DOMRADIO.DE: Die Street-Basketballer haben die Goldmedaille mit nach Hause gebracht und die Futsal-Fußballnationalmannschaft Silber. Ist die Futsal-Nationalmannschaft "leichtfüßig" durch das Turnier spaziert?
Ewald Brüggemann (Sportlicher Leiter des DJK Franz Sales Hauses): Ich weiß nicht, ob die im Endspiel noch leichtfüßig waren. Das steckte denen schon in den Knochen. Aber sie hatten bis zum Finale kein Spiel verloren.
Deshalb sind sie natürlich mit einer breiten Brust und mit tollen Erlebnissen ins Endspiel gegangen. Aber das ist ja oft auch das schwerste Spiel.
DOMRADIO.DE: Was bedeuten den Sportlern wie auch den Basketballern die Erfolge?
Brüggemann: Wenn man es als junger Mensch zu einer solchen Veranstaltung schafft, dann ist das eine Erfahrung, die man nie mehr vergisst. Zumal wenn man eine Goldmedaille im eigenen Land gewinnt, in Berlin, einer Stadt der Superlative, mit so viel Publikum, was die Spieler ja sonst auch nicht erlebt haben.
Ich glaube, das sind Erlebnisse, die kriegen die Spieler nicht mehr aus dem Kopf. Gerade unsere Leute nehmen das mit und die macht das selbstbewusster und stärker für die Aufgaben, die sie so im Leben meistern müssen.
DOMRADIO.DE: Können Sie uns die Stimmung beschreiben?
Brüggemann: Es war einfach toll. Unsere Athleten haben sich unglaublich gefreut. Sie haben mit anderen getanzt, und ihre Freude geteilt. Das muss man erlebt haben. Diese Stimmung war schon sehr, sehr besonders.
DOMRADIO.DE: Lernen die Sportler und Sportlerinnen bei Ihnen in der katholischen Einrichtung auch Niederlagen anzunehmen?
Brüggemann: Das wünschen wir uns natürlich. Erstmal hat unser Team das so aufgefasst, dass sie die Goldmedaille verloren haben. Das stand bei denen erst mal im Vordergrund.
Deswegen ist es jetzt unsere Aufgabe, die Spieler so aufzubauen, dass sie erkennen, dass sie eine Silbermedaille gewonnen und nicht eine Goldmedaille verloren haben. Wir werden uns am Donnerstag zusammensetzen und darüber sprechen.
Man kann aus Niederlagen sehr viel lernen. Man darf den Kopf nicht hängen lassen, sondern man muss davon stärker werden. Es war trotz der letzten Niederlage ein tolles Turnier für sie gewesen. Das müssen wir Ihnen noch mal klarmachen.
DOMRADIO.DE: Teilweise gibt es bei den Special Olympics große Leistungsunterschiede. In einem Fall ging ein Fußballspiel mit 25-0 Toren aus. Was ist davon zu halten?
Brüggemann: Das ist für uns im Fußball und für diejenigen, die schon lange dabei sind, eine Katastrophe. Wir haben eigentlich Regeln gefunden, wie wir das vermeiden. Wir nutzen das Schweizer System. Ich will das jetzt nicht im Einzelnen erklären, aber das ist bei den Special Olympics World Games nicht angewandt worden.
Es gibt zum Beispiel die Regel, dass, wenn es 3-0 steht, die führende Mannschaft einen Spieler vom Feld nimmt. Es bringt keinem was, wenn man mit 10-0 oder 15-0 gewinnt. Das bringt auch den Gewinnern nichts.
Diese Regeln sind nicht angewandt worden, weil weltweit eben noch andere Regeln gelten. Wir müssen daran arbeiten, dass man aus solchen Spielständen Konsequenzen zieht und die Regeln entsprechend anpasst.
DOMRADIO.DE: Insgesamt finden die Paralympics und die Special Olympics weit weniger Anklang als die Olympischen Spiele. Wie haben Sie jetzt Berlin erlebt?
Brüggemann: Ich war jetzt beim Endspiel da. Aber ich habe auch die Trainer gefragt, wie es denn in den Vorrunden war. Die haben gesagt, das in den letzten Jahren viel passiert ist. Ganze Schule seien unterwegs gewesen und haben für tolle Momente gesorgt. Die Kinder wollten auf ihren Nationalmannschafts-Trikots die Unterschriften der Spieler und das Stadion war voll.
Gerade beim Endspiel, als die Deutschen gespielt haben, waren Schlangen von Menschen vor dem Stadion, die nicht mehr reingekommen sind. Ich war froh, dass ich noch einen Platz bekommen habe und das Spiel erleben durfte.
Es war toll, aber es ist leider immer noch eine Ausnahme. Und was wir davon mitnehmen können, wird für uns immer wieder spannend sein.
Das Interview führte Katharina Geiger.