"Das ist ein weiterer Angriff auf unsere Meinungsfreiheit", sagte der Gründer und Direktor des pakistanischen Kabelsenders Catholic TV, Pater Morris Jalal, am Dienstag dem asiatischen Pressedienst Ucanews. Dahinter stehe nicht Sorge um die Moral, sondern eine politische Strategie. "Die Regierung toleriert keine Kritik", so Jalal. Die pakistanische Telekombehörde hatte am Freitag die Social-Media-Plattform TikTok wegen "unmoralischer" und "unanständiger" Inhalte verboten.
Kritik an dem Verbot äußerte auch Amnesty International (AI). "Das #TikTokVerbot geschieht vor dem Hintergrund, dass Stimmen im Fernsehen zum Schweigen gebracht werden, Kolumnen aus Zeitungen verschwinden, Websites blockiert werden und Fernsehwerbung verboten wird ", twitterte die internationale Menschenrechtsorganisation. Die App wurde laut Analysen in Pakistan 43 Millionen Mal geladen, davon allein 14,7 Millionen in diesem Jahr.
Mehr als 800.000 Webseiten blockiert
Insgesamt sind in Pakistan mehr als 800.000 Webseiten laut Informationen pakistanischer Bürgerrechtsgruppen blockiert, wie Ucanews berichtete. Neben Seiten mit pornografischen Inhalten seien solche mit Kritik an der Sicherheits- und Außenpolitik Pakistans, Homepages politischer Parteien und Accounts in den Sozialen Medien von der Zensur betroffen. Von 2012 bis 2016 war die Videoplattform Youtube wegen angeblicher blasphemischer Inhalte in Pakistan nicht zugänglich.
TikTok ist aufgrund von Bedenken hinsichtlich Daten- und Jugendschutz sowie Spionage und Zensur zugunsten der chinesischen Regierung international umstritten. Das mehrheitlich islamische Indonesien sperrte 2018 zeitweise den Zugang zu TikTok wegen illegaler Inhalte wie Pornografie und Blasphemie. Indien verbot im Juni 2020 die Plattform wegen Gefahren für die nationale Sicherheit. In den USA wurde vorige Woche die von Präsident Donald Trump geforderte Sperrung von TikTok durch einen Gerichtsentscheid zunächst ausgesetzt.