EKD-Friedensbeauftragter gegen höhere Militärausgaben

"Militärausgaben sind tote Ausgaben"

Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Friedrich Kramer, steht höheren Militärausgaben ablehnend gegenüber. Deutschland solle eher Geld in Gerechtigkeit, etwa für Entwicklungsprojekte, stecken.

Autor/in:
Dirk Löhr
Bundeswehrsoldat in Gao, Mali / © Michael Kappeler (dpa)
Bundeswehrsoldat in Gao, Mali / © Michael Kappeler ( dpa )

"Ich glaube, dass die reine Logik der militärischen Stärke Deutschland nicht sicherer macht", sagte der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Magdeburg. Wenn Deutschland sich zum Ziel setze, zwei Prozent seines Bruttoinlandproduktes in die Armee zu stecken, sollte die Hälfte davon für Gerechtigkeit, etwa für Entwicklungsprojekte, ausgeben werden. "Das hilft auf andere Weise dem Frieden", betonte der Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM).

Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, zündet nach dem Gottesdienst in der Kirche eine Kerze an / © Steffen Schellhorn (epd)
Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, zündet nach dem Gottesdienst in der Kirche eine Kerze an / © Steffen Schellhorn ( epd )

Gesamteuropäisches Sicherheitsmodell

Kramer sprach sich für ein gesamteuropäisches Sicherheitsmodell aus. Dieses müsse sicherstellen, dass Landesverteidigung jederzeit möglich sei, ohne dass die Kosten dafür ins Extreme stiegen, sondern eher noch minimiert würden.

Für ihn als Bürger bleibe es ein Rätsel, wie jedes Jahr fast 50 Milliarden Euro im Haushalt für die Bundeswehr eingeplant seien, und dann so wenig wirklich funktioniere. "Militärausgaben sind tote Ausgaben", sagte der Leitende Geistliche der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Es brauche vielmehr ein mehrfunktionales Konzept, das auch Reaktionen auf andere Herausforderungen - etwa Umweltkatastrophen - zulasse.

Kriegsverantwortliche vor Gericht stellen

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist die Gemeinschaft der 20 evangelischen Landeskirchen in der Bundesrepublik. Wichtigste Leitungsgremien sind die EKD-Synode mit ihren Mitgliedern, die Kirchenkonferenz mit Vertretern der Landeskirchen sowie der aus ehrenamtlichen Mitgliedern bestehende Rat. Sitz des EKD-Kirchenamtes ist Hannover.

Synode der EKD / © Norbert Neetz (epd)
Synode der EKD / © Norbert Neetz ( epd )

Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist es für Kramer "erfreulich, dass die Weltgemeinschaft diesen Rechtsbruch sehr klar verurteilt". Der Krieg sei auch Anlass zu Strafverfolgung. Die Verantwortlichen für diesen Krieg gehörten vor internationale Tribunale. "Damit wird Putin zum Kriegsverbrecher - und alle, die ihn tragen", erklärte der Bischof.

Er widersprach dem Vorschlag von Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) einer Rückkehr zur allgemeinen Wehrpflicht. Seine Ablehnung schloss auch einen zivilen Pflichtdienst ein. "Ich halte viel mehr vom Freiwilligendienst. Ich bin der festen Überzeugung, dass Pflichtdienste problematisch sind, egal ob zivil oder militärisch", sagte der Bischof.

Gebet klärt Gedanken 

Kramer erläuterte zudem die Kraft des Gebetes, gerade in Konfliktsituationen. "Wir sind alle hilflos angesichts dieses Krieges. Im Gebet kann ich mich in dieser Hilflosigkeit, mit meiner Wut und meinen Ängsten an Gott wenden", sagte er.

Zudem kläre ein Gebet seine Gedanken, sodass er selbst aktiv werden könne. Nicht zuletzt bewahre ihn das Gebet auch davor, in ein stumpfes Freund-Feind-Schema zu verfallen. "Wenn ich lese, dass sich in Baden-Württemberg ein Gastwirt geweigert hat, einen Russen zu bedienen, denke ich, das darf nicht sein. Da dürfen wir nicht hinkommen", betonte der EKD-Friedensbeauftragte.

Quelle:
epd