EKD-Präses Heinrich verärgert über Kritik an Klimaprotesten

"Als ob wir froh sind"

Die Präses der Synode der EKD, Anna-Nicole Heinrich, ist verärgert über die Diskreditierung von Klimaaktivisten: "'Fridays for Future' wurde zu Beginn trivialisiert, die 'Letzte Generation' wird jetzt kriminalisiert".

Autor/in:
Corinna Buschow und Franziska Hein
Anna-Nicole Heinrich / © Jens Schulze (epd)
Anna-Nicole Heinrich / © Jens Schulze ( epd )

Die Abwehrmechanismen gegen Menschen, die sich laut für ihre Anliegen einsetzten, finde sie erschreckend. Die viel größere Bedrohung durch die Schäden des Klimawandels scheine dahinter zu verschwinden. "Als ob wir froh sind, nicht auf die wirkliche Bedrohung gucken zu müssen", sagte die 26-Jährige dem Evangelischen Pressedienst (epd).

"Letzte Generation"

"Letzte Generation" ist ein Bündnis von Aktivisten aus der Umweltschutzbewegung mit dem erklärten Ziel, durch Mittel des zivilen Ungehorsams Maßnahmen der deutschen und der österreichischen Bundesregierung gegen die Klimakrise zu erzwingen. Es bildete sich 2021 aus Teilnehmern des Hungerstreiks der letzten Generation. Ihre Anfang 2022 einsetzenden Aktionen bezeichnen die Aktivisten des Bündnisses als Aufstand der Letzten Generation.

Aktivisten der Umweltgruppe Letzte Generation haben die Fassade der SPD-Bundeszentrale beschmiert / © Julius-Christian Schreiner/TNN (dpa)
Aktivisten der Umweltgruppe Letzte Generation haben die Fassade der SPD-Bundeszentrale beschmiert / © Julius-Christian Schreiner/TNN ( dpa )

Apell an Regierung nicht demokratiefeindlich

Es habe sie irritiert, wie schnell und vehement gegen Aktivistinnen und Aktivisten vorgegangen werde, sagte Heinrich. Es zeige sich klar, dass sie die demokratische Grundordnung eben nicht infrage stellten, sondern ihre Anliegen an die Verantwortlichen richteten. "Die Aktivisten fordern ja gerade nicht, dass die Regierung weg muss, sondern sie appellieren an die Regierenden, sich an die vereinbarten Klimaziele zu halten", unterstrich Heinrich. Auch das Bundesverfassungsgericht habe festgestellt, dass die Bundesregierung mehr für das Erreichen der Klimaziele tun müsse.

Durchsuchung bei "kriminieller Vereinigung"?!

Anfang der Woche hatte es Hausdurchsuchungen bei Klimaaktivsten der "Letzten Generation" gegeben. Die Klimaaktivsten sorgen regelmäßig für Schlagzeilen, weil sie Straßen durch Festkleben am Asphalt blockieren und Kunstwerke mit Flüssigkeiten attackieren. Eine Vertreterin der "Letzten Generation" hatte auf der EKD-Synode im November in Magdeburg gesprochen und um Unterstützung durch die Kirche geworben.

'Letzte Generation' als Türöffner verstehen

Heinrich wies Kritik zurück, die Protestformen der "Letzten Generation" seien kontraproduktiv für den Klimaschutz. "Wenn ich auf das Thema 'Letzte Generation' angesprochen werde, habe ich meistens danach auch die Möglichkeit, über Klimaschutz zu sprechen. Somit sind die Proteste an vielen Stellen auch Türöffner, sich über die inhaltliche Sache auszutauschen."

CDU kritisiert Heinrichs Haltung

Der Evangelische Arbeitskreis der nordrhein-westfälischen CDU hatte nach der EKD-Synode die Haltung von Heinrich zur "Letzten Generation" kritisiert und gewarnt, dies könne der evangelischen Kirche "unermesslichen Schaden zufügen und die Leidensfähigkeit vieler Mitglieder in Anspruch nehmen". Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, nahm eine Einladung des EAK zu einer Debatte über die Bedeutung von Gewalt und Frieden in der evangelischen Kirche an.

Klima- und Umweltschutz in der Kirche

Die Deutsche Bischofskonferenz beschäftigt sich seit den 1980er Jahren mit ökologischen Fragen. Papst Franziskus’ Enzyklika Laudato si’ – Über die Sorge für das gemeinsame Haus hat im Jahr 2015 dem christlichen Auftrag zur Schöpfungsverantwortung auf weltkirchlicher Ebene Aufmerksamkeit verschafft. Daran anschließend hat der Papst im Februar 2020 mit dem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Querida Amazonia die Themen der Enzyklika am Beispiel Amazoniens konkretisiert.

Symbolbild Biodiversität, Biene, Artenvielfalt. Natur / © Kateryna Ovcharenko (shutterstock)
Symbolbild Biodiversität, Biene, Artenvielfalt. Natur / © Kateryna Ovcharenko ( shutterstock )
Quelle:
epd