DOMRADIO.DE: Am Christkönigswochenende, also in den Vorabendmessen am 23. November und am Christkönigssonntag, 24. November werden die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher befragt. Wie wird diese Umfrage ablaufen?
Dr. Werner Kleine (Citykirche Wuppertal und Leiter des Arbeitsfeld 3: Kommunikation, Dialog, Öffentlichkeit im Pastoralen Zukunftsweg des Erzbistums Köln): Die Umfrage selbst funktioniert so, dass es zwei Plakate gibt, die in allen Gottesdiensten im Erzbistum Köln gezeigt werden. Auf einem Plakat stehen schon drei Fragen.
Das andere Plakat hat Leerflächen. Diese können die Gemeinden, Pfarrgemeinderäte, Liturgieausschüsse und Pastoralteams selbst noch mit eigenen Fragen füllen. Dann werden diese Plakate sehr großformatig im Kirchenraum hängen und die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher können dann durch ein Kreuz oder einen Strich ihr "Ja" oder "Nein" zu den Fragen geben.
DOMRADIO.DE: Was wollen Sie genau von den Kirchenbesuchern wissen?
Kleine: Eine Frage dreht sich darum, ob Menschen etwas aus Gottesdiensten mit in den Alltag nehmen. Das ist ja immer die große Hoffnung, die wir als Seelsorgerinnen und Seelsorger haben. Und wir stellen da die Frage: Ist diese Hoffnung berechtigt oder müssen wir da vielleicht nachjustieren?
Die zweite Frage ist: Erleben die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher Gemeinschaft in der Eucharistiefeier? Auch das ist etwas, was wir eigentlich immer voraussetzen. Ich persönlich habe manchmal den Eindruck, die Menschen sitzen dort in der Kirche und nehmen an der Liturgie teil. Die große Gemeinschaft kommt dann beim Friedensgruß, wenn es manchmal über Tische und Kniebänke geht. Aber erleben die Menschen wirklich Gemeinschaft? Das ist eine sehr spannende Frage, auf deren Antwort ich gespannt bin.
Und die dritte Frage ist: Möchten Sie über die Predigten sprechen? Gibt es also einen Bedarf etwa an Predigtgesprächen? Oder reicht das, was man da gehört hat? Da kann es ja auch sehr positives Feedback geben, dass die Menschen sagen, die Predigt habe ihnen so gut gefallen, dass sie diese Gedanken mit dem Prediger weiterführen wollen.
DOMRADIO.DE: Bei dieser Umfrage sollen ja auch lokale und regionale Schwerpunkte berücksichtigt werden. Was ist damit gemeint?
Kleine: Damit kommen wir zu dem zweiten Plakat, das vom Layout her identisch mit dem ersten ist. Mit der Ausnahme, dass da drei leere Flächen sind, wo eigene Fragen hineingenommen werden können. Vor Ort gibt es zum Beispiel vielleicht eine ausgeprägte Kinderliturgie. Das Pastoralteam nimmt dort vielleicht einen Schwerpunkt auf und gestaltet sehr viel Liturgie für Kinder. Da könnte ich mir vorstellen, dass man dort eine Frage formuliert, die sich gezielt an Familien richtet: Ist das Angebot auch passgenau? Wird das angenommen? Oder gibt es da vielleicht möglicherweise auch noch Bedarf, etwas anderes zu machen?
Man könnte aber auch zum Beispiel ganz allgemein die Frage stellen: Gibt es Bedarf nach ganz anderen Gottesdienstformen? Wenn wir an die 1950er Jahre denken, da gab es ein reiches Andachtswesen. Mittlerweile ist doch sehr, sehr viel fokussiert auf die Eucharistiefeier. Es gibt aber ganz andere Gottesdienstformen, das Taizé-Gebet etwa, die Anbetung, auch die Stundenliturgie. Auch da könnte man zum Beispiel eine Frage formulieren: Sind andere Gottesdienstformen in der Gemeinde gewünscht, vielleicht sogar mit einer Ergänzungfrage, welche da gewünscht werden.
DOMRADIO.DE: Welche Spielräume gibt es denn da?
Kleine: Die Liturgie selber ist festgelegt. Aber das ist ja erst einmal das Gerüst und dieses Gerüst muss mit Leben gefüllt werden. Wir haben in der Lese- und der liturgischen Ordnung eigentlich vorgesehen, dass überall im Erzbistum Köln und weltweit an jedem Sonntag die gleichen Texte gelesen werden. Aber trotzdem muss das mit Leben gefüllt werden.
Die musikalische Gestaltung etwa macht ja sehr viel eines Gottesdienstes aus. Eine Organistin oder ein Organist kann der Liturgie sehr dienen, die Seelen quasi zum Himmel erheben. Man kann aber auch durch die Musik eine Messe kaputtspielen. Das muss nicht der Organist sein. Es kann zum Beispiel auch sein, dass in guter Absicht eine Jugendband spielt. Wenn die aber nicht gut geübt hat, dann freuen sich alle, wenn der Segen kommt, damit es endlich vorbei ist.
Ähnlich ist es natürlich auch mit den anderen liturgischen Diensten. Messdiener, natürlich auch der Zelebrant, die alle tragen zum Gelingen einer Liturgie bei. Manchmal kann es aber auch sein, dass vielleicht etwas nicht stimmt, was es den Leuten dann verwehrt, die Liturgie tatsächlich als Gemeinschaftserlebnis wahrzunehmen.
Um dahinter zu kommen, dient diese Gottesdienstbesucherumfrage als erster Aufschlag. Mir ist aber wichtig zu betonen: Es kann ja auch sein, dass ein sehr positives Feedback kommt. Man muss keine Angst vor Gemeinden haben, sondern da kommt etwas heraus, was ohnehin schon da ist. Wir merken es jetzt nur.
DOMRADIO.DE: Was passiert dann am Ende mit den Ergebnissen der Umfrage?
Kleine: Wir werden die Ergebnisse erstmal sammeln und auswerten. Dann hat man sehr, sehr viele Zahlen. Es macht dann immer Sinn, diese Zahlen auch zu visualisieren, damit wir auch einen optischen Eindruck bekommen. Wir sind alleine schon sehr gespannt auf die Rückmeldung, was da an zusätzlichen Fragen möglicherweise eingespielt worden ist.
Dann wird das in die weiteren Beratungen mit einfließen. Es wird zum Beispiel ein Fokus-Team zum Thema Liturgie geben. Wie können wir die Gestaltung der Liturgie in der Fläche insgesamt noch lebendiger machen, als sie ohnehin schon ist? Wo gibt es vielleicht auch Qualifizierungsbedarf für Ehrenamtliche? Da werden die Ergebnisse dieser Gottesdienstbesucherumfrage mit einfließen. Es ist also eine ganz breit angelegte Möglichkeit für alle Gläubigen, sich in der aktuellen Etappe des Pastoralen Zukunftsweges zu beteiligen.
Das Interview führte Aliena Pfeiffer.