Destillerie-Besitzerin erklärt Trend zu alkoholfreien Alternativen

"Eine lange Tradition"

Im Gottesdienst nimmt der Alkohol in Form des Messweins eine wichtige Rolle ein. Außerhalb des Gottesdienstes geht der Trend seit einiger Zeit hin zu alkoholfreien Alternativen. Wäre das auch für die Kirche denkbar?

Wein im Gottesdienst (KNA)
Wein im Gottesdienst / ( KNA )

DOMRADIO.DE: Gibt es denn eigentlich für den Gottesdienst passenden, alkoholfreien Messwein?

Julica Renn (Unternehmerin und Destillerie-Besitzerin): Selbstverständlich gibt es immer sehr, sehr schöne alkoholfreie Alternativen, egal zu welchem alkoholischen Getränk. Die Tradition kommt natürlich aus dem alkoholischen Bereich. Gerade wir hier in Hagnau am Bodensee haben da eine lange Tradition. Bei uns hier gibt es die älteste Winzergenossenschaft in ganz Deutschland – 1886 vom Pfarrer Heinrich Hansjakob gegründet. Da war natürlich Hagnau als katholische Gemeinde immer sehr stolz darauf, den Messwein aus der eigenen Winzergenossenschaft natürlich mit Alkohol zu beziehen. Heute gibt es aber tatsächlich auch schon ganz tolle alkoholfreie Weine, wo ich nur jedem ans Herz legen kann, mal die Variante zu probieren.

DOMRADIO.DE: Wie funktioniert das dann eigentlich?

Renn: Also bei Wein funktioniert das folgendermaßen: Es gibt verschiedene Varianten, aber die Bekannteste ist tatsächlich, einfach Wein herzustellen mit Alkohol. Und dann gibt es spezielle Entalkoholisierungsmaschienen, wo der Alkohol dann wieder aus dem Getränk herausgezogen wird. Ansonsten hätte man ja quasi einfach Traubensaft, wenn man die Vergärung gar nicht zulässt.

DOMRADIO.DE: Das schmeckt aber dann anders.

Renn: Es schmeckt anders. Genau.

DOMRADIO.DE: Der Trend geht aber ja generell auch zu weniger Alkohol. Nicht nur beim Wein, sondern auch beim Bier, bei Cocktails, bei Longdrinks und so weiter. Ist das tatsächlich auch so ein Trend, der sich weiter fortsetzt?

Renn: Das kann ich definitiv sagen. Ich bin ja eigentlich bekannt für den Gin, den ich herstelle, auch den Gin mit Alkohol. Ich mache das jetzt seit 2017 und merke aber: Der Ruf wird laut nach einer alkoholfreien Variante – auch zu der ganzen Gin-Thematik, die ja wirklich sehr verbreitet ist. Da versuche ich einfach gerade, diese schönen Kräuter Wacholder, Kumquats, Limette auf eine andere Basis, auf eine alkoholfreie Basis als Getränk-Komponente zu bringen.

DOMRADIO.DE: Was macht den Geschmack dann so besonders bei diesen alkoholfreien Getränken?

Renn: Naja, eben, dass man diese ganzen Zutaten, die man auch im alkoholischen Getränk hat, also diese Kräuter, die werden normalerweise in Alkohol gelöst und die versucht man jetzt auf Wasserbasis zu transportieren. Es ist tatsächlich nicht so spannend, diesen Gin dann pur zu trinken, muss man ganz klar sagen. Aber wenn man es jetzt mit einem tollen Tonic mischt und schön Limette und Eis ins Glas nimmt und dann eben diese ganzen Kräuterkomponenten mit im Cocktail hat, dann merkt man kaum mehr, dass der Alkohol fehlt.

DOMRADIO.DE: Das ist eigentlich ein richtiger Sonntagscocktail, wenn man mal ehrlich ist, oder? Also wenn man montags früh aufstehen muss und dann irgendwie doch noch Lust hat auf einen schönen Cocktail auf der Terrasse oder auf dem Balkon, dann ist das eigentlich das Richtige.

Renn: Auf jeden Fall. Und ich glaube, wir kennen ja auch alle das Problem. Man ist eingeladen auf einer Feier, einem Geburtstag und möchte vielleicht auch wirklich mal unbedingt nichts trinken. Was hat man dann immer? Man hat das Wasser und man hat den Orangensaft. Und irgendwo denke ich mal, wird es ja auch langweilig. Also versuche ich einfach zu dieser Vielfalt an alkoholfreien Getränken, die es jetzt einfach gibt, etwas dazu beizutragen, sodass man nicht immer nur die Wahl zwischen Wasser und Orangensaft hat.


Quelle:
DR
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