Ein Regenbogen über der römischen Gemelli-Klinik schien am Dienstag Gutes zu verheißen für ihren prominentesten Patienten. Doch Papst Franziskus geht es offenbar eher schlechter. Trotz der mittlerweile etwas verbesserten Blutwerte, von denen der Vatikan am Mittwochabend berichtet.
Neben einer komplizierten Atemwegsinfektion kämpft der 88-Jährige jetzt auch noch mit einer Lungenentzündung. "Schauen Sie nur, da steht es", tippt Dario auf eine Zeitung, mit der er sich vor der Abteilung für Augenheilkunde die Wartezeit verkürzt hat: "Papst Franziskus schwer erkrankt", lautet die Schlagzeile. "Es ist wirklich schlimm", sagt der grauhaarige Römer, der sichtlich mit den Tränen kämpft.

So geht es vielen Menschen, die sich an diesem Mittwoch in dem großen kirchlichen Krankenhaus im Nordwesten Roms aufhalten, ob Besucher, Patienten oder Personal. "Ja, Franziskus liegt im zehnten Stock, aber wir wissen nichts Näheres!", heißt es an der Rezeption. Viele Menschen fragten gerade nach dem Kirchenoberhaupt, doch dem Mann hinter der Plexiglasscheibe ist Diskretion auferlegt. "Sie können in der Kapelle für ihn beten", empfiehlt er eilfertig.
Kapelle nach Papst Johannes Paul II. benannt
In dem nach Franziskus' Vorvorgänger Johannes Paul II. benannten Andachtsraum sitzen etwa ein Dutzend Menschen in sich gekehrt auf den Holzbänken. Hinten links, gleich neben dem kleinen Marienaltar, betet Cristina intensiv für den Papst, wie sie betont. "Natürlich mag ich ihn - wie kann man ihn nicht mögen?", sagt die alte Dame. Später wird hier eine Messe gehalten, weiß sie. Und faltet wieder die Hände.

Eine ganz eigene Geschichte mit dem seit fast zwölf Jahren amtierenden Kirchenoberhaupt hat Maria, die auf einem der Metallstühle in der Ambulanz auf ihren Termin wartet. "Meinen Sohn habe ich Francesco genannt - nach dem Papst!", berichtet die Frau mit der modischen Strähnchenfrisur. "Denn ich hatte am Tag seiner Wahl, am 13. März 2013, eine Schwangerschaftskomplikation. Aber alles lief gut, und mein Sohn ist glücklich zur Welt gekommen", sagt Maria, während sie sich Tränen hinter ihren Brillengläsern wegwischt. Dem Papst wünscht sie nur das Beste. "Aber es ist hart", sagt sie und schüttelt resigniert den Kopf.
Papst-Autobiografie in der Klinikbuchhandlung
In der Buchhandlung des Gemelli lächelt dagegen ein sehr vitaler Franziskus vom Buchdeckel seiner vor wenigen Wochen erschienenen Autobiographie "Hoffe" - ein geradezu programmatischer Titel für die aktuelle Situation. Ein ganzer Stapel des Buchs thront direkt neben dem Eingang. Auch auf Englisch ist der Band zu haben, der gerade auf Platz vier der italienischen Bestseller rangiert. Gleich neben der Kasse springen der Kundschaft weitere Titel des prominenten Autors ins Auge.
Auf dem Außengelände des riesigen Krankenhauses herrscht ein nervöses Treiben. Polizisten schlendern wohl nur scheinbar entspannt durch das Gewusel von Besuchern und Personal. Viele blicken nach oben in den streng abgeschotteten "Papst-Trakt" im zehnten Stock.
Ministerpräsidentin Meloni am Krankenbett
Unbemerkt von der Öffentlichkeit schaffte es eine prominente Besucherin am Mittwoch ans Krankenbett des Papstes: Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni stattete dem Kirchenoberhaupt eine Visite ab, wie ihr Amt, der Palazzo Chigi mitteilte. Sie habe ihm namens der ganzen italienischen Nation und der Regierung die besten Wünsche zur Genesung überbracht. "Ich bin sehr froh, dass ich ihn wach und ansprechbar vorgefunden habe. Wir haben wie immer gescherzt", so Meloni. "Er hat seinen sprichwörtlichen Sinn für Humor nicht verloren."

Unterdessen haben Menschen in der Rotunde des Krankenhauses an der monumentalen Statue Johannes Pauls II., der häufig im Gemelli behandelt wurde, Blumen und Kerzen für Franziskus aufgestellt. "Habt keine Angst" ist an der Skulptur zu lesen. Es sollen die letzten Worte des im April vor 20 Jahren gestorbenen polnischen Papstes gewesen sein. Heute liegen hier auch kleine Briefe und Karten "Für Papst Franziskus". Viele der Kerzen mit seinem Konterfei hat inzwischen der Regen ausgelöscht.