DOMRADIO.DE: Bruder Thomas, Ihr Kloster liegt in Italien und damit ja wirklich mitten in der Sperrzone, oder?
Bruder Thomas Freidel OFMConv (Diakon, Franziskaner-Minorit und Pilgerseelsorger an der Basilika San Francesco in Assisi): Ja, natürlich. Ganz Italien ist zur Sperrzone erklärt worden und das zeigt sich natürlich auch bei uns.
DOMRADIO.DE: Wie wird der Klosterbetrieb denn durch den Erreger beeinflusst?
Bruder Thomas: Wir halten uns an die Vorschriften, die vom Staat gekommen sind. Wir feiern keine öffentlichen Gottesdienste. Unsere Gottesdienste feiern wir als Brudergemeinschaft unter uns, und sie werden über Facebook übertragen. So haben wir schon die Gewissheit, dass auch viele Menschen teilnehmen und sich im Gebet mit uns verbinden können. Ansonsten verlassen wir nach Möglichkeit nicht das Haus und warten ab. Zumindest mal bis Anfang April soll die Situation jetzt so bleiben.
DOMRADIO.DE: Also gibt es momentan auch keine seelsorgerischen Aktivitäten?
Bruder Thomas: Wir stehen schon für die Beichte zur Verfügung, aber im Moment kommt auch eigentlich so gut wie niemand. Gestern waren es nur ganz wenige, einzelne Besucher, die in der Basilika waren. Die Kirche ist tagsüber zum persönlichen Gebet geöffnet. Wir wollen auch in den nächsten Tagen tagsüber zu bestimmten Zeiten in unserer Kirche, die Möglichkeit zur eucharistischen Anbetung geben. Die Kirche ist auf jeden Fall zugänglich, aber es ist sehr ruhig und leer hier. Die Besuchergruppen haben natürlich alle abgesagt. Es kommen nur ab und zu Einzelne dann hierher.
DOMRADIO.DE: Was ist denn mit Touristen? Haben Sie den Fall erlebt, dass vielleicht jemand nicht abreisen darf? Oder ist das bisher alles gut verlaufen?
Bruder Thomas: Davon haben wir nichts gehört. Die Leute, mit denen ich vor ein paar Tagen noch gesprochen habe, konnten alle noch gut nach Hause reisen. Das war ja auch gestern noch am Flughafen in Rom möglich, wie man gehört hat. Da gab es also keine Probleme. Aber es kommt natürlich jetzt vernünftigerweise niemand neu hierher.
DOMRADIO.DE: Viele haben Angst, sich mit dem Coronavirus anzustecken. Wie gehen Sie im Kloster mit diesen Ängsten um?
Bruder Thomas: Wir versuchen schon, uns an die Richtlinien zu halten, die die Reinigung vorgegeben hat - auch was die Hygiene angeht. Da haben wir einige Dinge geändert. Wir sitzen zum Beispiel in größerem Abstand zueinander. Wir sind ja eine große Gemeinschaft mit an die 70 Brüder aus über 20 Nationen. Aber es ist schon jedem bewusst, um was es geht. Wir versuchen, so gut wie möglich mit der Situation zurechtzukommen. Wir wollen nun auch einige Arbeiten innerhalb des Hauses machen und die Zeit zum Studium nutzen. Wir haben ja zum Glück eine relativ weitläufige Anlage mit einem Olivenhain. Auch da können nun einige Arbeiten gemacht werden.
Aber wir bleiben im Haus, so wie es die anderen Leute hier auch tun. Man sieht nur ganz wenige Autos. Man muss ja auch, wenn man mit dem Auto irgendwo hinfahren will, für Kontrollen bereit sein. Da muss man eventuell nachweisen, zu welchem Zweck man unterwegs ist. Die Mitbrüder können natürlich zum Arzt fahren und notwendige Besorgungen erledigen. Aber sonst bleiben alle im Haus, so wie die anderen Menschen auch.
Das Interview führte Michelle Olion.