Ein Blick auf Deutschlands heimgekehrte Tiere

Einst aufgegessen, dann mühsam wieder angesiedelt

Es gibt nicht nur Hiobsbotschaften, wenn's um das Thema Naturschutz geht. Klar, Lebensraumzerstörung und Artensterben sind riesige Probleme. Doch wenn man sie angeht, dann kehren manche Verschollenen zurück.

Autor/in:
Christopher Beschnitt
Präparierter Löffler im Naturmuseum Augsburg / © Christopher Beschnitt (KNA)
Präparierter Löffler im Naturmuseum Augsburg / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Naturschutz wirkt. Das beweist die Rückkehr einst ausgestorbener Arten in ihr angestammtes Verbreitungsgebiet, wenn dieUmweltbedingungen sich wieder verbessert haben. Beispiele dafür gibt es auch in Deutschland. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) stellt zum Tag des Naturschutzes am 28. Juli drei Tiere vor, die dank Hilfsmaßnahmen in die Bundesrepublik zurückgekehrt sind oder kurz davor stehen. Und eine Art, die dadurch überhaupt erst eingewandert ist.

Größte Waldeule von Mitteleuropa

Der Habichtskauz gilt mit bis zu 1,25 Metern Flügelspannweite als größte Waldeule Mitteleuropas. Zu sehen ist die Eule trotz ihrer Imposanz aber nur sehr selten. Denn dem bayerischen Naturschutzverband LBV zufolge gibt es bundesweit gerade mal rund 30 Brutpaare. Im Vergleich zu 1926 ist das allerdings eine deutliche Verbesserung. Ab diesem Jahr galt der Kauz hierzulande als ausgestorben - laut Bayerischem Landesamt für Umwelt wegen der Jagd und des Verlustes von Brutmöglichkeiten in Form von ausgefaulten Totholzstümpfe.

Präparierter Habichtskauz im Naturmuseum Augsburg / © Christopher Beschnitt (KNA)
Präparierter Habichtskauz im Naturmuseum Augsburg / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Zumindest im Bayerischen Wald besserten sich die Bedingungen dahingehend, als dort 1970 ein Nationalpark eingerichtet wurde. Es folgten Auswilderungen von Zuchttieren. 1989 gab es in dem Gebiet die erste erfolgreiche Freilandbrut. Inzwischen kommt der Kauz auch außerhalb des Nationalparks wieder vor.

Der Punk unter den Vögeln

Ob er schön ist, sei dahingestellt, auffällig ist er in jedem Fall: Beim Waldrapp sind Kopf und Kehle komplett kahl, lederhaft und faltig sieht der etwa gänsegroße Vogel dadurch obenrum aus. Aus dem Nacken hingegen stieben seine Federn geradezu empor - als trüge er eine Punk-Frisur. 

Schwarz-braun-metallischgrün schillert das Gefieder dieser Ibis-Art, blutrot sind die Beine und der lange gebogene Schnabel. Um 1600 herum konnte man diesen Anblick in Deutschland das letzte Mal in freier Wildbahn bestaunen, dann verschwand der Rapp. Die Leute hatten ihn zum Fressen allzu gern.

Inzwischen engagiert sich der Mensch für die Wiederansiedlung des Vogels. Im bayerischen Burghausen und in Überlingen in Baden-Württemberg wurden vor 20 Jahren neue Brutkolonien gegründet, zudem zwei weitere im benachbarten Österreich. 

Die Krux an der Sache: Anders als etwa der Habichtskauz ist der Waldrapp ein Zugvogel. Deshalb muss den in Gefangenschaft aufgezogenen Tieren erst mal gezeigt werden, wie sie im Herbst gen Süden kommen. Das machen Naturschützer, indem sie den Tieren im Ultraleichtflugzeug vorwegfliegen. Aufwendig, aber es funktioniert. Mittlerweile leben in Deutschland wieder etwa 120 Rappe.

Schillernd und schützenswert

Als "ehemalige Königin der Meere" bezeichnet sie der Bund für Umwelt und Naturschutz: die Europäische Auster. Einst war sie an der deutschen Küste weit verbreitet. Doch im Zuge der Einführung motorisierter Kutter wurden ihre Bestände rasch überfischt und nahezu ausgerottet. "Der Eiswinter 1928/29 hat der Auster dann den Rest gegeben", so die Schutzstation Wattenmeer aus Husum in Schleswig-Holstein.

Wattenmeer in Deutschland  / © imageBROKER.com (shutterstock)
Wattenmeer in Deutschland / © imageBROKER.com ( shutterstock )

Das Bremerhavener Alfred-Wegner-Institut bemüht sich nach eigenen Angaben derzeit um eine Wiederansiedlung der Muschel. Dafür wurdendemnach Austernriffe im Meeresschutzgebiet Borkum-Riffgrund neu angelegt. 

Sollte das Projekt gelingen, kehrte ein Tier zurück, das nicht nur äußerlich schillernd ist: Die farblich zwischen Creme, Grau und Violetttönen changierende Muschel kann nämlich ihr Geschlecht wechseln, und zwar abhängig von Umweltbedingungen wie Wassertemperatur und Nahrungsverfügbarkeit. Denn die Produktion von Eiern und Spermien kostet unterschiedlich viel Energie.

Besteck immer dabei 

Der Löffler ist ein etwa reihergroßer, weißgefiederter Vogel und dank seines löffelartigen Schnabels unverkennbar. Damit seiht er nach Nahrung. "Dabei wird der Schnabel mithilfe von Kopfdrehungen von der einen Seite auf die andere bewegt", erklärt der Naturschutzbund. Der Löffler - übrigens ein Verwandter des Waldrapps - brütet erst seit 1995 in Deutschland. Von den Niederlanden aus hat er die Wattenmeerküste besiedelt, nachdem dort der Gifteinsatz in der Landwirtschaft beschränkt worden war und sein Bestand stark anwuchs. Heute gibt es in Deutschland um die 850 Brutpaare.

Quelle:
KNA