Kapitelsamt im Kölner Dom

Dreifaltigkeitssonntag

Domkapitular Markus Bosbach blickt in seiner Predigt auf die Tageslesung und das Geheimnis der Dreifaltigkeit. Er ruft dazu auf, der "universalen Sendung Jesu Christi zu vertrauen".

Kölner Dom / © Ochlast (DR)
Kölner Dom / © Ochlast ( DR )

Im großen Finale des Matthäusevangeliums fasse Jesus noch einmal ganz knapp seine Botschaft zusammen, stellt Domkapitular Markus Bosbach fest.

Dabei trete Jesus "mit Vollmacht auf". Hier spreche nicht nur ein Gesetzesausleger oder Lehrer, sondern jemand mit göttlicher Autorität, der zu sagen hat, "mir ist alle Macht gegeben, auf dem Himmel und auf der Erde" (Mt 28,18). Damals seien solche Worte revolutionär gewesen, betont Monsignore Markus Bosbach.

Jesus verkörpere mit seiner ganzen Existenz Gott, wie er sich seinem auserwählten Volk Israel genähert hat. Gott berufe ein Volk unter vielen Völkern, und er sende es, ein Segen zu sein für alle Völker, so Bosbach.

"Immer wieder war der Berg ein besonderer Ort des Bundes zwischen Gott und seinem Volk." Nun im Evangelium wieder Jesus auf dem Berg: Er sende seine Jünger und erinnere sie an alles, was er getan und gesagt hat – vermutlich auch an die Bergpredigt. Dort habe "er uns Gott und seine Liebe verkündet hat", erklärt Bosbach. "Gott liebt nicht nur, er ist die Liebe."

"Deswegen erkennen die Jünger in Leben und Botschaft Jesu Gott selbst. Und sie fallen vor ihm nieder – in Verehrung und Anbetung," führt Bosbach aus. Und weiter: "Sie bekennen: Jesus ist der Herr. In ihm begegnet uns Gott selbst." Die Erfahrung von Gottes Gegenwart in Jesus von Nazareth sei der Kern dessen, "was Christen glauben und später in der Lehre von der Dreifaltigkeit zu beschreiben versucht haben". Bei der Feier der Dreifaltigkeit an diesem Sonntag stehe "nicht eine abstrakte Lehre im Zentrum, sondern gelebte Erfahrung des Glaubens", erklärt der Kölner Domkapitular.

Einheit und Trennung

Der Mensch sehne sich danach, in gelingenden Beziehungen zu leben, aber auch das Trennende sei oft Teil des menschlichen Lebens. "Was Liebe sein könnte, ist oftmals das Gegenteil. Die Heilige Schrift nennt es Schuld und nennt es Sünde", so Bosbach.

Heute gebe es für Christen zwei Versuchungen: Entweder wolle man total ausblenden, dass es Schuld und Sünde gebe oder man sei krankhaft darauf fixiert. Beides sei fatal. "Denn es geht im Kern um uns als Menschen", erklärt Bosbach.

Gott selbst sei die Antwort "auf unsere Suche und Sehnsucht nach Gemeinschaft und Liebe." Gott selbst wolle uns erlösen, also befreien von allem, was uns isoliert. "Gott selbst ist die Antwort", so Bosbach. "Indem wir Menschen Gemeinschaft haben mit Gott, haben wir Gemeinschaft miteinander. Der Glaube erlöst uns."

Jesus sei für uns Christen dabei zentral. Denn immer wieder, wenn wir beten und wenn wir versuchen, ihm nachzufolgen, "werden wir mit dem zentralen Geheimnis seines Lebens konfrontiert, – dass er ganz aus der Beziehung zum Vater als der Sohn gelebt hat – bis hinein in die Hingabe seines eigenen Lebens hinein in Tod und Auferstehung und dass zugleich in ihm Gott ganz gegenwärtig ist. Jesus Christus – wahrer Mensch und wahrer Gott – ist unser Weg", erläutert Domkapitular Bosbach.

Dreifaltigkeit und Sendung

In der Taufe seien wir eingetaucht in die Gemeinschaft Jesu mit seinem Vater. Gott selbst wirke in uns und durch uns – das Geheimnis der Dreifaltigkeit sei, "aus Gott zu leben, durch Christus zu leben und in Gottes Geist zu leben", erklärt Domkapitular Markus Bosbach. Dies überwinde alle Grenzen.

"Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu Jüngern", fordere uns der Auferstandene auf. Domkapitular Bosbach beendet seine Predigt mit den Worten: "Es ist an uns, dieser universalen Sendung Jesu Christi zu vertrauen."

Übertragung

DOMRADIO.DE übertrug am Dreifaltigkeitssonntag das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Markus Bosbach. Es sangen Mitglieder des Kölner Domchores unter der Leitung von Gregor Loers. An der Orgel: Winfried Bönig.

Dreifaltigkeitssonntag

Das Hochfest der allerheiligsten Dreifaltigkeit wurde im Mittelalter in das liturgische Jahr eingefügt. Die Lehre von der Dreifaltigkeit gibt der Überzeugung Ausdruck, dass Beziehung zum Wesen Gottes gehört. Beziehung, das bedeutet Liebe, die sich verwirklicht im Zueinander der drei Personen sowie nach außen in der Schöpfung durch den Vater, in der Erlösung durch den Sohn und in der Leben spendenden Gegenwart des Heiligen Geistes.
Die Dreifaltigkeit begleitet uns von der Taufe, die gespendet wird im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, ein Leben lang, wann immer wir das Kreuz über uns zeichnen.

Aus: TeDeum – Das Stundengebet im Alltag, Mai 2021, www.tedeum-beten.de


Kölner Dom, Klarenaltar, Gnadenstuhl, Rückseite: Darstellung der Dreifaltigkeit / © Dombauhütte / Foto: Matz und Schenk (Kölner Dom)
Kölner Dom, Klarenaltar, Gnadenstuhl, Rückseite: Darstellung der Dreifaltigkeit / © Dombauhütte / Foto: Matz und Schenk ( Kölner Dom )