Bildugsexperte mahnt zur Besonnenheit in der Krise

"Empörung ist Energieverschwendung"

Der kirchliche Bildungsexperte Dieter Niermann rät angesichts zunehmender Konflikte in der andauernden Corona-Krise dazu, der Empörung mit Besonnenheit zu begegnen. Man verschwende seine Energie, wenn man sich darüber aufrege.

Autor/in:
Dieter Sell
Mann mit einer Maske an der Hand / © sun ok (shutterstock)
Mann mit einer Maske an der Hand / © sun ok ( shutterstock )

Angesichts zunehmender Konflikte in der andauernden Corona-Krise rät der kirchliche Bildungsexperte Dieter Niermann dazu, dem wachsenden Empörungsgefühl mit Besonnenheit zu begegnen. "Empörung ist Energieverschwendung", sagte der Leiter des Evangelischen Bildungswerkes in Bremen dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Die Adventszeit als Zeit der Besinnung lädt mich ein, das Wesentliche nicht aus dem Blick zu verlieren, mich nicht zu empören, sondern besonnen zu bleiben oder wieder zu werden."

Erhebliches Empörungspotenzial

Die Polarisierung in den Debatten und der rauer werdende Tonfall seien Indizien in der Gesellschaft "und eben auch in mir" für ein erhebliches Empörungspotenzial, führte der Bildungswissenschaftler aus. "Menschen, die ich schätze und mit denen mich sehr viel verbindet, verhalten sich anders, als ich es mir wünschen würde. Menschen, die ich schätze, empfinden Dinge anders als ich sie empfinde." In weniger angespannten Zeiten verbuche er beides als Bereicherung einer bunten, lebendigen und lebensfrohen Gesellschaft: "Jetzt aber wecken sie in mir das ansonsten für mich eher ungewohnte Gefühl der Empörung."

Problematische Perspektivwechsel

"Ist erst einmal die Perspektive gewechselt, sind zuversichtliches Denken und Hoffnung nicht mehr klar vor Augen, dann gerät mit rasanter Geschwindigkeit immer mehr Problematisches in den Blick", warnte der Pädagoge. "Vielleicht bin ich auch einfach ein bisschen durch, bin ich nach den vielen Monaten unter besonderen Rahmenbedingungen trotz zuversichtlicher Grundhaltung und Lebensfreude dünnhäutiger geworden?", formulierte Niermann eine Frage, von der er denkt, dass sie gerade viele Menschen bewegt.

Adventszeit zum Nachdenken nutzen

Wer die Adventszeit nutze und darüber nachdenke, tue etwas dafür, dass belastende Gedanken nicht die Oberhand gewinnen, sagte er. Er habe sich einerseits vorgenommen, "mit meiner Sicht der Dinge nicht schüchtern hinterm Berg  zu halten". Er wolle andererseits aber auch "das, was mir am Herzen liegt, anderen hinhalten wie einen wärmenden Mantel, damit sie sich hineinhelfen lassen. Zumindest einmal zum Anprobieren - um sich dann im Spiegel nach links und rechts zu drehen, um zu schauen, ob es ihnen passen könnte, was mir schon länger gefällt."


Quelle:
epd
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