Verbindungen in allerhöchste Kreise besaß sie von Geburt an. Am 13. April 1519, vor 500 Jahren, erblickte Caterina Maria Romula de' Medici in Florenz das Licht der Welt. Ihre Mutter gehörte dem französischen Hochadel an. Der Vater war Sprössling der durch den Textilhandel reich gewordenen Medici-Dynastie.
Während der Säugling in Florenz seinen ersten Schrei tat, brauten sich ringsum dunkle Wolken zusammen.
Kindheit in Kriegen und Konflikten
Vom fernen Wittenberg aus erschütterte Martin Luther das Papsttum in seinen Grundfesten. Der Habsburger Karl V. und Frankreichs König Franz I. rangen um die Vorherrschaft in Europa. Kriege und Konflikte waren die Folge. Dazu kamen Krankheiten und Seuchen. Der Tod hielt reiche Ernte.
Als Erste traf es Katharinas Eltern. Ihre Mutter starb rund zwei Wochen nach der Geburt, der Vater wenige Tage später; möglicherweise litt er an Tuberkulose und Syphilis. Die Vormundschaft übernahm Papst Leo X., ein Großonkel. Er ließ Katharina nach Rom holen.
Durch den Tod Leos 1521 wurden "die Karten der kleinen Medici wieder ganz neu gemischt", schreibt Sabine Appel in ihrer soeben erschienen Biographie. Hinzuzufügen wäre: nicht zum letzten Mal. Katharina kehrte wieder nach Florenz zurück - um dort alsbald in allerhöchste Lebensgefahr zu geraten.
Der inzwischen auf den Papstthron gelangte Clemens VII. - ebenfalls ein Medici - schmiedete 1526 mit Franz I. und anderen ein Bündnis gegen Karl V. Keine gute Idee: Die Soldaten des deutschen Kaisers verwüsteten Rom; in Florenz kollabierte die Herrschaft der Medici.
Katharina wurde zum Faustpfand in einem Kräftemessen, das erst 1530 endete, als ihre Familie die Herrschaft über die Stadt wiedererlangte.
Zwischendrin überlegten Katharinas Widersacher, die Elfjährige nackt in einem Korb die Stadtmauern herunterzulassen, damit die Kanonen der Belagerer ihr den Garaus machten. Ein anderer Plan sah vor, sie zur Prostitution zu zwingen, um jeder Art von standesgemäßer Verheiratung einen Riegel vorzuschieben.
Heirat in Marsailles: "Allons mon fils"
Die Geschehnisse in Florenz führten Katharina die Schrecken des Krieges vor Augen. Am 1. September 1533 verließ sie ihre Geburtsstadt auf Nimmerwiedersehen Richtung Frankreich, um in Marseille Heinrich, den zweitgeborenen Sohn des französischen Königs, zu heiraten.
Überliefert ist die von Franz I. an Heinrich gerichtete Aufforderung in der Hochzeitsnacht, die Ehe endlich zu vollziehen: "Allons mon fils".
Mühsam musste Katharina einen Platz am Hof erkämpfen. Zupass kamen ihr dabei ein Gespür für Allianzen, ihre Reitkünste und wohl auch der Hang zu derben Witzen, was ihr die Sympathien des Schwiegervaters sicherte. Mit dem Tod von Heinrichs älterem Bruder 1536 rückte das bis dahin kinderlose Paar auf Platz eins in der Thronfolge.
Regentschaft am Rande des Abgrunds
Fortan wuchs der Druck auf Katharina, den Erhalt der Dynastie zu sichern. Schließlich gebar sie 1543 ihr erstes Kind, Franz; neun weitere folgten. Drei Söhne sah sie in der Nachfolge ihres von 1547 bis 1559 amtierenden Mannes auf dem französischen Königsthron.
Die vorzugsweise in schwarz gewandete Witwe versuchte als Regentin, mit einer nüchternen, auf Ausgleich bedachten Politik das am Rande des Abgrunds taumelnde Land zusammenzuhalten.
Druck von außen und Machtkämpfe im Innern wurden durch religiöse Gegensätze - hier die Katholiken, dort die protestantischen Hugenotten - aufgeheizt. Das alles kulminierte in der Bartholomäusnacht am 23./24. August 1572. Die vorangegangene Vermählung des Protestanten Heinrich von Navarra mit Katharinas Tochter Margarete firmierte fortan als "Pariser Bluthochzeit".
Der erste von Tausenden Toten war Protestantenführer Gaspard de Coligny, ein Gegner der Liaison. Damit war das Fanal für ein Gemetzel unter den Hugenotten gegeben - angeblich, weil ein Staatsstreich drohte. Welche Rolle Katharina dabei genau spielte, ist unklar.
Möglicherweise wollte sie lediglich Coligny und seine engsten Mitstreiter außer Gefecht setzen.
Darüber jedoch begrub die "Strategin der Macht", die 1589 starb, endgültig einen ziemlich modernen Traum, bilanziert Appel. Den von einem säkularen Staat, "unter dem sich die Kräfte sammeln konnten, welcher Couleur auch immer".