Der ehemalige Chef des Dominikanerordens leitet die vorbereitenden Besinnungstage für die Teilnehmenden der Kirchenversammlung, die am Mittwoch in Rom von Papst Franziskus eröffnet wird. Autorität sei vielfältig und verstärke sich gegenseitig.
Es könne sich kein fruchtbares Gespräch ergeben, ohne anzuerkennen, dass jeder mit Autorität spreche, betonte Radcliffe. Er warnte vor einem Wettbewerb zwischen Laien und Bischöfen, Konservativen und Progressiven.
"Einem unglücklichen Christen glaubt man nicht"
Die ganze Welt leide unter einer Krise der Autorität, auch die Kirche. Dabei sehne sich die Welt nach einer Stimme, die mit Autorität über den Sinn des Lebens spreche. Gefährliche Stimmen drohten, das Vakuum zu füllen, so Radcliffe. Eine Autorität könne die Kirche nur zurückerlangen, wenn sie die Menschen berühre. "Ohne Freude hat niemand von uns irgendeine Autorität. Einem unglücklichen Christen glaubt man nicht!", so Radcliffe.
Wenn die Teilnehmenden auf dieser Synode über konkurrierende Formen des Daseins hinausgingen, könnten sie mit Autorität zu den Menschen sprechen. Ebenso wenn sie ehrlich zu sich selbst seien, denn die Wahrheit habe immer Autorität. Im Arbeitsdokument für die Versammlung seien die Herausforderungen für die Kirche aufgeführt, die Anliegen der Katholiken weltweit. Um glaubwürdig zu sein, gelte es sich diesen zu stellen, rief Radcliffe die Beteiligten auf.
Erste Arbeitsphase
Am Mittwoch beginnt die Arbeitsphase der Weltsynode im Vatikan. Einen Monat lang werden sich dann ausgewählte Katholikinnen und Katholiken über Mitbestimmung und einen anderen Umgang in ihrer Kirche austauschen. Ein weiteres Treffen dieser Art ist im Oktober 2024 geplant. Den Versammlungen im Vatikan waren weltweite Beratungen vorausgegangen. Daran beteiligten sich Katholikinnen und Katholiken auf unterschiedlichen Ebenen.