Weihbischof Puff darf nach Köln-Gutachten im Amt bleiben

Ehemaliger Personalchef kann weitermachen

Eine einzige Pflichtverletzung wurde dem Kölner Weihbischof Ansgar Puff im Umgang mit Missbrauchsfällen nachgewiesen. Sein Amt wird er deshalb nicht verlieren, befand nun der Papst. Puff habe nicht die Absicht gehabt, Missbrauch zu vertuschen.

Autor/in:
Anita Hirschbeck
Weihbischof Ansgar Puff (m.) / © Harald Oppitz (KNA)
Weihbischof Ansgar Puff (m.) / © Harald Oppitz ( KNA )

Auch der Kölner Weihbischof Ansgar Puff ließ vorläufig seine Ämter ruhen und hatte dem Papst seinen Rücktritt angeboten.

Grund war ein im März vorgelegtes Missbrauchsgutachten für das Erzbistum Köln. Darin wird Puff Fehlverhalten im Umgang mit einem einzigen Missbrauchsfall vorgeworfen. Seine bischöflichen Aufgaben in Deutschlands mitgliederstärkster Diözese soll der 65-Jährige aber wieder aufnehmen, entschied Papst Franziskus am Freitag.

Keine Absicht, Missbrauch zu vertuschen

Denn als früherer Personalchef habe Puff nicht die Absicht gehabt, Missbrauch zu vertuschen oder Betroffene zu ignorieren, so der Papst.

Mit derselben Begründung beließ er auch den Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp im Amt. In Puffs Fall geht es um seine Zeit als Personalchef von Mai 2012 bis August 2013. Über einen Missbrauchsfall hatte ihm der Bruder des Betroffenen berichtet. Das mutmaßliche Opfer verweigerte aber das Gespräch darüber. Dennoch hätte Puff in der Folge nicht auf eine Unterredung mit dem beschuldigten Priester verzichten dürfen, so die Gutachter.

Nach der Vorstellung der Untersuchung entschuldigte sich der Weihbischof. Und auch jetzt nach der Entscheidung des Papstes bat er in einer persönlichen Erklärung um Verzeihung. "Bei manchen Menschen habe ich durch meine Pflichtverletzung Vertrauen zerstört; ich möchte in Zukunft so arbeiten und leben, das Menschen mir wieder Vertrauen schenken können." Puff kündigte an, einen Teil seines Gehalts an einen Fonds für Missbrauchsbetroffene zu spenden.

Der Zwei-Meter-Mann mit dem grauem Bart, Brille und sanfter Stimme, der in Bonn-Bad Godesberg aufwuchs, gilt als sozial engagierter Amtsträger. Schon als junger Mann kümmerte er sich um Obdachlose in Köln und studierte eher nebenher Sozialarbeit. In dieser Zeit lebte er mit Franziskanerbrüdern zusammen. Nach einem Theologiestudium in Bonn empfing Puff 1987 die Priesterweihe. 1996 wurde er Pfarrer in Düsseldorf, wo er 2004 stellvertretender Stadtdechant wurde.

Rausgehen und ansprechbar sein

Von sich reden machte der Geistliche spätestens 2009, als er die "Missionale Düsseldorf" mitorganisierte. Elf Tage lang kamen Priester und Laien auf der Straße mit Passanten über Gott und die Welt ins Gespräch. Dieses Konzept - rausgehen, ansprechbar sein - setzte Puff ab 2013 auch als Weihbischof um. Er verantwortet den Pastoralbezirk Süd des Erzbistums mit rund 600.000 Katholiken.

Bekannt ist Puff, der mit der neuen Geistlichen Gemeinschaft "Neokatechumenaler Weg" eng verbunden ist, für seine "Outdoor-Beichten" auf den Treppenstufen des Kölner Doms. Auch als Weihbischof sorgte sich Puff besonders um Obdachlose. 2016 begleitete er wohnungslose Frauen und Männer zu einer Wallfahrt nach Rom. Zudem engagiert er sich für die Kölner Wohnungslosenseelsorge "Gubbio" und ist als Bischofsvikar für die Caritas zuständig.

Kardinal Woelki scheint seinem Weihbischof zugetan. Zumindest vertraute er ihm im vergangenen Jahr die Nachjustierung eines der wichtigsten Bistumsprojekte an: Puff leitet eine Arbeitsgruppe, die einen Alternativplan zur umstrittenen Pfarreien-Reform erarbeitet.

Verständnis über Unmut

Für den Unmut über die Kölner Missbrauchsaufarbeitung zeigte Puff Verständnis. "Wir als Kölner Bistumsleitung haben im Umgang mit den Opfern sexuellen Missbrauchs in den letzten Jahrzehnten Fehler gemacht", sagte er Ende vergangenen Jahres. Andererseits nahm er Anstoß an der Art der medialen Berichterstattung. In einem heftig kritisierten Video rückte er sie sogar in die Nähe der Propagandamethoden von NS-Minister Joseph Goebbels. Er fühle sich missverstanden, erklärte der Weihbischof später und versuchte, seine Aussagen geradezurücken. "Ich bin für einen kritischen Journalismus dankbar, auch gegenüber Kirche und Bischöfen."

Dass Puff nicht selbstverständlich davon ausging, sein Amt behalten zu können, zeigt ein Interview bei DOMRADIO.DE. "Selbst wenn ich nicht mehr als Bischof arbeiten könnte, ich würde genügend Möglichkeiten finden, wo ich auch mit armen Menschen seelsorglich tätig sein kann", sagte er dem Online-Portal. "Ich hoffe, dass der liebe Gott mich dann noch brauchen kann." Der Papst jedenfalls scheint das zu tun.


Quelle:
KNA
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