatische Konstitution über die Kirche zum Ausdruck bringt (Lumen gentium 25).

Ursprung im heidnischen Rom

Die Berufung des Petrus zum Lehramt und die bleibende Gegenwart des petrinischen Lehrstuhls auch in der heutigen Zeit durch seinen Nachfolger ist demnach der Inhalt des Festes Kathedra Petri. Im Evangelium wird daher von der Berufung des Petrus durch Jesus, wie sie Matthäus aufgeschrieben hat, berichtet.

Der hölzerne Thron "Stuhl des heiligen Petrus", Artefakt aus dem Mittelalter und Teil der von Gian Lorenzo Bernini geschaffenen barocken Kathedra Petri / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Der hölzerne Thron "Stuhl des heiligen Petrus", Artefakt aus dem Mittelalter und Teil der von Gian Lorenzo Bernini geschaffenen barocken Kathedra Petri / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( (Link ist extern)KNA )

Der Ursprung des Festes liegt allerdings im heidnischen Rom. In dieser Zeit ab Mitte Februar wurde der verstorbenen Angehörigen gedacht. Für ein Totenmahl stellte man ihnen Speisen und einen Stuhl bereit, eben eine Kathedra. Da die frühen Christen zur gleichen Zeit des Apostels Petrus gedachten, dieses Totenmahl jedoch ablehnten, wurde der bereitgestellte heidnische Stuhl nun zum Lehrstuhl, wodurch Petrusgedenken und Stuhlfeier zum Berufungsgedenken des Apostels verschmolzen.

Zusammenlegung von zwei Festen

Joachim Schäfer berichtet im Ökumenischen Heiligenlexikon noch von einer Legende. Nach dieser wurde Petrus wegen seines Wirkens in Antiochien, dem heutigen Antakya, durch den Statthalter Theophilus ins Gefängnis geworfen. Paulus konnte seine Freilassung erwirken.

Petrus erweckte den verstorbenen Sohn des Theophilus wieder zum Leben, worauf sich der Statthalter bekehrte und Petrus "auf einen hohen Stuhl" setzte, damit alle ihn sehen und sein Wort hören konnten. Petrus soll danach noch sieben Jahr als Bischof in Antiochien gewirkt haben.

Im frühen Mittelalter tauchte in Gallien ein weiteres Fest Kathedra Petri auf, das am 18. Januar gefeiert wurde und schon bald im Zusammenhang mit dem Fest Pauli Bekehrung genau eine Woche später stand. Beide Kathedra-Feste wurden schließlich durch Papst Johannes XXIII. im Zuge der Erneuerung der Liturgie zusammengelegt und der 22. Februar als Datum festgesetzt.

Illuminierter Petersdom

Insbesondere in Rom wurde das Fest Kathedra Petri, dem ebendort bis heute eine Novene vorgeschaltet ist, mit besonderer Feierlichkeit begangen. In früheren Zeiten illuminierten an solchen festlichen Tagen 900 Fackeln und 5.000 Laternen Kuppel und Fassade des Petersdomes sowie die Kolonnaden davor.

Petersdom in Rom mit aktueller elektrischer Beleuchtung / © Preto Perola (shutterstock)

Am westlichen Ende des Innenraumes im Petersdom erhebt sich der Mitte des 17. Jahrhunderts von Gian Lorenzo Bernini geschaffene Kathedraaltar, in dessen Bronzemantel sich ein mit Elfenbeintafeln verzierter Holzstuhl befindet. Der Tradition zufolge soll es sich dabei um den Lehrstuhl des heiligen Petrus handeln. Wissenschaftliche Untersuchungen haben allerdings ergeben, dass es wohl eher ein Stuhl für die Krönung Kaiser Karls des Kahlen aus dem 9. Jahrhundert ist.

Am Fest Kathedra Petri brennen zur Heiligen Messe am Kathedraaltar nicht weniger als 113 Kerzen und die berühmte Petrusfigur des Arnolfo di Cambio aus der Zeit um 1300 am nordöstlichen Vierungspfeiler ist in einen roten Chormantel gekleidet.

Ermahnung an die Ältesten

Während in der Messliturgie des Tages das Evangelium nach Matthäus mit dem Messiasbekenntnis des Petrus und dessen anschließender Berufung zum Lehramt durch Jesus Christus selbstredend ist, lässt die Lesung aus dem ersten Petrusbrief aufhorchen. Der Verfasser, ein Ältester, ermahnt die Ältesten oder Leiter der Gemeinden, sich nicht als Herrscher aufzuführen, sondern Vorbilder zu sein. Diese Ermahnung ist nicht nur ein Stachel im Fleisch mancher Kleriker, sondern auch ein Signal an einige Direktoren und Vorgesetzte im normalen Arbeitsbetrieb: Führung durch Beispiel statt Chefgehabe.

In diesem Jahr fällt das Fest Kathedra Petri auf einen Samstag, weshalb es in Ermangelung einer morgendlichen Messe in den wenigsten Kirchen liturgisch begangen wird. Denn bereits mit der Vesper beginnt schon der Sonntag, der Tag des Herrn, der auch in Fragen des Lehramts über dem heiligen Petrus und seinen Nachfolgern steht.

Primat des Papstes

Mit dem Begriff Primat des Papstes (lat. primatus - Vorrangstellung) wird die besondere Stellung des Bischofs von Rom bezeichnet. Seit dem dritten Jahrhundert beansprucht er für sich den Vorrang unter den Bischöfen und Patriarchen der christlichen Kirche. 

Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Quelle:
DR

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