Diskussion um Status der Kirche in Nordmazedonien hält an

Frage der Identität

Das Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel weist die Bezeichnung "Mazedonische Orthodoxe Kirche" zurück. Die Mazedonier sollen ihre Kirche als Erzbistum Ohrid bezeichnen. Ihr Erzbischof spricht von "inakzeptablen Bedingungen".

Die Klosterkirche Sveti Kliment und Pantaleon in Ohrid (Nordmazedonien) / © Harald Oppitz (KNA)
Die Klosterkirche Sveti Kliment und Pantaleon in Ohrid (Nordmazedonien) / © Harald Oppitz ( KNA )

Erzbischof Stefan von Ohrid, Oberhaupt der "Mazedonischen Orthodoxen Kirche - Erzbistum Ohrid" (MOK-EO) hat in einem TV-Interview für einen nordmazedonischen Sender die Vorgaben des orthodoxen Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel für eine Gewährung des Autokephalie-Tomos zurückgewiesen. Er sprach von "inakzeptablen Bedingungen", wie der "Pro Oriente"-Informationsdienst am 24. Mai berichtete.

So verlangt Konstantinopel, dass die Mazedonier ihre Kirche nicht als "Mazedonische Orthodoxe Kirche" bezeichnen dürfen, sondern sie den Namen "Erzbistum von Ohrid" tragen soll. Auch beschränkt der Phanar ihr kanonisches Territorium auf das Gebiet der Republik Nordmazedonien. Konstantinopel verlange zudem, dass die MOK-EO die Orthodoxe Kirche der Ukraine anerkennt, sagte der Erzbischof von Ohrid in dem Interview.

Identität der Kirche

Vor allem die Frage der Diaspora und der Eigenbezeichnung seien so nicht zu akzeptieren, sagte Erzbischof Stefan: "Wir haben unseren eigenen Namen, und der gehört niemandem sonst. Niemand sollte uns auffordern, ihn aufzugeben. Der Name unserer Kirche ist Mazedonische Orthodoxe Kirche - Erzdiözese Ohrid." Beide Namen seien integraler Bestandteil der Identität der Kirche.

Damit bleibt weiterhin unklar, ob und wenn ja, wann es zu einer Verleihung der Autokephalie an die orthodoxe Kirche in Nordmazedonien durch das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel kommen wird.

Konflikt folgt auf Konflikt

Die Anerkennung der völligen Unabhängigkeit der nordmazedonischen Kirche durch die Serbisch-orthodoxe Kirche (SOK) beendete 2022 einen mehr als 50 Jahre währenden Konflikt und schuf zugleich einen neuen. Historischer Hintergrund ist, dass sich die Kirche 1967 einseitig von der Serbisch-orthodoxen Kirche (SOK) trennte, danach aber von keiner anderen orthodoxen Kirche anerkannt wurde, sondern in der Gesamtorthodoxie als "schismatisch" galt.

Anfang Mai 2022 stellte das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel dann aber die eucharistische Gemeinschaft mit der nordmazedonischen Kirche wieder her. Es räumte zudem der SOK das Recht ein, die Verwaltungsfragen zwischen ihr und der Kirche in Nordmazedonien zu regeln. Die serbische Kirchenleitung billigte einstimmig die kirchliche Unabhängigkeit Nordmazedoniens und noch im Mai 2022 verlieh der serbische Patriarch Porfirije der Orthodoxen Kirche Nordmazedoniens mit einem sogenannten Tomos die Autokephalie - allerdings sehr zum Missfallen Konstantinopels. Denn dieser letzte Schritt ist nach Auffassung Konstantinopels allein dem Ökumenischen Patriarchen vorbehalten.

Konstantinopel sieht Verletzung der Ordnung

Der Tomos der SOK wurde inzwischen allerdings von den orthodoxen Kirchen von Russland, Rumänien, Bulgarien, Polen, Antiochien und der Ukraine (Ukrainisch-orthodoxe Kirche) sowie der Orthodoxen Kirche der Tschechischen Länder und der Slowakei anerkannt.

Das Ökumenische Patriarchat sieht in diesen Anerkennungen nach wie vor eine Verletzung der kirchlichen Ordnung. Die Orthodoxe Kirche Griechenlands lehnt die Autokephalie der nordmazedonischen Orthodoxie ebenfalls ab. Entsprechend der Entscheidung des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios nahm sie aber ebenfalls die Kirchengemeinschaft mit der nordmazedonischen Kirche auf. Auch die Georgisch-orthodoxe Kirche hat inzwischen die Eucharistiegemeinschaft aufgenommen, allerdings noch nicht die Autokephalie anerkannt, ebenso die Orthodoxe Kirche Albaniens.

Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel

Das Ökumenische Patriarchat in Istanbul ist geistliches Zentrum der orthodoxen Christenheit und repräsentiert rund 220 bis 300 Millionen Christen in aller Welt. Der Überlieferung zufolge gründete der Apostel Andreas den Bischofssitz von Byzantion, dem heutigen Istanbul. Die Residenz des Patriarchats wird nach dem Stadtviertel, in dem sie sich befindet, kurz Phanar (Fener) genannt.

Blick auf Istanbul mit dem Galataturm (m.) / © Hassan Jamal (KNA)
Blick auf Istanbul mit dem Galataturm (m.) / © Hassan Jamal ( KNA )
Quelle:
KNA