Wie das Erzbistum Köln Menschen in Haiti hilft

"Eine Mammutaufgabe in den nächsten Jahren"

Alle sprechen von einem riesigen Chaos, so Christoph Huber von der Diözesanstelle Weltkirche über die Situation nach dem Erdbeben in Haiti. Das Erzbistum Köln unterstützt den Wiederaufbau vor Ort, der gerade anläuft.

Haiti: Verzweifelte Menschen nach dem Erdbeben (dpa)
Haiti: Verzweifelte Menschen nach dem Erdbeben / ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wo und wie genau werden die 100.000 Euro der Diözesanstelle Weltkirche - Weltmission des Erzbistums Köln eingesetzt?

Christoph Huber (Projektreferent der Diözesanstelle Weltkirche-Weltmission im Erzbistum Köln): Die eine Hälfte haben wir direkt über Caritas International, also über Freiburg, an unserem Partner in Haiti, an die Caritas im Département Nippes gesendet. Ein Département in Haiti heißt Nippes. Das hat also nichts mit Köln Nippes hier zu tun.

Caritas International hat seit dem Erdbeben 2010 ganz engen Kontakt zu dieser Caritas, sodass wir dort sofort ein "Cash for work"-Programm unterstützen können, darüber können die Leute in zwei Kleinstädten sofort helfen. Sie helfen in koordinierten Arbeitseinsätzen, räumen auf und bauen sofort wieder auf – und bekommen dafür Geld. Also das will heißen, die Betroffenen bekommen durch diese Arbeit ein Einkommen und können sich damit Lebensmittel kaufen, damit sie für ihre Familie kurzfristig wirklich etwas haben.

DOMRADIO.DE: Wie schwer hat es denn Ihre kirchlichen Projektpartner vor Ort getroffen?

Huber: Alle Informationen, die wir erhalten, sprechen von einem riesigen Chaos. Also zum Teil sind 80 Prozent aller Häuser, die es gab, am Boden. Heute Morgen habe ich vom Bischof der Diözese Jérémie eine riesige Liste einer Bestandsaufnahme seiner 55 Pfarreien erhalten, wo er beschreibt, was alles kaputt gegangen ist oder wieder aufgebaut werden muss. Das ist wirklich eine Mammutaufgabe in den nächsten Jahren, wo wir natürlich auch hier vom Erzbistum aus an der Seite dieser Partner sein werden, um das weiterhin ganz stark mitaufzubauen.

Wie wir wissen, vom vom Erdbeben 2010, das dauert. Deswegen war es einfach mal sofort wichtig über Caritas im Département Nippes eine Direkthilfe zu geben, damit die Leute ein Einkommen haben. Da ist das Geld schon vor Ort. Das ist natürlich das Beste, was wir durch unser Netzwerk auch machen konnten.

DOMRADIO.DE: Sie haben ja jetzt das Erdbeben von 2010 schon angesprochen. Damals sind über 300.000 Menschen gestorben. Sie waren mehrfach dort, vor dem Erdbeben, also 2008, aber auch danach noch dreimal. Wie ist Ihr Eindruck von diesem Land? Was hat sich verändert? Vielleicht nach diesem verheerenden Erdbeben 2010?

Huber: Verändert hat sich natürlich in erster Linie die Geografie, weil so viel kaputt gegangen ist, das ganze Stadtgebiete neu aufgebaut werden mussten. Zweitens hat sich bestimmt auch in der Mentalität etwas getan. Es gab ja nicht so oft Erdbeben, Haiti ist eher von Wirbelstürmen getroffen worden und deswegen denkt man nicht so schnell an Erdbeben, obwohl es an einem Graben liegt, wie auch die Ostseite Kubas. Dort kann es schon mal Erdbeben geben. Aber so heftig ist es doch in der Vergangenheit noch nicht vorgekommen.

Deswegen ist dadurch schon auch eine Mentalität gewachsen, dass man anders bauen muss. Es wurden verschiedenste Projekte – gerade von der Caritas, aber auch von Misereor – wirklich in Gang gebracht, die für erdbebensicheres Bauen sind. Caritas hat uns erzählt, dass sie dort, wo jetzt das Epizentrum war, ein Schutzraum aufgebaut wurde – und der steht. Da können sie auch jetzt sofort 70 Leute aufnehmen. Das ist eine Entwicklung – bei allem Chaos oder bei allen Schwierigkeiten, die da sind – das sind doch positive Nachrichten, dass wirklich etwas passiert ist in diesen zehn Jahren.

DOMRADIO.DE: Wie geht es Ihnen, wenn Sie die Bilder sehen? Sie haben ja einen Bezug zu diesem Land und auch zu den Menschen dort.

Huber: Wenn ich die Bilder sehe, bin ich immens traurig, dass als Erstes und natürlich betroffen, weil ich denke: nein, nicht schon wieder. Weil die Leute vor Ort so herzlich sind, bei den Besuchen wirklich so für einen da sind, sie einen aufnehmen. Es ist unglaublich, diese Gastfreundschaft, die sie uns gegenüber zeigen. Dann zu sehen, dass sie jetzt von einem Moment auf den anderen alles verloren haben, ist schon sehr tragisch.

Genau deswegen habe ich aber auch Hoffnung, weil wir als Diözesanstelle sofort etwas machen können. Wir haben unsere Partner vor Ort. Das Geld ist sofort schon dort. Die andere Hälfte unserer Soforthilfe – ich habe ja nur von der ersten Hälfte der Spenden gesprochen – kommen direkt Partnern zugute, die uns aus Haiti angeschrieben haben und gesagt haben: Wir haben drei Ordensgemeinschaften, die sind genau in den betroffenen Regionen und sie brauchen Ernährung, Wasser, Zelte. Könnt ihr uns da helfen? Und denen haben wir sofort geholfen. Sie haben vor Ort die Möglichkeit, das da hinzubringen.

Das Interview führte Martin Mölder.


Das vom Erdbeben zerstörte Bischofshaus in Les Cayes. / © Bodelaire Martial (Erzbistum Köln)
Das vom Erdbeben zerstörte Bischofshaus in Les Cayes. / © Bodelaire Martial ( Erzbistum Köln )
Quelle:
DR
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