Trotz bestehender Dissonanzen im Verhältnis zu der offiziellen Haltung der orthodoxen Kirche Russlands zum Ukraine-Krieg sei es wichtig, im Gespräch zu bleiben, sagte Kurschus am Montagabend in Münster. Deshalb sei sie froh, dass russisch-orthodoxe Vertreter zur 11.Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), die von Mittwoch an für neun Tage in Karlsruhe zusammenkommt, eingeladen wurden.
Sie sei sich bewusst, dass es schwierige Begegnungen in Karlsruhe werden könnten, sagte die westfälische Präses. Dem obersten Repräsentanten der Kirche in Moskau, Patriarch Kyrill, warf sie wegen seiner Rechtfertigung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine erneut "Gotteslästerung" vor.
"Notwendigkeit zur Versöhnung" besteht
Anders als der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Friedrich Kramer, sprach sich die EKD-Ratsvorsitzende für begrenzte Waffenlieferungen an die Ukraine aus. Das ukrainische Volk habe ein Recht auf Selbstverteidigung, das ihm auch nach dem Völkerrecht zustehe, sagte Kurschus auf einer Veranstaltung des Vereins Westfalen e.V..
Ausgehend von dem Jesus-Wort "Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne?" warb die EKD-Ratsvorsitzende für eine differenzierte Haltung zum Krieg. In der gegenwärtigen Situation in der Ukraine gehe es darum, einer Aggression Einhalt zu gebieten, erklärte Kurschus. Waffenlieferungen könnten immer nur die Ultima Ratio sein. "Ich begrüße keine Waffenlieferung", betonte die westfälische Präses. Waffen seien nicht geeignet, Frieden zu schaffen. Das Schweigen der Waffen bedeute auch noch nicht automatisch Frieden. Selbst wenn zurzeit ein Ende des Kriegs nicht absehbar sei, bleibe die "Notwendigkeit zur Versöhnung" bestehen, sagte Kurschus.