Die Lambeth-Konferenz der Anglikaner geht in die letzte Woche

Heiße Eisen auf der Zielgeraden

Die Lambeth-Konferenz geht auf die Zielgerade. Noch bis Sonntag sind etwa 670 Bischöfe zu dem wichtigsten Beratungsgremium der anglikanischen Weltgemeinschaft versammelt. In der Schlusswoche stehen einige heiße Eisen auf der Agenda. Etwa eine Diskussion über den Bischof und seine Sexualität.

Autor/in:
Klaus Nelißen
 (DR)

Das Treffen in Canterbury steht wegen Streitigkeiten innerhalb der anglikanischen Gemeinschaft, etwa über die Weihe von Homosexuellen und Frauen zu Bischöfen, unter den Vorzeichen einer drohenden Spaltung - und die ist weiter nicht vom Tisch.

Am Wochenende konnten die Bischöfe nach einer diskussionfreudigen Woche erst einmal durchatmen. Nur ein schmales Programm wurde abgespult, am Samstag etwa das "Familienfoto" der Konferenz - ein Termin nach dem Geschmack des Gastgebers, dem Ehrenoberhaupt der Anglikaner, Erzbischof Rowan Williams von Canterbury: Alle Bischöfe Seite an Seite. Und dann sangen sie spontan gemeinsam das Lied "Amazing Grace". Das passt zu Williams Vision: Die anglikanische Gemeinschaft als vielstimmiger Chor. Diese zu retten, ist ein Ziel der Konferenz.

Erste Ergebnisse bereits da
Wie schwierig die Lage ist, zeigte sich beim Eröffnungsgottesdienst vor gut einer Woche. Einige Bischöfe weigerten sich, vom Ehrenprimas die Kommunion zu bekommen, blieben bei der Mahl-Feier einfach sitzen. Dabei hat Williams die Konferenz als großes Versöhnungs-Treffen angelegt. Mit aller Kraft versucht er, die Parteien wieder zum Gespräch zu bewegen. Das nimmt manchmal Züge einer Gruppentherapie an; etwa, wenn den Bischöfen Videoclips mit teils emotionalen Appellen verschiedener Gäste zur Einheit gezeigt werden.

Für eine bessere Debatten-Kultur führte Williams "Indaba-Gruppen" ein. Dabei diskutieren die Bischöfe in Kleingruppen, um Lösungen zu finden. Bisher ist dieser Ansatz allerdings wenig erfolgreich.  Einige Bischöfe beklagen, dass noch immer nicht offen über die heißen Eisen diskutiert wurde.

Ganz ohne Ergebnisse ist das Treffen freilich dennoch bislang nicht geblieben. Mahnungen und Appelle zu Einheit, Geschlossenheit und strukturellen Reformen machten die Runde. So mahnten einige der rund 50 ökumenischen Teilnehmer die Anglikaner zu Geschlossenheit und neuen Leitungsformen. Auch eine hochrangige Arbeitsgruppe stellte Reformvorschläge - wie etwa die Schaffung einer Art anglikanischen Glaubenskongregation - vor und stieß durchaus auf offene Ohren.
Zumindest Williams, der die Arbeitsgruppe im Frühjahr ins Leben gerufen hatte, zeigte sich enthusiastisch.

Viele US-Bischöfe hadern mit Williams
Doch längst nicht alle Bischöfe sind begeistert. Bislang sind die 38 Gliedkirchen der Gemeinschaft in ihren Entscheidungen unabhängig.  Die mächtigste Frau der Anglikaner, die Chefin der US-Episkopalkirche, Bischöfin Katharine Jefferts-Schori, kommentierte knapp und kühl: "Die Vorschläge liegen vor. Wir prüfen sie nun".

Viele US-Bischöfe hadern mit Williams, weil er den umstritten Bischof von New Hampshire, Gene Robinson, nicht zur Konferenz eingeladen hatte. Die Weihe des bekennenden Homosexuellen hatte 2003 weltweit Proteste ausgelöst. In Canterbury ist er trotzdem - auf inoffiziellen Terminen. Dagegen blieben andere dem Treffen fern, obwohl sie geladen waren. Etliche konservative Bischöfe, zumeist aus Afrika, boykottieren die Konferenz aus Protest gegen eine ihrer Ansicht nach zu starke Liberalisierung ihrer Kirche.

Doch auch Abwesende wollen mitmischen. Erst am Freitag kündigten 1.300 Gemeinden aus den USA und Kanada via Internet den Wunsch nach einer gemeinsamen konservativen Provinz für Nordamerika an. Williams gibt sich weiter optimistisch: "Wir sind kein von Pfeilen durchbohrtes Tier, das in den letzten Zügen liegt."

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