Eine theologische Betrachtung zu Allerseelen

In Gott gibt es keinen Tod mehr

Am Allerseelentag gedenken Katholikinnen und Katholiken ihrer Verstobenen. Dabei wird auch der Blick gen Himmel gelenkt und auf die Frage, was nach dem Tod kommt.

Autor/in:
Von Fabian Brand
Eine Chrysantheme auf einem Grabstein  / © Cecilia Fabiano/LaPresse/AP (dpa)
Eine Chrysantheme auf einem Grabstein / © Cecilia Fabiano/LaPresse/AP ( dpa )

"Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben": So heißt ein Film aus dem Jahr 1975, der im Bayerischen Fernsehen traditionell rund um Allerheiligen gezeigt wird. 

Die Geschichte stammt ursprünglich von Franz von Kobell und ist schnell erzählt: Der Brandner Kaspar betrügt den Tod beim Kartenspielen und darf deswegen noch einige Jahre länger leben als von der göttlichen Allwissenheit geplant. 

So wird der Blick auf den Himmel gelenkt, wo das allerlei Verwirrung stiftet. Es ist ein bayerischer Himmel freilich - ein Himmel, in dem es Weißwürste gibt und in dem die Heiligen aus Bayern zusammenkommen, um miteinander zu fachsimpeln.

Wie stellen Sie sich den Himmel vor? 

Wie stellen Sie sich den Himmel vor? Die Menschen der vergangenen Jahrhunderte hatten ihre ganz eigenen Vorstellungen von dem, was nach diesem Leben auf Erden kommt. Manchmal waren diese Ideen allzu fantastisch wie in der Geschichte vom Brandner Kaspar oder vom Münchner im Himmel. Oder die Vorstellung eines Schlaraffenlandes, in dem die gebratenen Tauben umherfliegen. 

Himmel - das muss doch etwas sein, was gar nicht zu übertreffen ist, was alle Vorstellungen übersteigt. Und was vor allem das anbietet, was es auf Erden nicht gibt, was viele Menschen aber allzu gerne hätten. "Das ist der Himmel auf Erden", sagt man mitunter, wenn es einem besonders gut geht.

Die Frage nach dem Danach

Der Allerseelentag lenkt den Blick auf den Himmel, und er widmet sich der Frage, was danach kommt. Allerseelen heißt: Wir denken an die Menschen, die vorausgegangen sind, die gestorben sind im Glauben, dass sie mit Christus zum ewigen Leben auferstehen. An Allerheiligen und Allerseelen besuchen Christinnen und Christen die Gräber ihrer Verstorbenen; sie trauern um Menschen, die sie auf unserem Lebensweg begleitet haben. Und nicht selten fragt man gerade an diesen Tagen auch: Wo sind unsere Verstorbenen jetzt? Wie müssen wir uns diesen Ort vorstellen, an den sie gegangen sind?

Der Prophet Jesaja hat sich schon vor über 2.500 Jahren mit diesen Fragen auseinandergesetzt. Er schreibt: "An jenem Tag wird der Herr der Heerscharen auf diesem Berg - dem Zion - für alle Völker ein Festmahl geben" (Jes 25,6a). 

Festlich gedeckte Tafel an Weihnachten  (shutterstock)

Auch für Jesaja hat die neue Welt etwas mit Essen und Trinken zu tun. Das Festmahl ist für den Propheten die Vorstellung einer himmlischen Herrlichkeit, in der es alles im Überfluss gibt. Festmahl halten heißt aber auch: Dort geht es festlich zu, dort ist man frohgestimmt, dort feiert man miteinander und freut sich des Lebens.

Kein Tod und keine Trauer mehr

In der Konsequenz kann Jesaja deshalb sagen: "Er hat den Tod für immer verschlungen und Gott, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen" (Jes 25,8). 

Die Menschen feiern miteinander, weil all das, was dem Leben die Freude nehmen würde, nicht mehr existiert. Es gibt keinen Tod mehr und keine Trauer, es gibt kein Dunkel mehr, das das strahlende Licht des Lebens verfinstern würde. "Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm", heißt es im ersten Johannesbrief (1,5). Oder anders gesagt: Gott ist Leben und kein Tod ist in ihm.

Wie kann man sich den Himmel also vorstellen? Der Prophet Jesaja legt eine Spur, die in der Bibel an unterschiedlichen Stellen aufgenommen und weitergeführt wird. Zentral ist der Gedanke, dass Gott das Leben ist und dass es in ihm keinen Tod mehr gibt. Als Christen feiern wir dieses Geheimnis mit Blick auf Christus, der in seinem Sterben den Tod ein für alle Mal überwunden hat. Seine Auferstehung ist unsere Auferstehung, sein Leben ist unser Leben. Das ist der Glaube, mit dem wir diesen Allerseelentag feiern: dass unsere Verstorbenen bei Gott leben und in seiner Gegenwart geborgen sind.

Auch im Sterben nicht allein

Als Christinnen und Christen müssen wir den Tod nicht beim Kartenspiel über den Tisch ziehen. Wir dürfen hoffen, dass Gott an unserer Seite steht, dass er es ist, der uns auch im Sterben nicht alleine lässt. Das ist der Glaube, der bereits Jesaja getragen hat, der deshalb bekennen kann: "An jenem Tag wird man sagen: Siehe, das ist unser Gott, auf ihn haben wir gehofft, dass er uns rettet" (Jes 25,9). In dieser Hoffnung dürfen wir leben und sterben.

Allerheiligen und Allerseelen

An Allerheiligen gedenken Katholikinnen und Katholiken der Verstorbenen. Ursprünglich war der 1. November jedoch kein Tag des Totengedächtnisses, sondern ein Fest für alle - auch die unbekannten - Heiligen. Eigentlicher Totengedenktag ist der 2. November, das Fest Allerseelen. Doch da Allerheiligen in einigen Ländern Feiertag ist, hat es sich durchgesetzt, an diesem Tag schon die Friedhöfe zu besuchen und die Gräber zu segnen.

Symbolbild Kerzenlicht / © Bobby Stevens Photo (shutterstock)
Symbolbild Kerzenlicht / © Bobby Stevens Photo ( shutterstock )
Quelle:
KNA