DOMRADIO.DE: Ein katholisches Jugendtreffen auf der Arabischen Halbinsel und das zum dritten Mal. Für uns klingt das eher ungewöhnlich. Wie ist das für Sie vor Ort? Fällt das inmitten des muslimischen Umfelds irgendwie auf?
Reinhold Sahner (Pfarrer in Abu Dhabi): Es ist für uns eigentlich nichts Ungewöhnliches. Im Vergleich mit Saudi-Arabien genießen wir hier im südlichen Arabien natürlich eine relativ großzügige Toleranz. Man kann es vielleicht nicht Religionsfreiheit in unserem westlichen Sinne nennen. Wir haben aber unsere Kirchen und religiösen Veranstaltungen. Ungewöhnlich ist vielleicht dieses Mal, dass wir auch aus Saudi-Arabien und Jordanien Teilnehmer dabei haben. Man könnte sagen, es ist bereits in gewisser Weise ein Vorbereitungstreffen für den Weltjugendtag in Panama im Januar.
DOMRADIO.DE: Sie haben die Religionsfreiheit angesprochen, die nicht so ist, wie wir uns das hier im Westen vorstellen. Gibt es denn Schwierigkeiten, so ein Treffen zu organisieren? Oder gibt es keine Probleme?
Sahner: In Saudi-Arabien wäre so ein Treffen wahrscheinlich nicht möglich. Hier bei uns im südlichen Arabien, in den Vereinigten Arabischen Emiraten, gibt es eigentlich keinerlei Probleme. Solange wir uns an die Bestimmungen halten, sind die Behörden sehr großzügig und sehr zuvorkommend. Eine Bestimmung ist etwa, dass wir uns mit unseren religiösen Veranstaltungen innerhalb der Kirchenmauern bewegen. Solange wir uns daran halten, gibt es da überhaupt gar keine Schwierigkeiten.
DOMRADIO.DE: Für die Jugendlichen aus Saudi-Arabien muss das schon etwas sehr Besonderes sein, oder?
Sahner: Ich denke schon. Ich habe jetzt persönlich zu Jugendlichen in Saudi-Arabien keinen Kontakt. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es für sie ermutigend ist, sich mit anderen Jugendlichen etwa darüber auszutauschen, wie unterschiedlich Behörden mit christlichen Kirchen umgehen. Es ist auf jeden Fall, denke ich, immer ein ganz tolles Erlebnis, wenn Menschen aus aller Welt zusammenkommen.
DOMRADIO.DE: Programmpunkte drehen sich unter anderem um das Leben als christliche Migranten in der mehrheitlich islamischen Gesellschaft, aber auch um die Glaubensweitergabe. Was erwarten Sie von dem Jugendtreffen? Welche Impulse können davon ausgehen?
Sahner: Zum einen wird natürlich - hoffentlich - der Glaube gestärkt werden. Das hoffe ich sehr, dass diejenigen, die etwas distanziert zur Kirche stehen, einen neuen Push bekommen. Wenn ich jetzt schon ein bisschen an die Zukunft denke, hoffe ich auch, dass die Jugendlichen gestärkt und mutig daraus hervorgehen und auch am Arbeitsplatz, in der Schule, an der Universität mit Angehörigen anderer Religionen über den Glauben sprechen und diskutieren.