Dominikanische Republik hält Grenze zu Haiti geschlossen

Ein Urlaubsparadies schottet sich ab

Für viele Urlauber ist die Dominikanische Republik ein karibisches All-Inclusive-Paradies. Doch abseits von türkisblauem Wasser und weißen Stränden mit Hotelfestungen spielt sich ein politisches Drama ab. Die Kirche schlägt Alarm.

Autor/in:
Tobias Käufer
Flagge der Dominikanischen Republik an der Wand eines Gebäudes in der Kolonialzone / © onapalmtree (shutterstock)
Flagge der Dominikanischen Republik an der Wand eines Gebäudes in der Kolonialzone / © onapalmtree ( shutterstock )

Die diplomatischen Beziehungen zum bettelarmen Nachbarland Haiti sind auf einem Tiefpunkt angelangt. Jüngst ließ der dominikanische Präsident Luis Abinader die Grenze schließen.

Ein Grund ist die außer Kontrolle geratene Migration aus Haiti infolge brutaler Bandenkämpfe. Hinzu kommt ein Streit um den Kanalbau an einem Grenzfluss, der – je nach Herkunft – Rio Masacre oder Dajabon genannt wird.

Unversöhnlich 

Nach dominikanischer Lesart baut Haiti einen Kanal, der der dominikanischen Seite das Wasser abgräbt. Haiti verweist indes auf Verträge aus der Vergangenheit und sieht sich im Recht. Das haitianische Landwirtschaftsministerium erklärte, der Kanalbau sei zur Bewässerung der Felder unabdingbar. Die beiden Positionen stehen unversöhnlich gegenüber.

Haiti zählt zu den ärmsten Ländern der Erde / © Serhii Mykhalchuk (shutterstock)
Haiti zählt zu den ärmsten Ländern der Erde / © Serhii Mykhalchuk ( shutterstock )

"Wir wollen und suchen keine Konfrontation mit dem haitianischen Volk", sagte Abinader der Zeitung "El Caribe". Er stelle sich lediglich gegen "Akteure, die die Unsicherheit in Haiti für ihre eigenen Interessen aufrecht erhalten und die sich jetzt auch gegen die Stabilität ihrer Regierung und die Sicherheit der Wasserressourcen verschwören". Der Staatschef ließ wissen: Solange die Bauarbeiten am Kanal anhalten, werde die Grenze geschlossen bleiben.

Enorme Konsequenzen 

Für Grenzpendler und den Handel hat das enorme Konsequenzen. 2024 wird in der Dominikanischen Republik obendrein gewählt; die Kandidaten bringen sich in markigen Worten in Stellung. Besonders populär sind derzeit harte Positionen gegen Einwanderung aus Haiti.

Kriminalität in Haiti / © Odelyn Joseph/AP (dpa)
Kriminalität in Haiti / © Odelyn Joseph/AP ( dpa )

Tatsächlich ist aus Haiti ein "gescheiterter Staat" geworden. Bandenkriege und politische Instabilität haben das ohnehin schon von Naturkatastrophen heimgesuchte Land vollständig aus den Angeln gehoben. Die UN gehen davon aus, dass 60 Prozent des Gebietes der Hauptstadt von Port-au-Prince von bewaffneten Banden kontrolliert werden. 

Die Mühlen mahlen langsam

Die Rufe nach einer internationalen Hilfsmission, die Sicherheit und Stabilität zurückbringen soll, werden immer lauter. Kenia erklärte sich jüngst bereit, eine solche Mission anzuführen. Doch die Mühlen mahlen langsam; zu langsam, wie Abinader meint: "Die Zeit läuft uns davon."

Kontrollverlust 

Unterdessen appelliert die katholische Kirche in Haiti an die internationale Gemeinschaft, die Bevölkerung nicht im Stich zu lassen. "Seit vier Jahren erlebt unser Land eine der längsten und tödlichsten sozio-politischen und sicherheitspolitischen Krisen seiner Geschichte.

Das ganze Volk ist zutiefst betroffen. Der Staat hat die Kontrolle über das Staatsgebiet verloren", so die Bischöfe. Die Menschen seien gnadenloser Gewalt der Banden und ihrer Verbündeten ausgeliefert. Die Verzweifelten fliehen: hauptsächlich ins Nachbarland, aber auch in Richtung Lateinamerika und USA.

Derweil braut sich eine immer tödlichere Gemengelage zusammen: Laut UN-Schätzungen leidet Haiti unter einer noch nie da gewesenen Nahrungsmittelknappheit. Fast die Hälfte der Bevölkerung, etwa 4,9 Millionen Menschen, haben nicht genug zu essen, um gesund zu überleben.

eben der Hungersnot drückt einer schwere innenpolitische Krise. Im Juli 2021 wurde Staatspräsident Jovenel Moise ermordet; Neuwahlen sind seit Jahren ausgesetzt. Haitis innenpolitische Kräfte gelten als hoffnungslos zerstritten. Ein Ausweg ist nicht in Sicht. 

Haiti

 © Mizkit (shutterstock)

Das karibische Haiti mit seinen rund elf Millionen Einwohnern und seinen zuletzt vermehrt auftretenden Naturkatastrophen ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Etwas kleiner als Belgien, nimmt der Karibikstaat das westliche Drittel der Insel Hispaniola ein. Haiti ist mit seinen etwa 11,5 Millionen Einwohner dichter besiedelt als Deutschland. 

Quelle:
KNA